DM-Titel in neuer Disziplin
Ricarda Funk fährt in die Geschichtsbücher
Die Bad Kreuznacher Medaillengewinner im neuen DM-Format Kajak-Cross individual (von links): Enrico Dietz (Männer, Silber), Ricarda Funk (Frauen, Gold) und Tarek Lemler (U18, Bronze).
Stefan Senft

Ende April und Anfang Mai zählt es für die Slalomkanuten bei der nationalen Qualifikation. Die Generalprobe in Markkleeberg verlief aus Bad Kreuznacher Sicht erfolgreich.

Mit reichlich Edelmetall im Gepäck verließen die Bad Kreuznacher Slalomkanuten den Kanupark in Markkleeberg. Dort wurden ein Weltranglistenrennen im traditionellen Modus und deutsche Meisterschaften im Kajak-Cross sowie im individuellen Kajak-Cross ausgefahren.

Mit drei Triumphen, darunter zwei DM-Erfolgen, war Ricarda Funk vom KSV mal wieder die große Abräumerin. Die Olympiasiegerin von 2021, die am Dienstag ihren 33. Geburtstag feiert, war vor allem am ersten Wettkampftag nicht zu bremsen gewesen. Sie startete dreimal und siegte dreimal. Sie gewann im Slalom-Weltranglistenrennen den Vorlauf und das Finale sowie den individuellen Zeitlauf im Kajak-Cross. Dieser diente bisher nur als Qualifikation für die direkten Duelle im Kajak-Cross. Seit diesem Jahr wird der Zeitlauf aber als eigenständige Disziplin geführt und auch mit Medaillenehren versehen. Als Siegerin geht Ricarda Funk somit als erste Deutsche Meisterin in dieser Disziplin in die Geschichtsbücher ein.

„Ich kann ein sehr gutes Gefühl mitnehmen, auch wenn es ein hartes Wochenende war.“
Ricarda Funk

Am zweiten Tag folgte dann der Sieg bei der DM im Kajak-Cross. „Ich kann ein sehr gutes Gefühl mitnehmen, auch wenn es ein hartes Wochenende war“, freute sich die KSVlerin und meinte damit vor allem die beiden Rennen im Slalom, auf dem weiter ihr Fokus liegt. Im Kajak-Cross wurde Ricarda Funk nun erstmals Deutsche Meisterin, und auch im Kampf Frau gegen Frau ließ sie ihre individuelle Klasse aufblitzen. „Sie ist jeweils direkt nach dem Start nach vorne gedüst und kam mit diesen Start-Ziel-Siegen gar nicht in Gefahr, in Kontakt zu den anderen Fahrerinnen zu geraten“, hatte Stefan Senft, Nachwuchstrainer des KSV, beobachtet. Beim Kajak-Cross sind auch Kollisionen erlaubt.

In diesen direkten Duellen wusste sich auch ihre Vereinskameradin Paulina Pirro zu behaupten. Sie überstand die ersten drei Runden und erreichte im Finale den dritten Rang, der mit einer DM-Bronzemedaille belohnt wurde. Die gleiche Platzierung im Cross-Zeitrennen hatte sie als Vierte nur um 0,3 Sekunden verpasst. Im Vorlauf des Slalom-Weltranglistenrennens belegte die Feilbingerterin den 14. Rang, zwölf Kanutinnen kamen in den Endlauf. Im Canadier-Einer verbuchte Paulina Pirro nach einer Rolle den 21. Rang. Einen starken Eindruck hinterließ zudem die erst 15-jährige Katharina Neßelträger, die im Zeitrennen des Cross-Wettbewerbs Fünfte der U18 wurde. Ohne einen Fehler bei der Pflichtrolle wäre das Podium möglich gewesen.

Beim Kajak-Cross kämpfen die Athleten nicht mit Stangen, sondern mit Säcken. Paulina Pirro vom KSV Bad Kreuznach löst das glänzend, sie wird DM-Dritte bei den Frauen.
Stefan Senft

Bei den Männern gab es weitere Medaillen für Bad Kreuznacher Slalomkanuten. RKVler Enrico Dietz belegte im Zeitrennen des Cross-Wettbewerbs den zweiten Rang und durfte sich über DM-Silber freuen. „Die neue Wertung beim Cross finde ich cool. Mein Run war superstark“, erklärte Dietz. Vor ihm platzierte sich nur ein Nicht-Deutscher, sodass er im internationalen Vergleich als Dritter ebenfalls auf dem Podium landete. In den direkten Duellen schied er schon im Achtelfinale aus. Bärenstark präsentierte sich Dietz auch im Slalom-Weltranglistenrennen. Im Vorlauf erreichte er Rang sechs, im Endlauf Platz sieben und lag nur 2,94 Sekunden hinter Sieger Noah Hegge aus Augsburg, Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Paris. „Enrico ist in einer extrem guten Verfassung, absolut überzeugend, was er gezeigt hat“, lobte Senft. Dietz ergänzte: „Mit zwei Null-Fehler-Läufen bin ich zufrieden, zumal ich im Finale meine Zeit um anderthalb Sekunden verbessert habe.“

Enricos Bruder Joshua tut sich dagegen mit dem Saisoneinstieg schwer. Er landete im Weltranglisten-Vorlauf nach einem Fehler im oberen Abschnitt nur auf Platz 29 und verzichtete auf Starts im Kajak-Cross. Ein Ausrufezeichen setzte er beim Short-Slalom, einer weiteren neuen Disziplin auf einer verkürzten Strecke mit nur zwölf Toren. Dort wurde er im internationalen Feld starker Sechster. „Da habe ich meine Pace gefunden“, sagte Josh Dietz. Enrico Dietz kam auf Platz 15, bei den Frauen wurde Ricarda Funk Zwölfte, Paulina Pirro erreichte Platz 14. „Ich finde das neue Format sehr attraktiv für die Zuschauer, für uns Athleten ist es eine Umstellung, zumal ich noch aus einer Zeit ohne Cross stamme, in der ich mich auf maximal drei Läufe am Wochenende konzentriert habe“, erklärte Ricarda Funk.

„Es war seine erste DM-Medaille überhaupt, eine tolle Sache.“
Stefan Senft über Tarek Lemler

Doch noch einmal zurück zum Kajak-Cross: In der Altersklasse U18 wurden im Zeitrennen ebenfalls DM-Medaillen verteilt, und Tarek Lemler vom KSV sicherte sich als Dritter die Bronzemedaille. „Es war seine erste DM-Medaille überhaupt, eine tolle Sache“, freute sich Trainer Senft. Am zweiten Tag bei den direkten Rennen wurde dann nicht mehr in unterschiedliche Altersklassen unterteilt, sodass Lemler bei den Männern mitfahren musste und früh ausschied.

Auf die Osterpause folgt für die ambitionierten Slalomkanuten der erste Saison-Höhepunkt. Am letzten April-Wochenende in Augsburg und am ersten Mai-Wochenende in Markkleeberg finden die nationalen Qualifikationsrennen statt. Dann werden in insgesamt sechs Rennen die Plätze in den Slalom-Nationalteams, verbunden mit den Tickets für die Europa- und Weltmeisterschaften, vergeben.

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