Büchel
Simon: Irgendwann kommt der Magen an seine Grenzen 
Der 9. Juli 2017: Bei der Challenge Roth feiert der Bücheler David Simon seine Triathlonpremiere und darf sich direkt über eine Zeit unter zehn Stunden freuen. Die Strapazen stehen ihm ins Gesicht geschrieben, auch wenn sein Hände Teile davon verdecken nach der Ankunft im Ziel. Am Sonntag geht es für den besten COC-Triathleten vom RSC Untermosel zum Ironman nach Frankfurt.
Alfons Benz

Am Sonntag geht es für den Bücheler David Simon zum Ironman nach Frankfurt. In unserem Interview spricht er über die Vorbereitung, die richtige Ernährung generell in seiner Sportart – und seinen großen Traum.

Lesezeit 5 Minuten

„Ohne Mampf kein Kampf.“ So lautet ein alter militärischer Leitspruch, der auch heute noch seine Berechtigung hat. Aber nicht nur in der Armee, sondern in fast allen Lebensbereichen – selbstverständlich auch im Sport. Die Ernährung spielt hier insbesondere im Ausdauersport während stundenlanger Wettkämpfe und Trainingseinheiten eine nicht zu unterschätzende Rolle und rückt deshalb immer mehr auch in den Blick der Öffentlichkeit. So brachten es die beiden deutschen Ironman-Weltmeister Anne Haug und Sebastian Kienle während der WM-Übertragungen im Fernsehen auf den Punkt: „Verpflegung ist das A und O“, sagte Haug und Kienle äußerte sich: „Wenn der Motor nicht mit Sprit versorgt wird, bringt auch der beste Motor nicht die zu erwartende Leistung.“ Wir sprachen dazu mit dem Bücheler David Simon vom RSC Untermosel, dem derzeit wohl komplettesten und besten Ausdauersportler aus COC-Landen. Am Sonntag steht für den 34-jährigen Eifelaner mit dem Ironman in Frankfurt über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dem abschließenden Marathon über 42,195 Kilometer der Saisonhöhepunkt an. Im vergangenen Jahr knackte er hier mit 8:57:28 Stunden die für Amateure magische Schallmauer von neun Stunden.

Herr Simon, Mitte Juni standen Sie in Heilbronn über die halbe Ironman-Distanz am Start und vorletzten Sonntag in Eutin bei der Deutschen Polizeimeisterschaft über die olympische Distanz. Stimmt die Vorbereitung und sind Sie mental und physisch für den langen Sonntag in Frankfurt bereit?

Die Vorbereitung lief abgesehen von einer kleinen Erkältung optimal. Die ersten Wettkämpfe mit Ausflügen zu den Radklassikern Rund um Köln und Eschborn-Frankfurt, bei denen ich jeweils in den Top 20 landete, waren sehr zufriedenstellend. Und der Sieg beim Löwentriathlon in Freilingen im Westerwald und der sechste Platz bei der Deutschen Polizeimeisterschaft haben mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Bei den Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz in Heilbronn war ich mit Platz neun bei den Amateuren und Platz zwei in der Altersklasse grundsätzlich auch zufrieden, musste hier jedoch ein bisschen Lehrgeld zahlen.

Auf der internetbasierten Plattform Strava haben Sie zum Wettkampf in Heilbronn geschrieben: „Beim Lauf habe ich ab Kilometer 3 richtig gelitten und Krämpfe bekommen, weil ich die Salztabletten vergessen hatte.“ War das ein Anfängerfehler zur rechten Zeit, der hinsichtlich der Verpflegung so nicht mehr passieren darf?

Ja, das kann man so sagen. Der Triathlonsport, insbesondere die Langdistanz, ist eine Fehlervermeidungssportart. Ich hatte die Distanz und vor allem die Bedingungen unterschätzt. Das darf mir in Frankfurt über die doppelte Distanz nicht passieren.

Laut Strava haben sie in Heilbronn in den mehr als vier Stunden rund 5000 Kilokalorien verbraucht. In Frankfurt werden es mehr als das Doppelte sein. Wie und womit werden Sie ihren Motor in dieser Zeit betanken?

Ich werde versuchen, beim Radfahren 100 bis 120 Gramm und beim Laufen zirka 70 bis 80 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde aufzunehmen. Das geschieht in erster Linie über Gels und Pulver in den Radflaschen. Grundsätzlich versucht man, so viel Energie wie möglich zuzuführen, doch der Magen gerät irgendwann an seine Grenzen. Deshalb kann das ein Drahtseilakt werden. Die Flüssigkeitsmenge werde ich nach den am Wettkampftag herrschenden Temperaturen regeln und durch die an den Verpflegungsstellen von Freunden gereichten Wasserflaschen anpassen. Da ich über den Schweiß sehr viel Salz verliere, setzte ich auf Produkte mit einem hohen Natriumgehalt und konsumiere zusätzlich Salztabletten. Auf den letzten Kilometern helfen oft auch Cola oder Energydrinks, um den Motor am Laufen zu halten.

