MTV löst das Finalticket
Ereignisreiche Woche für Charmaine Buchholz
Die Hände zum Himmel: Die Trampolinturner des MTV Bad Kreuznach freuen sich über die Qualifikation fürs Bundesliga-Finale.
Tina Paare

Mit einem souveränen Heimauftritt lösten die Trampolinturner des MTV Bad Kreuznach das Ticket für das Bundesliga-Finale, hielten dabei die Spannung trotz Hitze und einer langen Wettkampfdauer hoch.

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Ein Heim-Debüt, ein Comeback vor eigenem Anhang und ein Schwierigkeitsrekord-Versuch: Der Heimwettkampf des MTV Bad Kreuznach in der Trampolin-Bundesliga hatte einiges zu bieten. Und er war äußerst erfolgreich. Die Gastgeber gewannen mit 632,3 Punkten deutlich vor den Frankfurt Flyers (587,1) und Eintracht Frankfurt (565,9). Damit zogen die Höhenflieger von der Nahe als Zweiter der Gruppe Süd ins Bundesliga-Finale ein, das sie zuletzt dreimal in Folge gewonnen hatten, und können am 6. Dezember in Dessau die Titelverteidigung angehen.

Da die MTVler zuvor gegen die TG Dietzenbach verloren hatten, standen sie unter Druck, mussten beide Gegner hinter sich lassen. Und das tat das Kollektiv souverän. „Ich habe alle turnen lassen, von denen ich wusste, dass es funktioniert. Deshalb mussten andere Athleten dieses Mal zugucken, aber ich wollte kein Risiko eingehen“, erläuterte MTV-Cheftrainer Steffen Eislöffel. Bei den Frankfurter Teams hieß es dagegen „Jugend forscht“ – für die Eintracht waren ausschließlich Nachwuchskräfte am Start, bei den Flyers in Luisa Braaf nur eine Starterin, die volljährig ist. Eislöffel hatte vor dem Wettkampf in der IGS-Halle eine kleine Ansprache gehalten und sein Team angespornt: „Ich habe gesagt, wenn ihr diesen Wettkampf nicht ernst nehmt, dann nehmt ihr euch selbst nicht ernst. Und ich glaube, das haben alle sehr professionell gemacht.“

„Weil man bei so einem Wettkampf für die Mannschaft turnt, ist das noch mal mehr Aufregung.“
Aurelia Eislöffel

Die Bürde der Startturnerin kam seiner Tochter Aurelia zu, die nach überstandenem Kreuzbandriss vor den eigenen Fans zeigte, dass sie immer besser in Form kommt. Sie turnte mit reduziertem Schwierigkeitsgrad, legte aber drei blitzsaubere Übungen hin. „Als Erste geht es ja auch darum, Sicherheit zu holen für die Mannschaft“, sagte Aurelia Eislöffel und ergänzte: „Weil man bei so einem Wettkampf für die Mannschaft turnt, ist das noch mal mehr Aufregung. Aber wir haben das als Team gut gemacht.“ Was keine Selbstverständlichkeit ist, denn hinter den MTVlern liegen intensive Wochen mit dem Deutschen Turnfest in Leipzig und einem P-Kader-Lehrgang in den Tagen vor dem Heimkampf. Für Aurelia Eislöffel geht es im Rahmen ihres Aufbautrainings zudem dreimal pro Woche an den Olympiastützpunkt nach Saarbrücken.

Am 20. und 21. Juni stehen bereits die nächsten Titelkämpfe auf dem Programm – die deutschen Mannschaftsmeisterschaften. In Stuttgart werden nicht nur die besten Teams ermittelt, sondern auch die Medaillen im Synchron vergeben. Heiße Titelanwärter sind natürlich die Weltmeister Caio Lauxtermann und Fabian Vogel. Lauxtermann tritt zudem gemeinsam mit Aurelia Eislöffel in der neuen Disziplin Synchron Mixed an. „Das ist eine neue Herausforderung. Wir sind gespannt“, sagte Lauxtermann nach seinem Heim-Debüt in der IGS-Halle. Seit einem dreiviertel Jahr trägt der Cottbuser das Trikot des MTV. An der Nahe fühlt er sich wohl. „Das ist eine super schöne Gegend, nicht so flach wie in Brandenburg“, berichtete der 22-Jährige, der sich auch bei seinem neuen Verein gut aufgehoben fühlt: „Die Atmosphäre ist super positiv. Alle haben Bock.“ Den Heimauftritt genoss er, auch weil er die Möglichkeit bot, den Fans zu zeigen, was Tag für Tag im Training geleistet wird.

