Serie „Sportliche Familien“
Zehn Kinder, ein Hobby: Familien-Radsport im XXL-Format
Egal ob zu zweit, zu dritt oder zu zehnt unterwegs: Bei Familie Kunz aus Baumholder geht es im Urlaub immer sportlich zu. Meistens auf dem Rad, hin und wieder aber auch zu Fuß beim Wandern.
Kunz

Ob Geschwister, Eltern mit ihren Kindern oder Ehepaare: Sport bringt Menschen aller Art zusammen und sorgt mitunter für interessante Familienkonstellationen. In unserer Serie „Sportliche Familien“ stellen wir genau diese vor. Heute: Die Familie Kunz

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„Bei uns wird es nie langweilig“, sagt Verena Kunz. Kein Wunder. Bei der zwölfköpfigen Familie aus Baumholder ist immer etwas los. Die XXL-Familie, das sind Vater Bernd (52), Mutter Verena (41) und die Kinder Hannah (20), Julian (18), Noah (16), Ben (14), Greta (12), Vincent (9), die Zwillinge Emil und Oskar (6), Theodor (3) und Charlotte (1), hat sich komplett dem Radsport verschrieben. “Irgendein Wettbewerb steht am Wochenende immer an“, sagt sie. Dabei hatten die Kunzes, die in Baumholder einen Bio-Bauernhof betreiben, bis vor wenigen Jahren nichts mit Fahrrädern am Hut gehabt.

„Alles fing mit Julians Schulwechsel an“, erklärt die 41-Jährige. „Aufgrund seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche, wollte er auf eine Schule wechseln, wo der Fokus eher auf anderen Fächern liegt.“ Die Wahl fiel auf das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern, das gleichzeitig eine Eliteschule des Sports und Bundesstützpunkt für Radsport ist. Dort entdeckte Julian das Radfahren für sich.

Ein Schulwechsel, der die ganze Familie veränderte

Seitdem ist im Hause Kunz das Radsportfieber ausgebrochen. „Durch Julian fand erst Hannah Interesse am Radfahren, dann machten auch schnell die anderen Geschwister mit“, sagt Verena Kunz. „Früher hatten wir nicht mal Tour de France geschaut, jetzt läuft den ganzen Tag nichts anderes im Fernsehen.“ Auch beim Frühstück oder Abendbrot gehe es meist um Zweiräder.

Vom klassischen Radfahren auf der Straße über Bahnrad und Mountainbike bis hinzu Cyclocross und Triathlon ist die Kunz-Familie in sämtlichen Radsportarten vertreten – und das überaus erfolgreich.

Familie Kunz beim Radtraining im Urlaub.
Kunz

Familie rast von Erfolg zu Erfolg

Trotz der jungen Leidenschaft konnten die Kunz-Kinder in den vergangenen Jahren in ihren Altersklassen etliche Rheinland-Pfalz-Meisterschaften und Deutsche Meisterschaften sowie Medaillen bei diversen Wettbewerben gewinnen.

Allen voran Hannah Kunz, die mit 20 Jahren nicht nur schon Radsportprofi ist. Sie gilt auch als eines der größten Radsporttalente Deutschlands, fährt für den gleichen Rennstall wie Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar. Hannah krönte sich bereits mehrfach zur deutschen Juniorenmeisterin auf der Straße und auf der Bahn. Dazu kommen Medaillen bei Junioren-Welt- und Europameisterschaften. Des Weiteren wurde sie 2023 zur Junioren-Radsportlerin des Jahres gewählt.

Familienzeit im Sattel

Aus einem Hobby ist so eine erfolgreiche, aber auch zeitintensive Familientradition entstanden. „Wir sind 45 Wochenenden im Jahr unterwegs“, sagt Verena Kunz, die gemeinsam mit Ehemann Bernd die Termine ihrer Kinder koordiniert. „Wir haben uns angewöhnt, zu den Veranstaltungen unser Wohnmobil mitzunehmen und daraus kleine Familienurlaube zu machen.“ Das sei oft stressig, aber auch eine tolle Erfahrung. Und den Kindern gefalle es. „Es ist schön, so zu reisen und immer ein Erlebnis“, erklärt der 14-jährige Ben.

Schließlich finden die Radsportwettbewerbe nicht in Baumholder und Umgebung oder gar in Deutschland statt. „Wir waren schon in Schottland, Italien oder den Niederlanden“, sagt Ben. „Dabei entstehen oft echt tolle und witzige Geschichten“, sagt der 16-jährige Noah und schmunzelt: „Wie das eine Mal, als wir die Fähre verpassten oder als wir unsere Fahrradschuhe vergaßen.“

Oder auch Erinnerungen an bittere Momente, wie sich die 12-jährige Greta erinnert: „Ich gewann mal einen Schokoladen-Pokal in Form einer Radflasche. Er fiel mir runter und ging kaputt. Da war ich natürlich sehr traurig“, sagt sie. „Aber glücklicherweise konnten die Veranstalter Ersatz besorgen.“

Erfolgreiche Jungtalente: Die 20-jährige Hannah Kunz (links) gehört als Weltmeisterin zu den Besten Radsportlerinnen in Deutschland. Auch ihre jüngeren Gescchwister feiern erste Titel.
Horst Schulz

„Gute Organisation ist das A und O“

Bei all den Wettbewerben und Reisen gestaltet sich der Alltag der Familie alles andere als normal. „Schule, Hausaufgaben, Training“, beschreibt Ben den täglichen Ablauf. Sechsmal die Woche, bis zu zwei Stunden und 100 Kilometer pro Einheit, trainieren die Kunz-Kinder für ihre Radsportträume. An Rennwochenenden kommen Packen, Reisen und Wettbewerbe hinzu. „Es ist immer wieder schwierig, alles unter einen Hut zu bringen“, sagt der 14-Jährige.

„Eine gute Organisation ist daher das A und O in unserer Familie“, sagt Verena. Denn bei all dem Radsportaufwand sollen der Biohof und die schulischen Leistungen nicht darunter leiden. „Trotz aller Erfolge haben unser Hof und die Schule immer Vorrang“, betont die 41-jährige Mutter.

Stolz auf das Erreichte, Vorfreude auf das Kommende

Denn, wohin die Karrieren der Kunzes verlaufen, ist noch nicht abzusehen. Doch die Familie ist optimistisch. Hannah Kunz hat es schließlich schon zum Radsportprofi geschafft, ihre Geschwister sind ebenfalls auf dem besten Weg dorthin. „Ich bin sehr stolz auf unsere Kinder“, sagt die zehnfache Mutter. „Und ich bin gespannt, welche Erfolge, Erfahrungen und Erinnerungen in den nächsten Jahren noch dazu kommen werden.“

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