Manchmal braucht es keine Worte, manchmal reichen Blicke. So wie nach dem dritten Lauf bei der Skeleton-Weltmeisterschaft in Lake Placid in den USA. Jacqueline Pfeifer verzichtete darauf, den kurzen Moment vor der Kamera zu nutzen, um einen Gruß ins heimische Brachbach zu schicken. Nur kurz geschaut, dann drehte die 30-Jährige ab und verschwand in die Zone, die Fahrerinnen, Trainern und Technikern vorbehalten ist. Bloß weg aus dem Rampenlicht – das war die Botschaft. Denn schon vor dem finalen Durchgang war klar, dass es eine verkorkste Einzelkonkurrenz wird für die Weltmeisterin von 2017 und Olympiazweite von 2018. Am Ende musste sie sich die 30-Jährige beim Sieg von Kimberley Bos (Niederlande) vor Mystique Ro (USA) und Anna Fernstaedt (Tschechien) abgeschlagen auf Platz 16 einreihen.
„Gerade bin ich ziemlich froh, dass der Lauf vorbei ist.“
Jacqueline Pfeifer nach der Einzelkonkurrenz in Lake Placid
Im Grunde reichten 56,44 Sekunden, um abzusehen, dass sich der Traum von der fünften Einzelmedaille bei einer WM nicht erfüllen wird. Knapp eine Sekunde betrug da bereits der Rückstand auf Platz eins. „Gerade bin ich ziemlich froh, dass der Lauf vorbei ist“, war es vor allem Erleichterung, einen Haken hinter diesen Wettbewerb machen zu können, wie Pfeifer klarmachte. Sie habe sich „auf die WM gefreut, aber es war ab Lauf eins der Wurm drin. Ich bin überhaupt nicht mehr reingekommen in den Rhythmus.“
Die anspruchsvolle Bahn in Lake Placid, so schien es, ließ zu Beginn keinerlei Fehler zu. Ehe die Brachbacherin mit Startnummer sechs ins Rennen ging, war schon manch anderer Medaillentraum ins Wanken geraten. Die im Weltcup dominierende Österreicherin Janine Flock wurde durch einen unfreiwilligen Drift gehörig aus der Erfolgsspur geworfen. Auch die deutsche Olympiasiegerin Hannah Neise verlor trotz sauber wirkender Linie schon früh viel Tempo, ehe auch sie sich Patzer erlaubte. Pfeifer fand bei ihrer neunten WM-Teilnahme nicht ins Rennen, kam nach dem gewohnt schwächeren Start so auf Touren wie in der Vergangenheit, als sie ihren Rückstand mit jedem Meter reduzierte und oft in Vorsprung wandelte. Die Schlüsselstellen erwischte sie nicht ansatzweise so, wie sie es sich vorgenommen hatte.
Ohne den Flow vergangener Jahre
„Viele hatten zu kämpfen oder Probleme, die man fest weiter vorne auf der Rechnung hatte“, sagte die Brachbacherin hinterher. „Und da rede ich gar nicht von mir.“ Auch Janine Flock oder Kim Meylemans waren aus Sicht der 30-Jährigen Kandidatinnen auf eine Topplatzierung, blieben aber weit hinter den Erwartungen. „Es war einfach schwer, und ich habe es nicht geschafft, mir den Flow zu erfahren, den man für die zwei Tage gebraucht hätte.“ Aus deutscher Sicht gelang es nur Susanne Kreher, nach durchwachsenem Beginn für ein versöhnliches Ende zu sorgen. Lauf für Lauf steigerte sich Pfeifers Teamkollegin und konnte letztlich gut mit Platz sechs leben, wie sie betonte.

Dass auch Jacqueline Pfeifer ihren Frieden mit der WM von Lake Placid machen konnte, lag am Mixed-Wettbewerb, in dem sie im Team mit Christopher Grotheer sogar an der Medaille schnupperte. Hinter den US-Amerikanern Mystique Ro und Austin Florian, den Briten Tabitha Stoecker und Matt Weston sowie den Chinesen Dan Zhao und Qinwei Lin landete Team Deutschland II auf dem vierten Platz. „„Tatsächlich muss ich sagen, dass das heute noch mal gutgetan hat, es war ein guter Abschluss“, bilanzierte die Brachbacherin, die mit der besten Reaktionszeit und der dritten Laufzeit den Grundstein legte.
„Das ist jetzt ein positiver Abschluss, der mich doch optimistisch stimmt – gerade im Hinblick auf nächstes Jahr, wo es dann zählt.“
Jacqueline Pfeifer nach der Mixed-Konkurrenz
Mit einem „ähnlichen Lauf“ wie im Einzel hätte es einfach „besser funktioniert“. Woran das genau gelegen habe, müsse noch analysiert werden. „Aber ich glaube, ich habe den Schlitten einfach mehr laufen lassen und war ein bisschen entspannter.“ Ärgerlich sei nur, dass es nicht zu einer Medaille gereicht hätte. „Das ist jetzt ein positiver Abschluss, der mich doch optimistisch stimmt – gerade im Hinblick auf nächstes Jahr, wo es dann zählt.“ 2026 steht im Zeichen der Olympischen Spiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Für Pfeifer soll es die dritte Teilnahme nach Pyeongchang 2018 und Peking 2022 sein.