Im beschaulichen Nistertal liegt das Spitzensportzentrum von Taekwondo Axel Müller. Zum Verein in der Nähe von Hachenburg gehören mit Victor Husrev, Simon Laubhold und Angelina Hüsch drei absolute Spitzensportler der deutschen Taekwondo-Szene, weitere sollen per Nachwuchsarbeit geformt werden. Dafür gab es in der Vergangenheit auch schon viele Auszeichnungen auf nationaler und lokaler Ebene.
Ausgezeichnet vom DOSB – mit der höchsten nationalen Auszeichnung im Nachwuchsleistungssport, dem grünen Band -, vom LSB drei Jahre in Folge für „innovative Projekte im Nachwuchsleistungssport“, vom Bundesverband für Taekwondo als „DTU-Spitzensportverein im olympischen Taekwondo“, ebenso wie auch vom Sportkreis Westerwald und zuletzt bei den deutschen Taekwondo-Meisterschaften und der Weltmeisterschaft präsent: Das ist Taekwondo Axel Müller, ein Verein aus Hachenburg, der in Nistertal seit gut 15 Jahren ein Spitzensportzentrum mit großen Zielen und viel Potenzial betreibt.
„Man muss zweimal am Tag trainieren, um mitzuhalten.“
Axel Müller, Cheftrainer und Vorstand von Taekwondo Axel Müller
„Man muss zweimal am Tag trainieren, um mitzuhalten“, weiß Vorstand und Cheftrainer des Elite-Vereins, Axel Müller, über die Taekwondo-Landschaft in Deutschland und der Welt. Aus diesem Grund betreibt der ehemalige Bundestrainer ein sogenanntes Spitzensportzentrum in Nistertal. Dort trainieren deutsche Spitzenathleten, aber auch die Nachwuchsförderung nimmt einen wichtigen Platz ein.
Das Taekwondo-Spitzensportzentrum ermöglicht den Sportlern einen regelmäßigen Trainingsbetrieb unter professionellen Strukturen. Mit Victor Husrev, Simon Laubhold und Angelina Hüsch hat der Taekwondo-Verein drei Aushängeschilder, die zur Elite gehören und schon einige Titel feiern konnten.
Athleten lassen Potenzial aufblitzen
Bei den zuletzt ausgetragenen deutschen Meisterschaften in Düsseldorf errang Top-Talent Husrev in der olympischen Klasse bis 68 Kilogramm die Bronze-Medaille. Nach einem überzeugenden Achtelfinalauftritt drehte Husrev in einem spannenden Viertelfinale das Duell gegen Jona Pörsch, Europameisterschafts-Dritter von 2022 und ehemaliges Aushängeschild von Taekwondo Axel Müller, nach einem 0:1-Rückstand mit 2:1. Im Halbfinale war dann Schluss. Bereits vor den deutschen Meisterschaften überzeugte Husrev mit guten Leistungen auf internationaler Ebene, weswegen er eine Einladung für die Nationalmannschaft erhielt – von 2018 bis 2023 war das Talent schon Teil des deutschen Kaders, musste aber wegen einer Knieverletzung erstmal kürzertreten.
Für den deutschen Meister von 2023 in der Gewichtsklasse bis 54 Kilogramm, Simon Laubhold, verlief das Turnier dagegen nicht ganz nach Plan. Nachdem Laubhold zunächst sein Achtelfinale souverän meisterte, schied er im Viertelfinale knapp gegen Evangelos Koukousoudis aus (9:9 mit Vorteil für den Gegner). Dieser krönte sich später auch zum deutschen Meister 2025. „Diese deutsche Meisterschaft ist nicht ganz so gelaufen, wie wir uns es vorgestellt haben“, analysiert Cheftrainer Müller.
Europameisterschaft in Nürnberg als Ziel
Auch in der Frauen-Abteilung ist Taekwondo Axel Müller mit Angelina Hüsch stark besetzt. Sie ist Teil des deutschen Kaders und nahm im letzten Herbst auch an der U21-Europameisterschaft (EM) teil. Bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft reichte es für die zweimalige deutsche Meisterin in einem stark besetzten Damen-Feld für den fünften Platz. Hüsch verlor im Viertelfinale gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Viktoria Rucinski in einem engen Kampf mit 0:2.
