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05er müssen sich nicht schämen – Lewandowski beim 0:3 nicht zu halten

Mit vereinten Kräften: Die Mainzer Niko Bungert (links) und Pablo de Blasis versuchen sich gemeinsam im Luftkampf gegen Bayern-Stürmer Robert Lewandowski. Der Pole traf in Mainz zweimal.

Mainz. Niko Bungert hatte das Glück - oder besser: das Pech –, einen der derzeit weltbesten Stürmer aus nächster Nähe miterleben zu dürfen. Oder besser: zu müssen. Der Abwehrspieler des FSV Mainz 05 war bei der Bundesligapartie gegen den FC Bayern München meist direkter Gegenspieler von Robert Lewandowski. „Er ist eigentlich nicht zu verteidigen“, bekannte Bungert nach dem 0:3 (0:0) gegen den Rekordmeister.

Von unserem Sportchef Jochen Dick

Gut, wenigstens hatte Lewandowski keine fünf Tore in neun Minuten gemacht wie beim aufsehenerregenden 5:1 gegen den VfL Wolfsburg. Zwei Treffer in zwölf Minuten lautete die Ausbeute des Polen in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. „Lewy hat eine kleine Krise“, witzelte daraufhin Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer. So eine Krise hätte wohl jeder gern: Nur wenige Stürmer auf diesem Erdball setzen einen Kopfball so wie Lewandowski zum 1:0 (51.). Hierzu Bungerts Augenzeugenbericht: „Die Flanke kommt in dem Moment, in dem er einen Schritt zurück in unseren Rücken macht. Als der Ball über mich fliegt, denke ich, den kann er nicht so drücken, dass er reingeht.“ Lewandowski konnte; platzierte das Spielgerät passgenau in den allenfalls ballbreiten Spalt zwischen Pfosten und der Hand von 05-Torwart Loris Karius.

Dieses Tor war nur ein Beispiel für das nicht ganz neue Dilemma, in dem die meisten Bayern-Gegner stecken: Selbst eine konzentrierte, gute Leistung reicht nicht aus, um gegen den Branchenführer etwas mitnehmen zu können. „Wir müssen uns nicht schämen“, stellte der Mainzer Trainer Martin Schmidt fest, dessen Team in der ersten Halbzeit auf einem mehr als guten Weg war. Wenige Räume für das Münchner Kombinationsspiel, viele gewonnene Zweikämpfe, ein verschossener Foulelfmeter von Thomas Müller (21.), eine dicke Chance von 05-Stürmer Yoshinori Muto (28.) – vieles im ersten Spielabschnitt hätte den Favoriten aus Bayern entsetzlich nerven müssen. Doch der Tabellenführer verlor einfach nicht die Nerven. Mit immenser Ball- und Selbstsicherheit zogen die Gäste ihre Angriffe auf, geduldig, zur Not auch mit Esprit und Tempo.

Hier kommt den Bayern die unglaubliche Schnelligkeit ihrer Außen Douglas Costa und Kingsley Coman zugute, die das Münchner Spiel im Gegensatz zur Vorsaison noch variabler machen. „Es ist zermürbend, wenn man nicht mehr an den Ball kommt“, sagte 05-Manager Christian Heidel im Hinblick auf die einseitige zweite Halbzeit. „Aber da sind wir ja in bester Gesellschaft.“ Derzeit hat wohl einzig Borussia Dortmund realistische Chancen, mit dem Meister mitzuhalten. Am Sonntag (17.30 Uhr) kommt es zum Duell mit der Borussia und dem ehemaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel. „Ganz Deutschland freut sich darauf“, weiß Bayern-Verteidiger Jerome Boateng.

Tuchels Nach-Nachfolger bei den 05ern, Martin Schmidt, wird nun Team und Taktik für das Freitagsspiel bei Aufsteiger Darmstadt 98 herrichten müssen. Trotz aller bayerischen Überlegenheit fehlte es den Mainzern an Passgenauigkeit, Handlungsschnelligkeit und Eigeninitiative im Spiel nach vorn. „Es hat trotzdem Spaß gemacht“, erklärte Kapitän Julian Baumgartlinger. Nach nun zwei Niederlagen in Folge ist es auch für die Mainzer an der Zeit, sich wieder auf den Ernst des Lebens und der Liga zu konzentrieren.

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