Dass es im Finale nicht zur Medaille reichte, sondern „nur“ zu Platz vier, spielte zwar eine Rolle, aber längst nicht die Hauptrolle.
Michael Hippert, Trainer und mit seiner Frau Dagmar auch so etwas wie das „Herz“ des Vereins, fand Worte, wie sie olympischer nicht sein könnten: „Im Wasser ist man Gegner, am Land ist man Freund. Wir haben für jeden geklatscht, ich habe meinen Hut ausgezogen bei jeder Nationalhymne, das gehört sich so. Die Anerkennung von Leistung hängt nicht von der Nationalität ab.“
Um 1 Uhr nachts geht es los
Deswegen klatschten die Treis-Kardener, die rund 500 Kilometer mit dem Bus auf sich genommen hatten, natürlich auch für die drei Länder, die nachher nicht unerwartet vor dem Deutschlandachter lagen nach 2000 Metern. Das Finale hatte am vergangenen Samstag um 11.10 Uhr stattgefunden, losgefahren waren die Treis-Kardener um 1 Uhr in der Nacht, angekommen an der Strecke waren sie um 8.30 Uhr. „Zusammen mit den ganzen Zuschauerströmen“, waren Hippert und seine 31 Mitfahrer, die auf rund 20.000 weitere Zuschauer trafen, begeistert. In dieser Gruppe war „ein schönes Durcheinander“, schmunzelte Hippert, „Erwachsene, Förderer, Freunde von Jonas, Jugendliche mit ihren Eltern, es hat alles funktioniert, obwohl wir mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen hatten.“
Einer musste ins Krankenhaus, ein anderer dehydrierte, aber bei der Abfahrt um 19.30 Uhr am Samstag waren alle wieder an Bord. „Sie sind mit Bus, Taxi oder der Metro zum Treffpunkt gekommen. Man muss da auch das Busunternehmen Welter loben, sie haben sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und hatten das super organisiert“, sagte Hippert. Zurück in Treis-Karden war der Tross nachts um 2.30 Uhr.
„Es war rund“, fand Hippert. Rund bis auf eine Sache. „Wir wollten eigentlich nach dem Finale noch zur Fanmeile, aber die war ausverkauft, wir kamen einfach nicht mehr rein. Abends war dort ein Konzert, sie haben niemanden mehr reingelassen, dabei wären wir um 18 Uhr ja schon wieder rausgegangen“, berichtete Hippert. Die Zeit wurde aber gemeinsam in einem schönen Bistro in Paris verbracht, bevor es wieder in die Heimat ging.
Empfang für Wiesen am 18. August
Dort am heimischen Bootshaus wird es am Sonntag, 18. August, um 15 Uhr noch einmal einen eigenen Empfang für Jonas Wiesen geben. Bis dahin wird auch der pensionierte Lehrer Hippert, er unterrichtete am Kurfürst-Balduin-Gymnasium in Münstermaifeld (Kooperationspartner der RG), längst wieder mit seinem ehemalige Schützling gesprochen haben. Bislang fehlte noch die Zeit.
Ich habe ihn damals in der fünften Klasse angesprochen, weil er mir aufgefallen ist. Er war diszipliniert, klug, das merkte man sofort.
Michael Hippert
Hippert gilt als der Entdecker des Briedeners, der 69-Jährige hört dieses Wort aber nicht ganz so gerne: „Ich habe ihn damals in der fünften Klasse angesprochen, weil er mir aufgefallen ist. Er war diszipliniert, klug, das merkte man sofort. Ich habe ihn dann gefragt, wo er herkommt. Er sagte Brieden, erst wusste ich gar nicht ganz genau, wo das ist. Er sagte hinter Kail. Aber hinter Kail liegt viel“, lacht Hippert und ergänzt: „Irgendwie ist Jonas auch das Ergebnis einer Arbeit von vielen im Verein, mit Klaus Bischof als Vorsitzender, engagierten Übungsleitern und vielen Ehrenamtlichen im Vorstand. Dieser 3. August 2024 macht uns alle stolz.“
Am 5. August, dem Montagstraining der RG auf der Mosel am Bootshaus, ließ Hippert den jungen Ruderern von Teilnehmern der Fahrt berichten, wie es in Paris war: „Ich wollte, dass sie erzählen, wie höflich und tolerant dort alle miteinander umgegangen sind, das ist wichtig.“ Wichtig – und olympisch.