Beim Turnkreis-Cup zeigten Sportlerinnen zwischen sieben und 19 Jahren ihr Können - Keine Jungs, aber wichtige Rückmeldung
Turnen ist für AK-Nachwuchs reines Hobby – Keine Jungs, aber wichtige Rückmeldung bei Wettkampf in Daaden
Proppenvolle Jahnhalle in Daaden: Beim Turnkreis-Cup präsentierten rund 50 junge Sportlerinnen vor den Augen ihrer Eltern sowie den Kampfrichtern ihr Können. Foto: Claudia Geimer
Claudia Geimer

Daaden. Lenia weiß genau, warum sie gerne turnt. „Es ist einfach schön und macht Spaß“, sagt die zehnjährige Herdorferin, die gemeinsam mit 50 weiteren Mädchen der Jahrgänge 2005 bis 2017 von Vereinen aus dem AK-Land am Turnkreis-Cup 2024 in der Jahnhalle in Daaden mitmachte. Und Jungs? Die suchte man bei der Veranstaltung vergeblich. Auch weil es an etwas Entscheidendem fehlt.

Der Turnsport im Kreis ist weiblich – und das seit vielen Jahren schon, sagt Helga Flender. Die 65-Jährige ist Kreis-Oberturnwartin und Vorsitzende des Turnkreises Altenkirchen. „Es gibt keine Turner im Kreis Altenkirchen, auch weil es keine Trainer gibt“, sagt sie. So sind es Mädchen, die die Fahne des Turnsports im AK-Land hochhalten. Sie werden – bis auf eine Ausnahme – in den Vereinen von Übungsleiterinnen trainiert. Ehemalige Turnerinnen fungierten beim Wettkampf als Wertungsrichterinnen. „Sie haben die Ausbildung zum Kampfrichter absolviert“, erläutert Helga Flender.

Bei den Übungen an den Geräten: Sprung, Reck/Barren und Schwebebalken sowie am Boden wird besonders auf Haltung, Spannung und Ausdauer geachtet. Das Zuschauerinteresse ist groß, die Halle voll besetzt. Es sind in erster Linie Eltern, die mitgekommen sind und damit auch unterstreichen, dass sie hinter ihren Kindern stehen. Alle Turnerinnen werden mit Beifall begrüßt und nach der Übung auch mit anerkennendem und motivierendem Applaus verabschiedet. Maskottchen als Glücksbringer tun das Ihrige dazu.

In Zeiten, in denen vor allen Dingen im Jugendfußball darüber diskutiert wird, ob die Leistungen von Kindern beim Sport bewertet werden sollen, werden beim Turnkreis-Cup sehr wohl Punkte vergeben, fällt die Note je nach Gelingen der Übung besser oder schlechter aus. Helga Flender begrüßt, dass die Mädchen diese Rückmeldungen bekommen. „Der Sport stärkt die Kinder. Man muss auch mal Niederlagen erleben, das geht nicht anders“, vertritt die erfahrene Funktionärin einen klaren Standpunkt.

Wer die gelöste Stimmung in der Halle erlebt, der sieht die Mädchen auch nicht überfordert – im Gegenteil. Die jungen Aktiven aus den teilnehmenden Vereinen Daadener TV, DJK Mudersbach, DJK Herdorf, TV 66 Niederfischbach und Betzdorfer TV, spornen sich untereinander an, klatschen sich nach jeder Übung ab. Ohnehin werde in den Vereinen im AK-Land Turnen nicht als Leistungssport betrieben. „Die Mädchen trainieren nicht vier bis fünf Mal in der Woche, sondern ein oder zwei Mal“, erzählt Helga Flender.

Die Vorsitzende des TV 66 Niederfischbach ist selbst seit über 40 Jahren als Übungsleiterin aktiv – und das „mit viel Herzblut“. Vom Leistungsniveau her liege der Turnkreis Altenkirchen „im Mittelfeld“. Andere Regionen wie Rheinbrohl, Baumbach oder auch Westerburg seien stärker aufgestellt. Das liege auch daran, dass es im AK-Land an Trainerinnen und vor allem an Trainern mangele und die Vereine somit nicht mehr anbieten könnten.

Die jungen Mädchen beim Turnkreis-Cup in Daaden sind jedenfalls engagiert bei der Sache. „Man kann sich richtig auslasten“, erzählt Lea aus Niederfischbach von ihrer Begeisterung für den Sport. Bodenturnen sei ihre Lieblingsdisziplin, sagt die 15-Jährige: „Darin bin ich gut und man lernt schnell etwas Neues.“

Zittergerät der meisten Turnerinnen ist der Schwebebalken. Den mag auch Lenia nicht so gern, weil man, so die einleuchtende Erklärung der Zehnjährigen, eben auch mal runterfallen könne. Egal, dann steht man eben wieder auf und freut sich auf das Bodenturnen. „Denn da kann man gefühlt nicht so viel falsch machen“, findet die Zehnjährige, die sich als eine der beiden Erstplatzierten ihrer Altersstufe für den Gau-Cup am 17. März in Rheinbrohl qualifiziert hat – was ohne Ergebnisse kaum zu ermitteln gewesen wäre.

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