Während des Wettkampfs gibt es die Verpflegungsstationen quasi als Tankstellen. In der Vorbereitung finden Sie die bei langen Einheiten nicht. Wie planen Sie hier die Ernährung, zum Beispiel während einer langen Radrunde durch die Eifel oder einem Lauf über etwa 30 Kilometer und mehr als zwei Stunden?

Im Training mache ich die Kohlenhydratmenge von der Intensität abhängig. Bei längeren Radausfahrten halte ich meistens bei Tankstellen an und bei längeren Läufen nehme ich entweder einen Trinkgürtel mit oder plane die Route so, dass ich mehrere Runden laufe und am Start Getränke deponiere. Manchmal begleitet mich auch meine Freundin mit dem Fahrrad.

Hat man während all’ dieser Stunden trotz der vielen Gels und Getränke eigentlich nie ein Hungergefühl oder nehmen Sie auch feste Nahrung auf? 

Sollte mal der Hunger einsetzen, ist es meistens schon zu spät, denn dann hat man sich schlecht verpflegt. Bei lockeren Radeinheiten kommt schon mal ein Kohlenhydrat-Riegel zwischen die Zähne und bei einem Cafe-Stopp gibt es auch mal ein Stück Kuchen. Auf ein herzhaftes Essen freue ich mich dann am Abend. Während des Rennens gibt es ausschließlich Gels und Pulver, weil die einfach besser verdaulich sind und vom Körper viel schneller verarbeitet werden. Kohlenhydrate ist beim Ausdauersport das Stichwort schlechthin und feste Nahrung spielt bei den benötigten Mengen keine Rolle.

Erinnern Sie sich noch an den 9. Juli 2017? Damals haben Sie im fränkischen Roth erstmals die Langdistanz gefinisht und das in 9:56 Stunden – nicht schlecht für eine Premiere. Auf dem Zielfoto sind die dabei von Ihnen erlittenen Strapazen nicht zu übersehen. Was hat sich in den acht Jahre danach insbesondere für Sie verändert?

Na klar, das größte Highlight in meinem bisherigen Sportlerleben werde ich nie vergessen. Damals war alles neu und aufregend, ein richtiges Abenteuer. Heute läuft alles viel professioneller ab. Training und Material sind auf einem höheren Level und man versucht überall, noch Kleinigkeiten zu optimieren, die Strapazen bleiben jedoch die gleichen. Nach Roth 2017 bin ich sportlich erstmal in ein Loch gefallen und habe mich anderen Dingen zugewandt. In dieser Zeit wurde mir jedoch bewusst, wie sehr ich diesen Sport liebe. Er gibt meinem Leben Struktur und Richtung. Mittlerweile gelingt mir sehr gut, die Balance zwischen dem Sport und den anderen Lebensbereichen zu finden, was mich sehr zufrieden macht. Am Ende des Tages sind es auch nicht irgendwelche Zeiten, die in Erinnerung bleiben, sondern vielmehr die Erlebnisse auf dem Weg dorthin.

Planen Sie Ihr Training eigentlich selbst oder nehmen Sie Hilfe von außen?

Mein Trainer Andreas Würtz von EMH-Coaching übernimmt die Trainingsplanung. Der Plan ist aber nicht in Stein gemeißelt, und ich bringe insbesondere im Radfahren meine Erfahrungen aus der Zeit als Mountainbiker mit ein (Anmerkung: Bis zur U23 gehörte Simon dem MTB-Nationalkader an).

Jetzt zum Rennen am Sonntag. Haben Sie sich eine Zeit als Ziel gesetzt?

Beim Ironman ist man immer froh, es überhaupt ins Ziel geschafft zu haben. Aber ich liebäugele schon mit einer Zeit von 8:45 Stunden. Außerdem möchte ich mich für die WM qualifizieren, die dieses Jahr nicht auf Hawaii, sondern am 14. September in Nizza stattfindet.

Jeder Triathlet träumt vom Ironman auf Hawaii. Sie auch?

Ja klar, der Ironman auf Hawaii war schließlich der Grund, warum ich überhaupt mit dem Triathlon angefangen habe. Im Oktober 2026 sind die Männer wieder auf Hawaii. Ich würde diesen Mythos Hawaii liebend gerne gemeinsam mit meinem Freund und Vereinskameraden Matthias Zucchet, der mittlerweile auch in Büchel wohnt, erleben. Das ist der große Traum!

Top-News aus dem Sport