Seine Aussage war nicht zufällig gewählt. Über dem Herbstslalom des RKV hängen dunkle Wolken, auch an einem so sonnigen Wochenende wie dem, an dem die Traditionsveranstaltung zum 61. Mal ausgetragen wurde. Hauptgrund waren die geringen Teilnehmerzahlen. „Wir werden nach der Veranstaltung mal genau nachrechnen, ob sich der ganze Aufwand, den wir betreiben, noch lohnt“, sagte Veranstaltungsleiter Jürgen Huth, der gemeinsam mit seinen Vereinskameraden viele ehrenamtliche Stunden in Auf- und Abbau sowie in die Infrastruktur und eine erstklassige Verpflegung gesteckt hatte.
Es gab Jahre, da waren mehr als 500 Starts zu bewältigen, dieses Mal lag die Starterzahl bei rund 300. Am Samstagnachmittag waren dadurch die Rennen schon frühzeitig beendet, am Salinenwehr war kaum noch etwas los. Dem RKV gingen durch die fehlenden Starter und Zuschauer eingeplante Einnahmen verloren. „Die geringe Beteiligung ist ein großes Problem“, klagte Huth. Dabei hatte der RKV in diesem Jahr sogar etwas Neues zu bieten: Auf der Flachwasserstrecke oberhalb des wilden Wassers konnten sich die Gäste außerhalb der Wettkämpfe versuchen und trainieren. Der eine oder andere nutzte das beispielsweise, um neues Material zu testen.
Doch zurück zum Teilnehmerschwund: Dabei spielen auch strukturelle Probleme eine große Rolle, etwa die Terminierung. Vor allem die Ansetzung der deutschen Meisterschaft am nächsten Wochenende stößt den RKVlern sauer auf. Der Herbstslalom hat dadurch seinen Status als stimmungsvoller Saisonabschluss verloren. Zudem weilten viele ambitionierte Kanuten schon eine Woche vor der DM zum Training in Markkleeberg und eben nicht an der Nahe. Das war auch für die Stützpunkt-Athleten aus Bad Kreuznach so angedacht, doch Cheftrainer Jörg Blees plante um, hatte zwei Wochen zuvor auf der DM-Strecke trainieren lassen, um den Lokalmatadoren den Heimslalom zu ermöglichen. Für nächstes Jahr laufen die Terminverhandlungen, der RKV kämpft um eine Rückkehr zum alten Terminplan.
Den Sport-Interessierten würde einiges entgehen, wenn es den Herbstslalom nicht mehr geben würde. Beispielsweise ein Brüderduell zweier RKVler um die schnellste Tageszeit. Enrico Dietz hatte in diesem Jahr mit 70,66 Sekunden als Sieger der Juniorenklasse knapp die Nase vor seinem Bruder Joshua, der mit 71,13 Sekunden bei den Männern gewann.
Auch für die weiteren Stützpunkt-Athleten ist das Heimrennen von großer Bedeutung. „Zwei von ihnen haben mir besonders gut gefallen“, sagte Blees und verwies auf Viviana Fiedler, die Dritte in der Jugendklasse wurde und mit Rückenwind zur DM reisen kann. Tarek Lemler (beide KSV) gewann sogar die stark besetzte Klasse der Jugendlichen und ließ 16 Kontrahenten hinter sich.
Auch für Paulina Pirro ist der Herbstslalom Jahr für Jahr eine lieb gewonnene Tradition. Die Europa- und Weltmeisterin des KSV stimmte sich mit zwei Siegen auf einen heißen Herbst ein. Nach der DM steht für die 17-Jährige schließlich ihr erster Einsatz im Frauen-Weltcup an. Weitere Heimsiege am Salinenwehr feierten: Elena Bahmann (KSV, Kajak-Einer (K1), Frauen A/B), David Schiel/Simon Schiel (KSV, Canadier-Zweier (C2), Junioren), Rick Bahmann (KSV, K1, Schüler C), Hilda Steitz (KSV, K1, Schülerinnen C), Mascha Stambke/Milena Nikitina (KSV, C2, Frauen), Rick Bahmann/Paulina Pirro (KSV, C2, Junioren), Sandra Schmidt (KSV, Canadier-Einer (C1), Frauen C), Enrico Dietz/Joshua Dietz (RKV, C2, Männer).
In den Teamrennen feierten die RKV-Männer mit den Dietz-Brüdern und Felix Schmidt einen Doppelsieg im Kajak-Einer und Canadier-Einer. Zudem stellte der KSV siegreiche Kajak-Teams in der Juniorenklasse mit Anton Bloch, Tarek Lemler und Simon Schiel, in der Juniorinnenklasse mit Viviana Fiedler, Milena Nikitina und Mascha Stambke sowie bei den Frauen mit Elena Bahmann, Birgit Zinner und Sandra Schmidt.