Völlig am Ende war Heiko Wiesenthal noch zwei Tage nach dem Beachvolleyballturnier bei Maximilians Brauwiesen in Lahnstein. Zusammen mit seinem Sohn Till, der vor Kurzem mit dem TV Bad Salzig in die Volleyball-Regionalliga aufgestiegen war, landete der 50-Jährige auf dem dritten Platz. Zwar war es nur ein Spaßturnier, aber zum einen spielten aus der Region einige im Volleyball bekannte Spieler mit, zum anderen sprinteten, sprangen und landeten die Gegnerteams des Wiesenthal-Duos mit allen ihren vier Beinen.
„Ich habe den ganzen Tag ja sozusagen nur auf einem Bein gespielt“, erzählt Wiesenthal mit einem Schmunzeln im Gesicht, „aber dafür war es ganz gut.“ Dass er so weit kam und im Halbfinale erst im Tiebreak gegen das spätere Siegerteam ausgeschieden ist, das schob er seinem Sohn zu. „Till hat wirklich stark angegriffen.“ Was natürlich nur ging, weil ihm sein Vater meist perfekt zuspielte, aber „am Ende war ich platt, da kam das Zuspiel nicht mehr so genau“.

Normalerweise spielt der am linken Unterschenkel amputierte Heiko Wiesenthal ja auch Volleyball im Sitzen – und im Sitzvolleyball ist er einer der besten Spieler Deutschlands. Der größte Erfolg des Koblenzers war die Bronzemedaille bei den Paralympischen Spielen in London 2012. Auch in Rio des Janeiro, Tokio und Paris war er Stammspieler im deutschen Team. Jetzt will Wiesenthal, der von der Sporthilfe Rheinland-Pfalz große Unterstützung erhält, seinen ersten großen Titel.
EM Ende Juli/Anfang August in Ungarn
Vom 28. Juli bis 3. August findet in Ungarn die Europameisterschaft statt. In zwei Sechsergruppen wird die Vorrunde gespielt, ehe es mit den Viertelfinals weitergeht. „Wenn alles normal läuft, dann müssten wir ins Endspiel kommen“, sagt Wiesenthal. Die Deutschen haben es in ihrer Gruppe mit Italien, Lettland, Serbien, der Niederlande und Titelverteidiger Bosnien und Herzegowina zu tun.
Deutschland und Bosnien werden wohl den Gruppensieg unter sich ausspielen, was bedeutet, dass Wiesenthal und Co. erst im Endspiel wieder auf ihren Angstgegner treffen würden. Die Gegner der anderen Gruppe (Ungarn, Kroatien, Frankfreich, Polen, Türkei, Ukraine) haben die Deutschen zuletzt allesamt besiegt.
Wie bei der Nations League im paralympischen Stützpunkt in Kienbaum, als die Deutschen ungeschlagen ins Finale einzogen, dort allerdings mit 2:3 gegen Bosnien verloren. Mit 28:26 gewannen Wiesenthal und Co. den ersten Satz, verloren dann 18:25, gingen durch das 25:19 mit 2:1 in Führung, mussten aber erneut den Satzausgleich (20:25) hinnehmen. Den Tiebreak sicherte sich dann Bosnien mit 15:7.
„Wir wollen den Fluch gegen Bosnien loswerden und uns endlich einmal für unseren Aufwand belohnen.“
Heiko Wiesenthal
„Wir waren nah dran, Bosnien endlich einmal zu schlagen“, berichtet Wiesenthal. Aber genau wie bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren, als die Deutschen im Endspiel ebenfalls mit 2:1 geführt hatten, verloren sie am Ende mit 2:3. Vielleicht klappt es dieses Mal bei der EM mit einem Titel für den Koblenzer. Wiesenthal: „Wir wollen den Fluch gegen Bosnien loswerden und uns endlich einmal für unseren Aufwand belohnen.“