Das Salinental als Sport-Mekka der Kurstadt Bad Kreuznach hat schon einiges erlebt. Fußball-Weltmeister und Comedians beim AH-Turnier, Weltklasse-Leichtathleten im Stadion-Rund, Hockey-Länderspiele, Kanu-Olympiasieger und und und. Nun ist das Salinental um eine weitere Facette reicher: Es ist beim Stadtwerke-Cup des SFC Nahetal zum Schauplatz eines Schwimm-Weltrekords geworden.
Frank Gruner heißt der Mann aus Eschborn, der regelmäßig Top-Zeiten in der Altersklasse 55 schwimmt. Ihm war bereits vor zwei Jahren das schnelle Wasser des Salinenbads aufgefallen. Deshalb hatte er für dieses Jahr auf zwei Strecken offiziell Rekorde angekündigt. Am ersten Wettkampftag hielt er bereits Wort und schwamm mit 4:50,38 Minuten einen Europarekord über 400 Meter Lagen. Einmal in Fahrt legte er einen Tag später über 400 Meter Freistil nach. Dort hatte er den deutschen Rekord vor einiger Zeit von 4:27 Minuten auf 4:21 Minuten gesteigert. Bei 4:19 Minuten lag der anvisierte Europarekord. Es wurden 4:15,86 Minuten, und damit lag er 0,20 Sekunden unter dem bisherigen Weltrekord.
„Auf den letzten 35 Metern haben ihn die Zuschauer zum Rekord gebrüllt.“
Stefan Nerbas
„Frank war selbst sehr überrascht über die Zeit“, berichtete Stefan Nerbas, der Vorsitzende des SFC. Doch nicht nur das schnelle Wasser beflügelte den schnellen Hessen, auch das Publikum im Salinenbad half kräftig mit. „Auf den letzten 35 Metern haben ihn die Zuschauer zum Rekord gebrüllt“, berichtete Nerbas, der ergänzte: „Das war der sportliche Höhepunkte aller unserer Veranstaltungen.“
Vor zwei Jahren war der SFC angetreten, mit dem Stadtwerke-Cup eine hochwertige Schwimmveranstaltung in der Region anzubieten. „Das Ganze war auf drei Veranstaltungen ausgelegt, und heute können wir sagen, dass es sich gelohnt hat“, bilanzierte Nerbas. Mit mehr als 1300 Starts lockte der Cup erneut zahlreiche ambitionierte Schwimmer, aber auch Einsteiger an. „Eigentlich hatten wir drei Schwimmfeste in einem. Die Masters-Wettbewerbe, die offenen Klassen mit den Jahrgangswertungen und ein kindgerechtes Schwimmen für Sechs- und Siebenjährige“, erklärte Nerbas und fügte an: „Wie die Kinder gestrahlt haben, als sie aus dem Wasser kamen, das war herzzerreißend.“
„Das sind Menschen um die 20, die tolle Arbeit leisten, und deshalb halte ich mich da auch komplett raus.“
Stefan Nerbas
Derartige Wettkampfideen entwickeln beim SFC Constantin Keitel und Alexander Schmid. „Sie sind das organisatorische Hirn der Veranstaltung“, sagte Nerbas, der ergänzte: „Bei uns hat jeder seinen Bereich, und das klappt sehr gut. Wir haben den Verein vor drei Jahren umstrukturiert, das trägt Früchte.“ Als weiteres Beispiel nennt der Vorsitzende den neuen Cheftrainer Tizian Rathgeber, der gemeinsam mit Lena Krause ein neues starkes Team aufgebaut hat. Nerbas: „Das sind Menschen um die 20, die tolle Arbeit leisten, und deshalb halte ich mich da auch komplett raus.“
Das gilt nicht für die Finanzierung des Vereins. „Wir zahlen 20.000 Euro pro Jahr für Bahnmiete. Das ist Wahnsinn“, sagte Nerbas. Jeder beim Stadtwerke-Cup verdiente Euro ermöglicht den SFC-Schwimmern Trainingszeit. „Ohne die Unterstützung der Stadtwerke würde das gar nicht gehen. Trotzdem stoßen wir an Grenzen. Das nächste Jahr ist gesichert, aber danach müssen wir schauen. Vielleicht müssen wir danach alles dichtmachen, bevor wir Pleite gehen“, zeichnet der Vorsitzende ein düsteres Zukunftsbild.
Kaderathlet Patrice Pöppke gewinnt acht Rennen
Dabei zeigen seine Schwimmer, was mit regelmäßigem Training möglich ist. „Jugendliche, die sich vergangenes Jahr auf ein, zwei Strecken für die Rheinlandmeisterschaft qualifiziert hatten, haben die Pflichtzeiten nun über sieben, acht Strecken geschafft. Da ist eine starke sportliche Entwicklung erkennbar.“ Die zeigte sich auch beim Stadtwerke-Cup. Patrice Pöppke, Mitglied im Landeskader, gewann bei seinem Heimspiel sage und schreibe acht Rennen des Jahrgangs 2014. Im gleichen Jahrgang legte Artem Yatsiuk vier Siege nach. Weitere Erfolge feierten in ihren Altersklassen: Michal Kowalik (4), Thomas Pöppke (4), Lena Krause (4), Leon Binder (3), Anja Kneifel (3), Lena Blaschke (3), Tessa Nikodemus (2), Elena Nguyen (2), Stana Fanta, Vanessa Brassel, Malea Eckes, Melina Will, Ben Müller, Daniel Seitz und Fabian Kneifel.
Ebenfalls stark: Amelie Kneifel, Luise Stein und Wiktoria Szczyglowska schwammen Pflichtzeiten für die Landesmeisterschaften Ende Juni. Sie gehören zu Rathgebers Trainingsgruppe, die seit Kurzem dreimal wöchentlich trainiert, was sich direkt bemerkbar gemacht hat. Binder schwamm im Sog von Weltrekordler Gruner zudem zu einer persönlichen Bestleistung von 6:06,72 Minuten über 400 Meter Lagen und erzielte mit seiner Siegerzeit von 27,26 Sekunden über 50 Meter Freistil die höchste Punktzahl aller SFC-Schwimmer.
Fehlstart: Staffel wird disqualifiziert
Er war auch als Schlussschwimmer der 4-x-100-Meter-Lagen-Staffel beim Rennen um den Stadtwerke-Cup eingeplant, doch die Gastgeber wurden disqualifiziert, weil Elena Nguyen als dritte Schwimmerin zu früh ins Wasser gesprungen war. So sicherte sich die SG Rhein-Mosel sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern die ausgelobte Geldprämie. Im Nachwuchsrennen belegten die Gastgeber mit Artem Yatsiuk, Anette Kin, Patrice Pöppke und Marie Lunkenheimer den zweiten Rang. Anette Kin schwamm angetrieben vom Teamgeist eine Bestzeit über 50 Meter Brust. Sie verbesserte sich innerhalb eines Monats um starke sechs Sekunden.