Es gibt nicht viele Sportler aus dem Kreis Birkenfeld, die wegen ihrer Leistungen vom Bundespräsidenten geehrt worden sind. Wolfgang Koch hat das erleben dürfen. 1976 saß er in der Redoute in Bonn an der Seite von Walter Scheel, dem damaligen Staatsoberhaupt. Zuvor hatte ihm der Bundespräsident das Silberne Lorbeerblatt verliehen – die höchste Auszeichnung, die Sportlern in der Bundesrepublik Deutschland zuteil werden kann.
Wolfgang Koch ist wohl der erfolgreichste Sportler, den der Kreis Birkenfeld hervorgebracht hat. Niemand aus unserer Region ist so oft auf höchster internationaler Ebene an den Start gegangen und hat so viele Siege errungen wie der Idar-Obersteiner. Er durfte sich Doppel-Olympiasieger und Weltmeister nennen.
Ein Badeunfall als Wendepunkt
Wolfgang Kochs Sportlerlaufbahn verlief zunächst zweigleisig. Seit Ende der 1950er Jahre spielte er beim Idarer TV Tischtennis und bei der Spvgg Idar, einem der Muttervereine des SC, auch Fußball. Ein Badeunfall veränderte 1969 Wolfgang Kochs Leben nachhaltig. Querschnittsgelähmt war er seitdem und auf den Rollstuhl angewiesen. Seinen sportlichen Ehrgeiz bremste der Unfall nicht. An der Tischtennisplatte lebte der Idarer ihn aus. Im Interview mit unserer Zeitung hat er mal erzählt: „Man muss wissen, dass im Idarer TV Tischtennis einen ganz hohen Stellenwert hatte.“ Mit seinen Männern spielte der ITV in der Rheinlandliga – viel höher ging es bei der damaligen Ligeneinteilung kaum. Und natürlich war das für Jugendliche anziehend. „Weil nach meinem Unfall Fußball ja nicht mehr ging, bin ich dann beim Tischtennis geblieben.“ Doch Wolfgang Koch war auch ein erstklassiger Para-Leichtathlet.
Die Liste seiner sportlichen Erfolge ist atemberaubend. Dreimal wurde er Deutscher Tischtennismeister im Einzel und Doppel sowie auch im Leichtathletik-Fünfkampf. 1987 holte er in Brisbane/Australien den Weltmeistertitel mit der deutschen Tischtennismannschaft und belegte im Einzel Platz vier. Er nahm an drei Paralympischen Spielen teil und sicherte sich dabei 1972 in Heidelberg Silber im Speerwurf und Bronze im Tischtennis-Doppel. 1976 in Toronto errang er die Silbermedaille im Tischtennis-Einzel und seinen ersten Olympiasieg. Im Tischtennis-Doppel holte er Gold. Eine zweite Goldmedaille sicherte er sich 1988 in Seoul mit der Tischtennismannschaft.
Wolfgang Koch erlebt die Entwicklung der Paralympics mit
Natürlich sind solche Leistungen mit erheblichem Aufwand verbunden. Wolfgang Koch hat von seinem Trainingspensum erzählt: „Ich habe zweimal in der Woche jeweils zwei Stunden beim Idarer TV trainiert. Hinzu kamen alle 14 Tage samstags vier Stunden Training bei der Rollstuhlsportgemeinschaft im evangelischen Stiftskrankenhaus in Koblenz. Dort gab es eine „Querschnittstation“ und eine Halle, in der wir trainiert haben. Außerdem war ich etwa alle drei Monate mit dem deutschen Nationalkader auf Wochenendlehrgängen an verschiedenen Orten in Deutschland.“

Wolfgang Koch erlebte aktiv mit, wie sich die Paralympics entwickelten, wie sie immer professioneller wurden. Der Idar-Obersteiner war dabei, als die Paralympics 1988 in Seoul erstmals am gleichen Ort stattfanden wie die Olympischen Spiele. Das war vorher anders. 1972 war Olympia in München, die Paralympics in Heidelberg. 1976 fanden die Olympischen Spiele in Montreal, die Paralympics in Toronto statt. Das führte dazu, dass die paralympischen Sportler nicht in einem eigenen Dorf, sondern vergleichsweise spartanisch untergebracht waren. „In Heidelberg hat uns das Berufsbildungswerk beherbergt, in Toronto waren wir auf dem Universitätsgelände. 1988 ist dann auch in dieser Beziehung die Gleichstellung vollzogen worden – wir durften auch im Olympischen Dorf wohnen“, hat Wolfgang Koch erzählt. Die Spiele in Seoul bezeichnete er als den Höhepunkt seiner Karriere: „Die Eröffnungs- und die Abschlussfeier vor 100 000 Zuschauern hat unvorstellbare Gänsehautmomente geboten. Letztlich sind mir diese Spiele aber so wichtig, weil dort die Gleichstellung von behinderten und nicht behinderten Sportlern vollzogen wurde“, hat er erklärt.
Dem SC Idar-Oberstein und dem Idarer TV verbunden
Sein Wissen über Tischtennis hat er dann viele Jahre als Trainer beim Idarer TV weitergegeben. „Ich habe versucht, deutlich zu machen, dass man mit fleißigem Training etwas erreichen kann. Genauso wichtig war mir aber auch, vorzuleben, dass man mit Fairness mit Sieg und Niederlagen umgehen muss“, hat Wolfgang Koch einmal seine Trainingsziele skizziert.
Zwei Vereinen hat sich Wolfgang Koch zeit seines Lebens besonders verbunden gefühlt. Beim SC Idar-Oberstein war er viele Jahre im Vorstand als Kassierer und Pressewart tätig und besaß die Ehrenmitgliedschaft. Der Idarer TV zeichnete ihn 2014 mit der Ehrennadel mit Brillanten aus. Es ist die höchste und zugleich seltenste Ehrung, die der Verein vergibt.
Vor knapp zwei Wochen ist Wolfgang Koch im Alter von 80 Jahren verstorben.