Starkes Debüt vor heimischem Publikum: Caio Lauxtermann zeigt sein Können.
Ingrid Eislöffel

Bei seinem Debüt glänzte er mit einer starken Pflichtübung, für die es kaum Abzüge gab. Mit 46,33 Punkten erreichte er den zweithöchsten Wert aller 18 Turner. Besser war nur seine Teamkameradin Aileen Rösler mit ausgezeichneten 46,49 Punkten. Die beiden Kürübungen gelangen ihr ebenfalls ausgezeichnet, sodass sie mit 160,22 Zählern auch die Tageswertung gewann. Lauxtermann wurde im Ranking Fünfter. Er hatte 30 Sprünge aufs Tuch gezaubert, in der ersten Kür allerdings nach dem letzten Sprung die Matte berührt und Punktabzüge kassiert.

Mykola Prostorov, der seine internationale Karriere beendet hat, aber weiter für den MTV turnt, bewies seine große Erfahrung, wurde mit 158,97 Punkten und Rang zwei in der Tageswertung belohnt. Dritte wurde Charmaine Buchholz (155,48), für die damit eine ereignisreiche Woche erfolgreich zu Ende ging. Sie hat ihren Bachelor in Sportwissenschaften in der Tasche, am Freitag war die offizielle Abschlussfeier. Wenige Stunden später stand sie in der IGS-Halle und hatte erst einmal mit der Hitze zu kämpfen. „Als ich in die Halle kam, war es so warm. Ich habe gedacht, die Luft steht“, erzählte sie und fügte an: „Man muss sich jedes Mal neuen Herausforderungen stellen. Und es lief ja alles wie geplant.“

Reihen auf der Tribüne lichten sich

Anders als die Frankfurter Teams, bei denen es jeweils zwei Abbrüche gab, brachte der MTV fast alle seine Übungen durch. Die einzige Ausnahme war der finale Auftritt von Fabian Vogel. Mit dem sicheren Sieg im Rücken versuchte er sich in seiner zweiten Kür an einem neuen Schwierigkeitsrekord. „Fünf Dreifach-Salti und sehr, sehr viele Schrauben“, wie Vogel zusammenfasste, beinhaltet seine neue Kür, mit der er künftig auf internationaler Bühne glänzen will. Das Ziel ist eine Schwierigkeit von 19,5 – und Vogel legte mit atemberaubenden Kombinationen los, kam dann aber in Schwierigkeiten, sodass Trainer Eislöffel die Sicherheitsmatte warf. „Schade, dass es nicht geklappt hat“, sagte Vogel, der dennoch ein positives Fazit zog: „Wir wussten, dass wir unsere Leistung bringen müssen, und haben das gut gelöst.“

Allerdings hatte auch er den Kaderlehrgang unter der Woche in den Beinen stecken. Und natürlich war es für die Athleten nicht einfach, die Konzentration über fast drei Stunden hochzuhalten. Bei 18 Pflicht- und noch einmal 36 Kür-Darbietungen zog sich der Wettkampf in die Länge. Zudem dauerte die Übertragung der einzelnen Ergebnisse ungewohnt lange, was in der Summe zu weiteren Verzögerungen führte. „Ich weiß nicht, woran es lag. Das hatten wir so noch nicht“, sagte Steffen Eislöffel und verhehlte nicht, dass er an der einen oder anderen Stelle vergangenen Zeiten hinterhertrauert: „Ein bissel Nostalgie wäre gar nicht schlecht, auch im modernen Sport mit HD und TOF.“ Apropos gute alte Zeit: Die Anziehungskraft vergangener Jahrzehnte hat die Bundesliga in Bad Kreuznach derzeit nicht. In der Konrad-Frey-Halle, dem Bundesliga-Tempel, wie ihn Eislöffel bezeichnet, waren mehrere Hundert Fans keine Seltenheit. In der IGS-Halle, noch dazu an einem heißen Sommertag, waren es kaum mehr als 100 Zuschauer. Und je länger sich der Wettkampf hinzog, umso mehr lichteten sich die Reihen.

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