Zum Feiern war Oliver Eich, der an diesem Tag auch noch Geburtstag hatte, allerdings nicht zumute. „Gebracht hat es uns nichts“, klagte der Geschäftsführer der Ringer aus Bad Kreuznach, Langenlonsheim und Bingen. Weil sich zur gleichen Zeit auch der Tigers-Konkurrent RG Kurpfälzer Löwen knapp mit 16:15 gegen den SRC Viernheim durchsetzte, bleibt das Rhein-Nahe-Team Siebter und muss in die Relegation, die voraussichtlich am 14. Januar beginnt. Weder Gegner noch Modus stehen bislang fest.
Es ehrt Eich, dass er keine Wettbewerbsverzerrung vermutete, hätte dem SRC Viernheim im Erfolgsfall doch der Aufstieg „gedroht“, den die Südhessen aus Kostengründen vermeiden wollten. „Kein Vorwurf an die Viernheimer“, sagte der Geschäftsführer. „Sie haben richtig stark gestanden.“
150 Zuschauer kommen auf ihre Kosten
Der Sieg der Tigers, die noch einmal ihren Kader voll ausgeschöpft und sich mit taktischen Umstellungen Vorteile verschafft hatten, war gegen einen Gegner, der nicht mehr seine Bestbesetzung aufbot, ungefährdet. Die Gastgeber gewannen acht der zehn Duelle, darunter eines auch kampflos. Trotz des klaren Ausgangs kamen die 150 Zuschauer in der Jahnhalle noch einmal auf ihre Kosten, wurde ihnen doch eine Reihe attraktiver Kämpfe geboten. Schon zum Auftakt hatte Ahmed Alfaraj gezeigt, warum auch einige Erstligisten an ihm interessiert sind. Der Fliegengewichtler ließ sich am Anfang einmal überraschen und kassierte den 4:4-Ausgleich. Doch das spornte ihn nur noch mehr an. Mit tollen Griffen sammelte er Wertung um Wertung, sodass bereits nach 1:46 Minuten beim 21:4 sein technisch überlegener Sieg feststand.
Die Asse stechen
Beim Ringen kann man auch bei Niederlagen glänzen, wie Hyusein Bekir bewies. Er musste stilartfremd im Leichtgewicht ran, hielt beim 3:8 gegen den Greco-Spezialisten Marc Janske aber gut dagegen. „Hyusein hat gut mitgerungen und einen starken Kampf geboten“, lobte Eich. „Dass er nur zwei Mannschaftspunkte abgegeben hat, war super.“
Seine Entwicklung, die er dank guter Trainingspartner in dieser Saison genommen hat, zeigte der 20-jährige Jason Partenheimer bei seinem Schultersieg, den er errang, obwohl er eine Gewichtsklasse nach oben ins Weltergewicht gerutscht war.
Wie gewöhnlich stachen auch die Asse der Tigers. Erhan Georghe und Vasili Taran gewannen vorzeitig, Stefan Tonu und Davit Tlashadze steuerten je drei Mannschaftspunkte bei. Dazu gelang Vladislav Ivanov noch das Kunststück, im ungewohnten Freistil einen 11:6-Sieg beizusteuern.
Finanzielle Sorgen
Letztlich nutzte allerdings alles nichts, die Rhein-Nahe-Ringer müssen in die finanziell nicht eingeplante Saisonverlängerung. „Es wird schwierig“, befürchtet Eich. „So viel Geld haben wir im Moment nicht.“ Die ausländischen Athleten, die während der Saison in Bad Kreuznach gelebt und trainiert haben, fliegen zunächst zurück in ihre Heimatländer. Sie zurückzuholen und erneut in Hotels unterzubringen, bedeutet schon eine außergewöhnliche Belastung des Etats. Normalerweise müssen diese Profis auch bezahlt werden, Eich hofft auf unentgeltliche Einsätze. „Wir werden sie einschwören“, hofft er auf seine Überredungskünste. Gert Adolphi