American Football erfreut sich seit einigen Jahren auch in heimischen Gefilden immer größerer Beliebtheit. Am vergangenen Sonntag wurde erstmals ein Pflichtspiel der National Football League (NFL) in Deutschland ausgetragen. 69.811 Zuschauer sahen in der Münchner Allianz Arena den 21:16-Sieg der Tampa Bay Buccaneers um Superstar Tom Brady gegen die Seattle Seahawks. Mit dabei unter den glücklichen Fans, die ein Ticket ergattern konnten, war auch ein Sextett aus Wallhausen.
Glücksmoment beim Ticketverkauf
Nach Angaben der Liga hätten drei Millionen (!) Eintrittskarten verkauft werden können. Insofern sei es ein „absoluter Glücksfall“ gewesen, dass sie mit von der Partie sein konnten, sagt Nikolai Staub. „Am Tag des Online-Vorverkaufs haben wir uns mit sehr vielen Freunden in die Warteschlange eingeloggt. Ich persönlich stand ungefähr auf Warteplatz Nummer 750.000. Doch ein Freund landete direkt auf Position 250 und konnte das volle Kontingent von sechs Tickets ausschöpfen“, erzählt der 27-Jährige Wallhäuser, der als Fußballer für den Landesligisten SG Hüffelsheim auf Torejagd geht. Er hatte sich gemeinsam mit seinem Bruder David, Johannes Jaeckel, Jens Puth sowie Benni und Michael Schott auf den Weg in die bayerische Landeshauptstadt gemacht.
Seit einigen Jahren widmet sich die NFL verstärkt dem europäischen Markt, trägt bereits regelmäßig Spiele in London aus. Nun stand die Deutschland-Premiere in München an. Noch Tage später gerät Staub ins Schwärmen, wenn er von der Stimmung in der Allianz Arena, in der sonst der FC Bayern um Bundesliga-Punkte spielt, spricht: „Es wurde viel gesungen, die Atmosphäre war wirklich enorm und außergewöhnlich. Mit einem normalen Fußballspiel hatte das nicht viel zu tun. Im American Football ist es so, dass jede Pause mit Programmpunkten, Musikeinlagen oder Auftritten der Cheerleader genutzt wird. Die Lautstärke, die im Stadion geherrscht hat, ist durch den ganzen Körper gegangen.“
Schon vor dem Stadion hatte eine spezielle Stimmung geherrscht. Viele Fans hatten sich ausgefallen verkleidet und so für den einen oder anderen Hingucker gesorgt. „Generell hat einfach eine große Euphorie geherrscht“, betont Staub, der die Sportart bereits seit 2012 verfolgt. „Der damalige Super Bowl zwischen den New York Giants und den New England Patriots ist so ein bisschen der Startschuss gewesen. Am Anfang hat man von den Regeln natürlich nichts kapiert, aber das ist dann nach und nach gekommen. Das Besondere an American Football ist, dass ein Spiel immer noch komplett kippen kann, egal, wie deutlich ein Ergebnis aussehen mag.“
Bis zum Schluss ein knappes Spiel
Was die Spannung angeht, kamen die Zuschauer auch am Sonntag in München voll auf ihre Kosten. Zu Beginn des vierten Viertels führte Tampa Bay, Meister der Saison 2020, schon mit 21:3. Doch Seattle gab sich nicht auf und verkürzte kurz vor Schluss auf 16:21 aus seiner Sicht.
Letztlich brachte das Team aus dem Bundesstaat Florida seinen Vorsprung zwar über die Zeit, „aber der spannende Spielverlauf hat natürlich auch dabei geholfen, dass die Stimmung so gut war“, sagt Staub, dem besonders der erste Touchdown – Superstar Tom Brady bediente mit einem Pass Julio Jones – in Erinnerung blieb: „Da sind alle Dämme gebrochen.“ Bemerkenswert war auch, dass die Zuschauer selbst lange nach dem Spiel noch im Stadion blieben, um die Atmosphäre bis zum allerletzten Moment einzusaugen. „Viele wollten gar nicht mehr heimgehen“, schmunzelt Staub.
Für ihn und seine Freunde steht fest, dass sie sich beim nächsten Deutschland-Spiel der NFL im kommenden Jahr für Tickets bewerben werden. Diese Partie wird im Frankfurter Waldstadion ausgetragen. „Da wäre die Anreise für uns noch kürzer“, meint Staub, der hofft, dass das American-Football-Erlebnis in München nicht sein letztes gewesen sein wird.