Wobei das Wort gewonnen es nicht richtig trifft: Stieb hat ihn dominiert, denn er sicherte sich bei zahlreichen Rennen den ersten Platz. „Es war ein sehr erfolgreiches Jahr für mich“, bestätigte der 60-Jährige, der in der Gesamtwertung 740 Starter hinter sich ließ.
Rund 20 000 Radkilometer hat er seit Januar bereits in den Beinen. „Von nichts kommt nichts. Das Training ist die Voraussetzung für gute Rennen“, erläuterte Stieb. Und gute Rennen zeigte er jede Menge: So siegte er bei den traditionsreichen Rennen Rund um Köln, am Schleizer Dreieck, auf der Nürburgring-Nordschleife, in Dresden und beim Münsterland Giro jeweils in seiner Altersklasse. Welch starke Leistungen ihm da jeweils gelungen sind, zeigen die Schnitte, die für ihn notiert wurden: 37, 40, 37, 32, 45, 37, 35, 39, 43 – Werte, von denen viele Radsportler nur träumen können.
Die 45 Stundenkilometer in Dresden stechen natürlich heraus. „Die Strecke dort ist bekannt dafür, dass sie besonders schnell ist, aber sie ist auch besonders gefährlich, weil viele Straßenbahnschienen zu kreuzen sind, es über Kopfsteinpflaster geht und es an den Wendepunkten oft sehr eng wird“, berichtete Stieb, der aber ein gesundes Maß an Tempo und Vorsicht walten ließ.
In Dresden schaffte er es sogar, im Gesamtfeld aller Männer ganz vorne mitzufahren, obwohl sich in dem Rennen auch Halbprofis aus bekannten Teams tummelten. Mit Gesamtrang 31 konnte er sehr zufrieden sein. Im German Cycling Cup kam er in der Männer-Gesamtwertung aufgrund seiner vielen erfolgreichen Starts, bei denen er jeweils viele Punkte sammelte, sogar auf den 24. Platz unter 8950 (!) gewerteten Fahrern.
Das Rennen in Dresden stand sinnbildlich für die gesamte Saison. „Ich bin ohne einen Sturz geblieben. Das ist wichtig und keine Selbstverständlichkeit, denn eigentlich gehören Stürze zu unserem Sport dazu“, sagte Stieb. Einen Vierfach-Erfolg verbuchte er im Schwarzwald. Beim Riderman gewann er in seiner Altersklasse das Einzelzeitfahren zum Auftakt sowie die beiden folgenden Etappen und folgerichtig die Gesamtwertung. Bei Radrennen startet Stieb für das Team Rheinhessen. Stieb ist aber auch als Läufer unterwegs, dann trägt er das Trikot der Lauffreunde Naheland Bad Kreuznach, seinem langjährigen Klub LC 80 fühlt er sich aber weiterhin auch verbunden und wird am Silvesterlauf auf dem Kuhberg als Helfer im Einsatz sein.
Als Fünfter der Rheinlandmeisterschaft und als Dritter der Rheinland-Pfalz-Crosslaufmeisterschaft zeigte Stieb auch als Leichtathlet seine Klasse. Was lag da näher, als sich mal im Triathlon zu versuchen. In Bad Sobernheim gab er sein Debüt – als Altersklassen-Zweiter und Staffel-Sieger war auch diese Teilnahme von Erfolg gekrönt, und natürlich glänzte er beim Staffelsieg in seiner Spezialdisziplin, dem Radfahren.
Die Titelverteidigung im German Cycling Cup ist für 2023 ein Thema. „Allerdings ist der Aufwand sehr hoch mit den vielen Rennen, zeitlich und finanziell. Die Startgebühren liegen jeweils so bei 100 Euro“, berichtete Stieb. Und so rückt ein großer Traum in den Mittelpunkt. Stieb würde gerne mal bei einer Masters-WM starten. Die Qualifikation dafür erfolgt über Gran-Fondo-Rennen. Eines steigt im Juni in Luxemburg, ein weiteres in Frankreich im Juli. „Das werden meine Hauptziele für 2023 sein“, kündigte Stieb an.