Die drei Aushängeschilder des Vereins haben alle die Qualität, zukünftig auf eine Olympia-Teilnahme zu hoffen. „Alle sind 19 oder 20 Jahre alt, also das perfekte Alter, um sich für die nächsten Olympischen Spiele zu qualifizieren“, ist sich Axel Müller, bis 2023 am Olympia-Stützpunkt in Saarbrücken tätig, sicher. Trotzdem würden zunächst andere Ziele im Fokus stehen. Zum einen sollen sich seine Top-Athleten wieder in der Nationalmannschaft etablieren, zudem gehe der Blick auch erstmal in Richtung Europameisterschaft 2026 in Nürnberg.
Blick geht in Richtung Olympia
Die Qualifikation für Olympia ist im Taekwondo alles andere als einfach. Es gibt nur wenige Wege, sich zu qualifizieren, und alle verlangen den Sportlern absolute Höchstleistungen ab. Zum einen kann ein Olympia-Ticket über die olympische Weltrangliste gelöst werden, dort muss ein Athlet zu einem bestimmten Zeitpunkt unter den Top-5 seiner Gewichtsklasse stehen – für die nächsten Spiele in Los Angeles ist der Januar 2028 der Stichmonat. Aber auch der Erstplatzierte der Grand-Slam-Turniere qualifiziert sich direkt. Insgesamt gibt es sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen acht Gewichtsklassen. Diese sind bei Olympia jedoch in jeweils vier Klassen zusammengeführt, weswegen es eine rare Anzahl an Startplätzen gibt.
Wird die Weltranglisten-Qualifikation verfehlt, so besteht ebenfalls die Option, sich über kontinentale Qualifier einen Platz zu sichern. Bei der europäischen Variante solcher Turniere muss ein Athlet ins Finale kommen, um für eine Olympia-Teilnahme berechtigt zu sein. Zudem gibt es auch noch diverse Grand Prixs, bei denen Olympia-Teilnahmen errungen werden können. Insgesamt dürfen pro Nation vier Athleten teilnehmen, dabei erhält das Gastgeberland automatisch jeweils zwei Startplätze bei den Männern und Frauen.
Bald Verbandsstützpunkt?
„Wir wollen in Zukunft unseren Fokus wieder auf junge Talente richten und langfristig ausbilden, um einen Beitrag für eine breitere Spitze in Deutschland zu schaffen“, blickt Axel Müller nach vorne, der nach seinem Engagement als Bundestrainer wieder zu den Wurzeln seiner Arbeit zurückkehren möchte. Dabei sei er auch nicht abgeneigt, mit dem Standort Nistertal eines Tages Verbandsstützpunkt zu werden.
Allerdings herrsche zwischen den beiden Taekwondo-Fachverbänden TURP und TUSW in Rheinland-Pfalz Uneinigkeit über gewisse Dinge. „Es ist eine Katastrophe“, beschreibt Müller die schon seit Jahren andauernde Lage. Gerade die Strukturen in den Verbänden würden es kompliziert machen. Der Landes-Sport-Bund (LSB) wäre gewillt, Themen anzupacken, doch die Situation unter den Fachverbänden mache dies zurzeit nicht möglich. Aus diesem Grund gebe es aktuell auch keine finanzielle Verbandsförderung. Der LSB schütte erst Geld aus, wenn TURP und TUSW eine Kooperation eingehen würden. Danach sieht es nach aktuellem Stand jedoch nicht aus.
Platz fünf bei WM in Vereinigten Arabischen Emirate
Bei den Weltmeisterschaften in Fujairah (Vereinigte Arabische Emirate) war das Nistertaler Taekwondo-Zentrum durch Esila Lara Tastekin, amtierende deutsche Meisterin, vertreten und feierte ein sehr gutes Ergebnis. Tastekin setzte sich in ihrem Vorrundenkampf gegen die Georgierin Mariami Jvardidze durch und behauptete sich auch im Achtelfinale gegen Camargo Verdin aus Brasilien. Erst im Viertelfinale gegen Yi-Syua Jhuang aus Chinesisch Taipei musste sich die Taekwondo-Kämpferin des Vereins aus dem Westerwald denkbar knapp geschlagen geben und erreichte Platz fünf.