Fürs A-Team qualifiziert
Paulina Pirro gelingt der Quantensprung
Als 19-Jährige bereits fürs Frauen-Nationalteam qualifiziert: Paulina Pirro vom KSV Bad Kreuznach sichert sich in Markkleeberg ein Ticket für die EM in Paris.
Uta Büttner

Bad Kreuznach bleibt eine feste Größe im deutschen Kanuslalom-Sport. Gleich drei Nahe-Athleten schafften den Sprung in die Nationalteams. Vor allem die 19-jährige Paulina Pirro setzte dabei ein Glanzlicht.

Die Bad Kreuznacher Slalomkanuten haben auch beim zweiten Teil der nationalen Qualifikation für die Nationalteams und die internationalen Großereignisse geliefert. Das letzte Wort hat bei den Nominierungen der Trainerrat, der in dieser Woche tagt, aber drei Nahe-Sportler werden in internationalen Gewässern am Start sein.

Keinerlei Zweifel an ihrer Ausnahmestellung ließ Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach aufkommen. Sie gewann im Kajak-Einer alle sechs Slalom-Rennen – auf drei Läufe in Augsburg folgten nun drei weitere in Markkleeberg – und dokumentierte einmal mehr, dass sie die nicht optimal verlaufenen Olympischen Spiele in Paris in eine Motivation umgewandelt hat, noch einmal im großen Stil anzugreifen. Im Jahr 2025 lautet das Ziel Australien. Dort verbrachte sie im Winter mehrere Wochen auf eigene Faust, im September stehen dort die Weltmeisterschaften an.

„Es war vermutlich eine der besten Qualis, die ich in meiner Karriere bisher hatte.“
Ricarda Funk

„Es war vermutlich eine der besten Qualis, die ich in meiner Karriere bisher hatte. Am allermeisten freue ich mich über meinen letzten Lauf. Ich war endlich in diesem Flow. Ich war komplett drin, habe nichts von außen gehört. Das liebe ich einfach, wenn es so ist“, sagte die 33-Jährige und betonte freudestrahlend: „Wir beklagen uns ja immer über meine Zweier. Um das jetzt einmal positiv zu erwähnen. Ich habe in den sechs Läufen nur eine einzige Torstabberührung gehabt.“ Im letzten Lauf in Markkleeberg nahm Ricarda Funk der zweitplatzierten Emily Apel (Augsburg) 6,64 Sekunden ab. „Jeder, der diesen Lauf gesehen hat, war begeistert. Unfassbar, wie sie den erwischt hat“, lobte auch Walter Senft, der Sportwart des KSV.

Die WM im September ist das eine, doch schon in gut einer Woche geht es auf der Olympiastrecke in Paris um europäische Ehren, die EM steht an. Dann wird Ricarda Funk zur Überraschung vieler ein Team bilden mit ihrer KSV-Kollegin Paulina Pirro. Die 19-Jährige hat nämlich das Kunststück geschafft, bei den Frauen den dritten Qualifikationsrang zu belegen. „Das ist eine famose Zugabe, einfach großartig“, kommentierte Senft das starke Ergebnis. In Markkleeberg landete die Feilbingerterin zweimal auf dem dritten und einmal auf dem vierten Platz. „Ich kann es kaum glauben, dass es gereicht hat“, sagte sie überglücklich über ihre erste Qualifikation fürs A-Team. Ob der dritte Platz auch für einen WM-Start in Australien reicht, ist noch nicht klar. In Augsburg und Markkleeberg fehlte die Olympia-Zweite Elena Lilik verletzt. Die Tochter von Bundestrainer Thomas Apel erhält deshalb zu einem späteren Zeitpunkt eine Qualifikationsmöglichkeit für die WM, eventuell in einem Ausscheidungsrennen gegen Paulina Pirro. „Darüber mache ich mir derzeit keinen Kopf“, sagte die KSVlerin.

