Beim Gladbacher 1:0 gegen Dortmund ist ein Platzverweis das zentrale Thema
Abwinken wird zum Ärgernis: Beim Gladbacher 1:0 gegen Dortmund ist ein Platzverweis das zentrale Thema
Schiedsrichter Deniz Aytekin (rechts) schickt Mahmoud Dahoud vom Platz – der sich unschuldig fühlt. Foto: Imago
imago images/Chai v.d. Laage

Mönchengladbach. Nur kurz gaben sich die Anhänger von Borussia Mönchengladbach nach vollbrachtem Sieg ein letztes Mal den negativen Emotionen hin, die zu einem prägenden Motiv des Duells gegen Borussia Dortmund geworden waren. Inmitten der Erfolgsgesänge brüllten sie noch einmal ihre Schmähungen gegen Marco Rose, trotzig, mit einem „Das hast du jetzt davon“-Unterton. Sie hatten nicht nur die Dortmunder, sondern auch ihren ehemaligen Trainer mit 1:0 besiegt, der nach seinem Wechsel von der einen zur anderen Borussia unter vielen Gladbacher Anhängern jedes Ansehen verloren hat.

Schiedsrichter Deniz Aytekin (rechts) schickt Mahmoud Dahoud vom Platz – der sich unschuldig fühlt. Foto: Imago
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Nun feierten sie nicht zuletzt, dass ihr Zorn und ihre Rachegelüste tatsächlich irgendwie geholfen hatten. Das ganze emotionale Gemisch hatte nämlich einen großen Einfluss auf diesen Abend genommen – auch auf Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der Unparteiische gab der Partie aus einem Impuls der Verärgerung heraus eine neue Richtung, als er BVB-Spieler Mahmoud Dahoud mit einer Gelb-Roten Karte des Feldes verwies.

Die Vorkommnisse aus jener 40. Minute wurden im Nachgang zum Schlüsselmoment dieses Spiels erklärt. Der bereits mit einer Gelben Karte verwarnte Dahoud hatte nach einem Foul und dem fälligen Pfiff des Unparteiischen reflexhaft abgewunken, woraufhin er eine zweite Karte gezeigt bekam. „Völlig übertrieben“ sei diese Strafe, fand der Dortmunder Lizenzspielerchef Sebastian Kehl, und selbst der Gladbacher Trainer Adi Hütter räumte ein, dass er sich „geärgert hätte“, wenn einer seiner Spieler nach so einer vermeintlichen Allerweltsaktion vom Platz geflogen wäre. Die Tektonik des gesamten Spiels veränderte sich danach, die schon vorher etwas besseren Gladbacher wurden endgültig zur dominierenden Mannschaft. Und Aytekin musste sich nach dem Abpfiff rechtfertigen.

Man könne schon sagen, dass der Platzverweis „einzeln betrachtet zu hart ist“, sagte er, doch „in der Summe war dieses Abwinken zu viel“. Er habe „ein Zeichen setzen wollen“. Zuvor hatte bereits Raphael Guerreiro einen Foulpfiff mit einer ähnlichen Geste kommentiert, woraufhin Aytekin die klare Mahnung aussprach, bei der nächsten Aktion dieser Art Gelb zu zeigen. „Dieses ständige Abwinken möchte ich einfach nicht mehr“, sagte Aytekin. Seine Vorwarnung hatte er allerdings gegenüber Guerreiro und nicht gegenüber Dahoud ausgesprochen, Dortmunds Kapitän Mats Hummels bezeichnete die Entscheidung daher als „falsch“.

Es war ein schwierig zu handhabender Moment, und erstaunlicherweise war es Rose, der Mann im Zentrum der emotionalen Stürme, der die klarsten Worte zu dieser Szene fand. Die Situation sei „komplex“, sagte er, und „Herr Aytekin hat natürlich recht damit, dass wir das nicht brauchen.“ Allerdings geht es um eine „Linie“, die ihm an dieser Stelle fehle.

Zum Zeitpunkt des Platzverweises führten die Gladbacher allerdings nach einem Treffer von Denis Zakaria bereits mit 1:0, und in Überzahl retteten sie den Vorsprung mit viel Hingabe und getragen von der Energie des Stadions ins Ziel. Er habe „viel mehr Leidenschaft, Begeisterung und Emotion gesehen“ als in den etwas blutleeren vorangegangenen Partien, sagte Gladbachs Trainer Hütter. Der Dortmunder Lizenzspielerchef Kehl räumte unterdessen ein, dass der BVB ganz unabhängig von dem Platzverweis „nicht gut genug“ gewesen sei. Besonders die Offensive war erschreckend harmlos, nachdem sich Marco Reus sowie Erling Haaland im Abschlusstraining verletzt hatten und ausfielen.

Die Dortmunder bringen daher eine ernüchternden Erkenntnis mit vom Niederrhein: Wenn Reus und Haaland fehlen, haben sie ein massives Problem im Angriff. Der 16-jährige Youssoufa Moukoko schießt zwar ab und zu ein Tor, ist aber noch kein Stürmer, der Spiele prägen kann. Und Neuzugang Donyell Malen läuft bisher nur mit.

Von unserem Mitarbeiter Daniel Theweleit

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