Der Heimkampf der Zweitliga-Ringer des VfL Bad Kreuznach am Samstag gegen den AC Heusweiler droht auszufallen. Der Grund ist einfach, ungewöhnlich und bitter zugleich: Es steht keine passende Halle zur Verfügung. Hintergrund ist ein vereinsinterner Disput.
Die Ringer-Abteilung des VfL war bis vor ein paar Wochen davon ausgegangen, dass sie am Samstag die Jahnhalle, die in Besitz des Gesamtvereins ist, nutzen kann. Geplant waren zwei Kämpfe, neben dem Zweitligaduell sollte auch der Kampf der zweiten Mannschaft in der Rheinland-Pfalz-Liga über die Bühne gehen.
Hockey-Abteilung verfügt seit einem Jahr über Zusage
Vor einigen Wochen fiel dann auf, dass die Hockey-Abteilung des VfL an diesem Wochenende ihr Kinderturnier veranstaltet und die Jahnhalle am Samstag als Austragungsort dafür fest eingeplant hat. „Das war mir vor einigen Monaten anders gesagt worden. Da hieß es, dass die Hockeyspieler nur die Halle am letzten Oktober-Wochenende benötigen. Da sind wir dann ja auch nach Bingen ausgewichen. An unseren anderen Heimterminen sollte sie frei sein“, erläutert Oliver Eich, Geschäftsführer der Zweitliga-Ringer.
Heike Bruckner, die Präsidentin des VfL, sagt: „Wir legen innerhalb des VfL Wert auf eine klare und gute Kommunikation, auch zwischen den Abteilungen. Nach dieser Absprache ist die Halle am Wochenende für Hockey vorgesehen, weil schon länger ein Turnier mit vielen Gästemannschaften geplant ist.“ Thorsten Ackermann, einer der Turnierorganisatoren, ergänzt: „Der Termin wurde uns vor etwa einem Jahr schriftlich bestätigt. Daraufhin haben wir dann die vielen Gästeteams eingeladen. Dafür gibt es ja das Buchungssystem, in dem jeder transparent sehen kann, wann und von wem die Halle genutzt wird.“ Von einer anderen, mündlichen Absprache wissen weder Heike Bruckner noch Ackermann etwas. Eich sagt: „Ich wurde gefragt, ob ich etwas Schriftliches habe, aber dem ist leider nicht so. Ich habe mich da auf mündliche Aussagen verlassen.“
„Ich hätte mir gewünscht, dass wir die Halle an unseren fünf Heimterminen bekommen. Oliver Eich
Eich hat sich in den vergangenen Tagen mehrere Ausweichhallen angeschaut, aber keine freie Halle ist für die große Wettkampfmatte und für 200 bis 300 Zuschauer ausgelegt. „Die Hockey-Kinder waren ja auch schon in anderen Hallen, beispielsweise in der Alfred-Delp-Schule in Hargesheim. Schade, dass sie das dieses Jahr nicht wieder machen. Für sie ist das ja ohne großen Aufwand möglich“, sagt Eich. Ackermann erklärt: „Wir haben uns nach anderen Hallen umgeschaut, die wir dann aber zusätzlich genutzt hätten, weil die Nachfrage nach unserem Turnier so groß ist. Aber meines Wissens sind keine adäquaten Hallen frei.“ Die Hockey-Abteilung plant am Samstag in der Jahnhalle Spiele von 9 bis 20 Uhr. Ein frühzeitiges Spielende um 14 Uhr, um dann Platz für die Ringer zu machen, würde bedeuten, dass 24 Spiele ausfallen würden. „Der Spielplan steht seit Wochen. Die Teams kommen aus ganz Deutschland und verlassen sich darauf, dass sie bei uns ihre Spiele bekommen“, erklärt Ackermann, warum ein Entgegenkommen nicht möglich ist. Er betont: „Dabei habe ich ein großes Herz für alle Sportler, auch für die Ringer.“
Der Ärger von Eich richtet sich denn auch weniger gegen die Hockey-Abteilung als gegen die Spitze des Vereins: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Präsidentin des Vereins klar gesagt hätte, dass wir an unseren Heimterminen die Halle bekommen, weil es für Ringer schwerer ist auszuweichen als für Hockeyspieler. Das wäre auch eine Anerkennung für den Spitzensport gewesen, den wir bieten. Wir haben ja nur fünf Heimkämpfe, und mit einem sind wir schon ausgewichen. Da hängt ja auch finanziell einiges für uns dran. Das weiß der Hauptverein doch ganz genau.“ Heike Bruckner entgegnet: „Ein solches Machtwort könnte ich gar nicht aussprechen, das ist einzig und allein Sache des gesamten Präsidiums.“ Ganz generell sagt sie: „Die aktuelle Situation und Kommunikation tut mir im Herzen weh. Gerade weil ich als Präsidentin unter anderem zusammen mit dem stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Christoph Anheuser hart für die Zweitliga-Teilnahme über das Ticket des VfL gerungen habe. Die WKG musste sich leider auflösen und so war Hilfe und Unterstützung des Hauptvereins gefordert. Dies haben wir geleistet und somit geliefert. Leider hat Oliver Eich die Suche nach einer Ersatzhalle erst nach Monaten wieder aufgenommen. Er ist ein Schaffer, da gehen im Arbeitstrubel schon mal ein oder zwei Termine vergessen. Wir als VfL-Präsidium können nicht von der Grundsatzentscheidung für realistische Planungsprozesse abweichen. Die Absprache und Abstimmung mit anderen Abteilungen zu Sportveranstaltungen oder auch Anbieter privater Sporthallen hätte im Frühjahr, spätestens Sommer und nicht erst Herbst getroffen werden müssen.“
Steffen Oberst ist aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten
Dass es schon länger zwischen den Ringern und dem Präsidium des Gesamtvereins knirscht, wird daran deutlich, dass VfL-Ehrenmitglied Steffen Oberst, ein bekennender Unterstützer der Ringer-Abteilung, aus dem Verwaltungsrat des VfL zurückgetreten ist. Er kritisiert vor allem die mangelnde Sportaffinität im Präsidium des Gesamtvereins. Dort sind die Posten des Sport- und Jugendwarts derzeit nicht besetzt.
Eich hat die am Samstag geplanten Gegner und die Staffelleiter informiert, dass keine Halle zur Verfügung steht. Er geht davon aus, dass die Kämpfe abgesetzt und für die Gegner gewertet werden. „Was ansonsten passiert, welche Strafe wir beispielsweise bekommen, kann ich nicht sagen. So etwas hat es schließlich noch nie gegeben“, sagt Eich.