Sicher kann die Aktion der Spieler auch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden. Denn womöglich ist sie mehr als ein sanftes Ruhekissen, womöglich ist sie Zeichen eines wachen Gewissens. Sich unwohl bei etwas zu fühlen und es unter sanftem Protest trotzdem zu tun – das kennt doch jeder. Daran sei erinnert: Den Kardinalfehler, ein WM-Turnier in ein Land zu vergeben, das es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt, haben Fifa-Funktionäre begangen. Sie waren es auch, die weggeschaut haben, als es um menschenunwürdige Bedingungen geknechteter Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen ging. Die erst dann behutsam beim WM-Gastgeber insistierten, als der politische Druck immer größer wurde und das Wort Boykott die Runde machte. Und jetzt sollen es ausgerechnet die Spieler sein, die diesem Turnier eine Absage erteilen?
Es gilt, die Missstände in Katar sichtbar zu machen, aufmerksam zu sein und den Dialog zu suchen. Das sagt nicht die Fifa, nicht der DFB. Das sagt Amnesty International. In aufmerksamen Fußballern haben die Menschenrechtler nun Verbündete gefunden.
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