Paris/Ruppach-Goldhausen
Trotz verpasster Medaille überwiegt Stolz: Familie Köhler aus Ruppach-Goldhausen fiebert mit ihrer „Angie“ mit
Duíe Familie der Westerwälder Schwimmerin Angelina Köhler fiebert mit der Olympionikin mit.
Die Familie der Westerwälder Schwimmerin Angelina Köhler fieberte vor dem Fernseher mit der Olympionikin mit.
Fabian Herbst

Am Sonntagabend herrschte für eine Minute Ausnahmezustand im Hause Köhler in Ruppach-Goldhausen. Erst hallten "Zieh, Zieh"-Rufe durch das Wohnzimmer von Gudrun und Jürgen, den Großeltern der Westerwälder Schwimmerin Angelina Köhler. Dann ein lautes "Neeein". Ihre Enkelin hatte soeben eine Olympische Medaille um 21 Hundertstelsekunden verpasst. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle in 56 Sekunden.

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Bei Familie Köhler in Ruppach-Goldhausen ist alles für einen historischen Abend angerichtet. Das Wohnzimmer ist mit Luftballons geschmückt, Deutschland-Fahnen liegen bereit, der Sekt steht kalt. Omas und Opas, Patenonkel, Tanten und Cousins sind zu Gudrun und Jürgen Köhler gekommen, um gemeinsam ihre „Angie“ anzufeuern. Ihre Angie – Angelina Köhler, Schwimm-Weltmeisterin über die 100 Meter Schmetterling, deutsche Medaillenhoffnung bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris und gebürtig aus Ruppach-Goldhausen im Westerwald.

„Wir sind schon seit Tagen aufgeregt“, sagt Oma Gudrun Köhler. Schließlich kämpft ihre Enkelin bei den Olympischen Spielen nicht jeden Tag über die 100 Meter Schmetterling um Bronze, Silber und Gold. „Je näher das Finale kommt, desto höher geht der Puls.“ Zu groß sind die Hoffnungen im Vorfeld, dass die 23-Jährige als Mitfavoritin tatsächlich eine Olympische Medaille gewinnen könne.

Dann ist der Moment gekommen. Startschuss für Angelina Köhler. Sprung ins Wasser, zwei Bahnen schwimmen und eine Minute alles geben. Zug um Zug feuert die Familie die Schwimmerin an, peitscht sie lautstark nach vorne, drückt bis zum Schluss die Daumen. Doch am Ende reicht es nicht ganz. Köhler verpasst eine Bronzemedaille nur knapp und wird Vierte. Historisch war ihr auf Auftritt für ihre Familie aber allemal.

„Wir sind die ältesten Fans von Angie“

„Es ist so schade. Wir hätten ihr eine Medaille so sehr gegönnt“, sagt Oma Gudrun nach dem Rennen, die sich eine Träne verdrücken muss. „Dennoch sind wir sehr stolz auf sie“, ist sich die Familie einig. Ein vierter Platz bei den Olympischen Spielen sei schließlich keine Schande, sondern ein Erfolg. „Sie gehört somit zu den besten Schwimmerinnen der Welt“, betont Christof Breuer, Angelinas Patenonkel.

„Ich werde nicht aufhören, ich werde weiterkämpfen“, kündigte Köhler kurz nach ihrem Rennen live im Fernsehen an. „Das war nicht das letzte Mal, dass man mich gesehen hat“, versprach sie mit Blick auf die nächsten Sommerspiele in vier Jahren in Los Angeles. Auf dem Weg dorthin wird, wie seit ihrer Kindheit, die Familie hinter ihr stehen und sie unterstützen. „Wir sind die ältesten Fans von Angie“, sagt Großmutter Gertrud Juntke aus Guckheim. „Wir verfolgen all ihre Rennen“, sagt sie. „Wir unterstützen sie so gut wir können, auch wenn es nur über WhatsApp ist“, ergänzt Tante Anja Breuer aus Ruppach-Goldhausen. „Wir sind stolz darauf, so eine erfolgreiche Sportlerin in unserer Familie zu haben.

Auch wenn am Sonntagabend die Trauer bei Angelina Köhler und ihrer Familie noch groß gewesen sein dürfte, in den kommenden Tagen wird sich sicherlich Stolz breit machen. “Denn einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, davon hat Angie immer geträumt", weiß Gudrun Köhler. Und diesen Erfolg kann ihr keiner mehr nehmen.

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