Dietz-Brüder landen auf den Männer-Plätzen sieben und acht

Als Frauen-Dritte erreichte sie auch ihr vorrangiges Ziel: Sie wurde in der U23-Wertung Zweite und darf sich auf Starts bei der Nachwuchs-EM in Slowenien und der -WM in Südfrankreich freuen. Da die Konzentration auf dem Kajak-Einer lag, konnte sie den siebten Gesamtrang und den fünften U23-Platz im Canadier-Einer sowie das zweimalige Ausscheiden im Halbfinale des Kajak-Cross-Wettbewerbs verschmerzen. Zu dem trat Ricarda Funk gar nicht erst an, da sie als Slalom-Erste automatisch für den Cross-Wettbewerb qualifiziert ist.

Bei den Männern waren alle Bad Kreuznacher Augen auf die RKV-Brüder Enrico und Joshua Dietz gerichtet, die im Endklassement die Plätze sieben und acht belegten. Enrico, der jüngere der beiden, schaffte es aber auf den ersten Platz der U23-Wertung und damit in das Nachwuchs-Nationalteam sowie zu deren EM und WM. In Markkleeberg wurde er bei den Männern zweimal Neunter und einmal Vierter. „Zusammen mit meinem Trainer werde ich die Leistungen analysieren und die Fehler, die ich gemacht habe, herausarbeiten. Und dann steht einiges an Arbeit an, diese auszumerzen. Jede halbe Sekunde schneller zu sein in der Leistungsklasse, ist eine echte Herausforderung“, sagte Enrico Dietz. Wichtig ist ihm der Verbleib in der Trainingsgruppe mit den Olympiamedaillen-Gewinnern Noah Hegge und Sideris Tasiadis. „Das, was ich in dem effektiv halben Jahr von den beiden erfahrenen Kanuten lernen durfte, ist grandios. Ich freue mich, wenn wir da weitermachen können. Mit Noah und Sid zu arbeiten, motiviert mich voll, und da bin ich dem Vertrauen des DKV sehr dankbar“, erklärte der RKVler.

„Ich habe mich im Winter akribisch vorbereitet und aufwendig trainiert. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich meine Leistung nicht abrufen konnte.“
Josh Dietz

Der ältere Bruder Joshua deutete im ersten Rennen des zweiten Wochenendes mit Platz vier sein Potenzial an. Die Ränge acht und 21 folgten und damit platzte die Hoffnung aufs A-Team. „Ich habe mich im Winter akribisch vorbereitet und aufwendig trainiert. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich meine Leistung nicht abrufen konnte. Ich werde nun in mich gehen und die Saison mit Weltranglistenrennen neu planen“, erklärte der 25-Jährige. In der gleichen Männer-Wertung wie die Dietz-Brüder belegten die KSVler Tom Pahl und Simon Schiel die Endränge 19 und 20. „Vier Bad Kreuznacher unter den Top 20. Das kann sich bundesweit sehen lassen“, sagte Senft. Im Kajak-Cross war Enrico Dietz ebenfalls bester Nahe-Sportler, er erreichte zweimal die Vorschlussrunde.

Im U18-Bereich hinkten die Bad Kreuznacher hinterher. Katharina Neßelträger erreichte im Endklassement die Plätze sieben und zehn. Sie ließ mit einem Sieg in einem Cross-Rennen aufhorchen, doch auch in dieser Disziplin reichte es nicht zur Qualifikation fürs Nationalteam. „Sie hat Potenzial, aber ihr fehlt noch Wettkampf-Erfahrung auf höchstem Niveau“, analysierte Senft und fügte an: „Das gilt auch für Tarek Lemler.“ Der KSV-Junior hatte mit einem sechsten Platz im ersten Markkleeberg-Rennen seinen Ausreißer nach oben. Insgesamt wurde er 18. und lag damit einen Rang hinter Newcomer Ron Bahmann. „Ron hat als jüngster Starter in dieser Klasse absolut überzeugt. Das war sehr vielversprechend“, lobte Senft.

Top-News aus dem Sport