Ringen, Zweite Bundesliga: Wrestling Tigers machen wichtigen Schritt in Richtung Klassenverbleib
Wrestling Tigers Rhein-Nahe: Freude über Sieg, Rote Karte schmerzt
Karl-Heinz Helbing, Trainer der Wrestling Tigers
Klaus Castor

Bad Kreuznach. Als Stefan Tonu seinen Sieg dingfest gemacht hatte, tänzelte er von der Matte und wurde in der Ecke der Wrestling Tigers Rhein-Nahe von seinen Teamkollegen und den Betreuern singend, klatschend und lautstark jubelnd empfangen. Alle Ringer-Asse von der Nahe fielen sich in die Arme, die Erleichterung über den wichtigen 20:10-Zweitliga-Sieg über die RG Kurpfälzer Löwen war allen anzumerken.

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„Natürlich fallen mir einige Steine vom Herzen“, sagte Tigers-Trainer Karl-Heinz Helbing und ergänzte: „Mein Herz geht aber auf, weil wir immer mehr als Mannschaft zusammenwachsen. Das ist sehr, sehr schön zu sehen, und so soll es im Teamsport ja auch sein.“ Und so passte es, dass der Erfolg viele Väter hatte. Gleich zu Beginn legten beispielsweise Ahmed Alfaraj (57 Kilogramm, griechisch-römisch) und Erhan Georghe (130 Kilogramm, Freistil) mit überzeugenden Auftritten ein 8:0 vor. „Dass Ahmed mal wieder mit einem Schultersieg einen Vierer gemacht hat, hat mich für den Jungen gefreut“, sagte Helbing. Auch Georghe taut mehr und mehr im Tigers-Trikot auf, zeigte starke Aktionen und den Willen, bis zum bitteren Ende alles zu geben.

Es folgte ein im Ringersport äußerst ungewöhnliches Szenario. Bereits nach acht Sekunden gerieten Mohamed Eslem und Asis Isaev in der Freistil-Klasse bis 61 Kilogramm heftig aneinander: Schubsen, Kopfstoß, Verfolgungsszenen, ruck, zuck waren auch Betreuer und Zuschauer auf der Matte. „Das geht gar nicht“, stellte Tigers-Geschäftsführer Oliver Eich später klar. Dem souveränen Mattenleiter Daniel Keim (Bönen) blieb nichts anderes übrig, als beiden Ringern die Rote Karte zu zeigen. Beide Teams gingen damit punktemäßig leer aus, was die Gäste, die Zähler aus dem Kampf eingeplant hatten, mehr traf als die Tigers. Bitter sind aber für beide Vereine die Sperren und die hohen Geldstrafen, die nun drohen. Eich schätzt sie auf die Höhe der Tageseinnahme.

Die Gäste steckten den Schock besser weg, gewannen die nächsten drei Kämpfe und gingen mit 10:8 in Führung. Allerdings hatte sich Alexander Mayer (98 Kilogramm, griechisch-römisch) nach langer Verletzungspause klasse gewehrt und mit seiner 5:9-Punktniederlage nur zwei Teamzähler zugelassen. Die Vier-Punkte-Niederlagen von Hyusein Bekir (66 Kilogramm, griechisch-römisch) und Valerii Toderici (86 Kilogramm, Freistil), der Beat Schaible, dem Achten der U23-Europameisterschaft, unterlag, kamen zudem nicht unerwartet.

„Wir brauchen neun Punkte nach der Pause“, hatte Helbing geunkt. Zwölf wurden es in den vier siegreichen Abschlusskämpfen. Magomed Bataev (71 Kilogramm, Freistil) startete die Teamserie mit einem 10:0-Punktsieg. Viel beeindruckender als das Ergebnis war aber der artistische Sprung, mit dem er sich aus einer gefährlichen Lage befreite. Vasli Taran (80 Kilogramm, griechisch-römisch) bereitete seinem Kontrahenten einen Drehwurm, so oft wirbelte er ihn in knapp zwei Minuten über die Matte. Dank seiner technischen Überlegenheit führten die Tigers nun mit 15:10, und mit einer Energieleistung gegen einen Kontrahenten auf Augenhöhe machte Vladislav Ivanov (75 Kilogramm, griechisch-römisch) alles klar. Beide Ringer egalisierten sich, kamen zu keinen klaren Aktionen, doch Ivanov war der aktivere Mann und verdiente sich das 2:1. Er ballte die Hände nach dem Schlussgong zur Decke der Jahnhalle und löste Jubel auf den Rängen aus. Tonus technische Überlegenheit (75 Kilogramm, Freistil) war die Sahnehaube auf dem klaren Sieg – zu dem es auch dann gereicht hätte, wenn der abgebrochene Kampf an die Gäste gegangen wäre.

Mit dem Erfolg haben die Tigers den direkten Vergleich gegen die Löwen für sich entschieden. Der ist ausschlaggebend bei Punktgleichheit, und derzeit sind beide punktgleich... Vier Kämpfe stehen für beide Teams noch aus, um die Relegation mit den besten Regionalliga-Klubs zu vermeiden. „Einen Sieg, besser zwei Erfolge brauchen wir noch“, rechnet Helbing vor. Dazu beitragen kann und soll die neu-gewonnene Heimstärke. Erneut unterstützten die Tigers 250 Fans, die Stimmung war prächtig. Der VfL Bad Kreuznach hatte sogar in eine neue Hallenbeleuchtung investiert. Ein Strahler direkt über der Matte rückt die Ringer ins rechte Licht. „Sportlich und atmosphärisch war ich sehr zufrieden, auch wenn die Rote Karte und die Strafe schmerzen“, bilanzierte Eich.

Von Olaf Paare

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