„Ich möchte einfach meine beste Leistung abrufen, das ist das A und O“, formuliert Fabian Vogel seine Ziele. Zwei Übungen haben er und seine beiden Coaches, Heimtrainer Steffen Eislöffel und Bundestrainerin Katarina Prokesova, ausgetüftelt und einstudiert. „Beide sitzen, bei beiden fühle ich mich sehr sicher“, sagt Vogel. Im ersten Durchgang wird er eine Übung mit einer Schwierigkeit von 17,1 turnen, im zweiten Durchgang dann eine 17,8. Der Plan dahinter ist klar: Mit der ersten Kür soll sich Vogel Sicherheit in der Halle und auf dem Gerät holen und schon einmal eine starke Punktzahl vorlegen, die dann im Optimalfall von der zweiten Übung noch einmal getoppt wird. Die bessere der beiden Übungen zählt für das Vorkampf-Klassement.
„Wenn ich gut durchkomme, werden wir sehen, wozu es reicht. Es macht wenig Sinn, sich im Vorfeld über die Konkurrenz Gedanken zu machen. Ich muss mich auf mich fokussieren“, sagt Vogel, der im Optimalfall 58 bis 59 Punkte erreichen kann. „Das hat auch schon mal gereicht für den Einzug ins Finale“, sagt Eislöffel. Treffen aber alle Top-Favoriten das Tuch optimal, könnten auch 60 Punkte und mehr notwendig werden, um ins Finale der besten acht einzuziehen. Das Feld wird dabei halbiert, schließlich haben sich nur die besten 16 Trampolinturner der Welt qualifiziert. „Der Einzug ins Finale wäre klasse, er muss unser großes Ziel sein, auch wenn Fabi dafür eine Bestleistung turnen muss“, sagt Katarina Prokesova und ergänzt: „Möglich ist das, Fabi ist in einer guten Form, wir haben in der Vorbereitung alles das gemacht, was wir machen wollten.“
Einheiten mit Carolin Hingst
Dazu gehörten auch zahlreiche Athletikeinheiten mit der früheren Stabhochspringerin Carolin Hingst. „Die haben Fabi gutgetan“, sagt Eislöffel. In Sachen Finaleinzug wird auch viel davon abhängen, wie viel die Konkurrenz riskiert, ob es zu zahlreichen Abbrüchen kommt. „Im Gegensatz zu den sicheren Frauen hatten wir bei den Weltcups der Männer die Situation, dass die Abbruchquote hoch war, sie lag teilweise bei 50 Prozent“, berichtet Katarina Prokesova. Eine Entwicklung, die dem sicheren Vogel in die Karten spielen könnte.
Die Bundestrainerin war selbst schon einmal bei Olympischen Spielen am Start. Vor 20 Jahren in Athen gehörte sie für die Slowakei dem Starterfeld an, als Anna Dogonadze zu ihren Goldsprüngen abhob. „Mich hat damals die Größe der Halle und die Wucht der Zuschauer total überrascht. Ich stand da ganz alleine auf dem Gerät, alle Augen auf mich. Darauf war ich nicht vorbereitet“, erzählt sie von ihrem olympischen Moment und ergänzt: „Anna war da komplett anders. Sie hat das geliebt. Und in der Beziehung ist Fabi wie Anna, auch er wird das aufsaugen. Er braucht das Publikum, er braucht sogar solch eine Atmosphäre, um seine beste Leistung zu zeigen.“
Arena wird gut gefüllt sein
Der Kulturschock wird für die Trampolinturner gigantisch. Normalerweise turnen sie vor ein paar Hundert Zuschauern, bei Großereignissen vielleicht mal vor einer niedrigen vierstelligen Anzahl an Fans. In der Bercy Arena, die am Freitag ausverkauft sein soll, werden nun 15 000 Besucher erwartet. An die Bedingungen versucht sich Vogel, der bereits seit einer Woche in Paris weilt, vor Ort zu gewöhnen. Zum einen natürlich über die Trainingseinheiten, zum anderen konnte er bereits bei den Turn-Wettkämpfen erleben, in welchen Hexenkessel sich die Halle, die auch für Konzerte genutzt wird, entwickeln kann.
Dort zu bestehen, dabei wird Vogel auch seine Stabilität helfen. Viermal in Folge wurde er Deutscher Meister, lieferte immer ab, wenn es gefragt war. „Auch wenn es, wie in unserem Sport üblich, mal Höhen und Tiefen gab, Fabi ist seit Jahren der beste deutsche Trampolinturner und hat es sich verdient, bei Olympischen Spielen zu turnen“, sagt Eislöffel, der aus der Ferne die Daumen drücken wird und auf jeden Fall feiert. Seine Tochter Aurelia, selbst eine talentierte Trampolinturnerin, wird nämlich am Freitag 18 Jahre alt.