Kanuslalom: Ricarda Funk steht bei den Olympischen Spielen in Paris ein ereignisreiches Wochenende bevor
Das olympische Wochenende der Ricarda Funk: Eröffnungsfeier genießen und um Gold kämpfen
Olympia-Qualifikation Kanuslalom
Die Qualifikation für die Olympischen Spiele war für Ricarda Funk eine enorm harte Zeit, mental und sportlich. Dementsprechend groß war in Markkleeberg nach dem Lösen des Tickets die Freude. Nun gilt es in Paris, die richtige Balance aus dem Genießen der Spiele und sportlichem Erfolg zu finden. Foto: dpa/Hendrik Schmidt
Hendrik Schmidt. picture alliance/dpa

Ricarda Funk hat ein Talent, das für eine Sportlerin unbezahlbar ist. Die Slalomkanutin des KSV Bad Kreuznach, die in Paris zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt, ist immer dann auf den Punkt da und vor allem dann erfolgreich, wenn es gilt.

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Das war bereits im Juniorenbereich so, als sie alles abräumte. Bei den Frauen wurde sie in jungen Jahren Europameisterin, später Weltmeisterin vor eigenem Publikum in Augsburg und 2021 in Tokio auch Olympiasiegerin. Die Fokussierung auf wichtige Wettkämpfe im Kajak-Einer ist famos, fast einzigartig und bescherte ihr eine Karriere wie aus dem Bilderbuch.

Dementsprechend könnte die mittlerweile 32-Jährige ihre zweiten Olympischen Spiele locker angehen, mehr genießen, als verbissen um eine Medaille zu kämpfen. Doch so tickt die Bad Kreuznacherin nicht, die eine Balance aus olympischem Flair und sportlichem Erfolg anstrebt. „Eigentlich sind es ja auch meine ersten richtigen Olympischen Spiele“, wird sie nicht müde zu betonen. Nein, falsch waren die Spiele in Tokio nicht, sie haben sich eben nur nicht komplett angefühlt. Keine Zuschauer, kein unbeschwertes Leben im Olympischen Dorf, keine Kontakte zu anderen Sportlern und anderen Kulturen, kein Sightseeing im Gastgeberland. Alles einer Pandemie namens Corona geschuldet.

Mehr olympische Lebensfreude

Paris soll nun ganz anders werden. Viel mehr olympische Lebensfreude, viel mehr Teilhabe und Unterstützung durch Familie, Freunde und den Verein, viel mehr Flair und Begeisterung. Ein erster Schritt dorthin ist die Teilnahme an der Eröffnungsfeier. Die war lange Zeit fraglich, schließlich ist der erste Start von Ricarda Funk bereits am Samstagnachmittag, also wenige Stunden nach der Eröffnungszeremonie, terminiert. Deshalb stand im Raum, dass die deutschen Kanuten verzichten.

Doch nun wurde ein sehr charmanter Kompromiss gefunden: Die Paddelkünstler werden auf der Seine dabei sein, Ricarda Funk wird allerdings etwas früher den Ort des Geschehens verlassen. Extra für solche Fälle gibt es Haltemöglichkeiten für die Boote, auf denen die Sportler ihr Land repräsentieren.

Geringere Leistungsdichte bei Olympia

Diese Lösung wurde auch gewählt, weil der Samstag nicht die ganz große Hürde darstellen sollte. Es sind zwei Vorläufe (15.50 Uhr und 18 Uhr) angesetzt, in denen sich die Slalomkanutinnen für das Halbfinale am Sonntag qualifizieren können. Die Quote der Sportlerinnen, die ausscheiden werden, ist dabei sehr gering.

Mit einem Sicherheitslauf werden die Favoritinnen locker weiterkommen, zumal die Leistungsdichte des Feldes deutlich geringer ist als bei Europa- oder Weltmeisterschaften. Sogar bei Weltcups ist eine Finalteilnahme schwerer zu realisieren als bei Olympischen Spielen. Das liegt daran, dass jede Nation genau eine Sportlerin nach Paris entsenden darf. Die Top-Nationen verfügen aber über mehrere Athletinnen, die bei anderen Wettkämpfen in der Lage sind, ins Finale oder sogar aufs Podium zu fahren.

Das beste Beispiel ist Deutschland selbst, das in Elena Lilik, der Augsburger Trainingspartnerin von Ricarda Funk, über eine zweite Weltklasse-Kajakfahrerin verfügt, die bereits bei Weltmeisterschaften Medaillen holte. Auch deshalb hat Ricarda Funk mehrfach erklärt, wie groß der Druck bei der nationalen Qualifikation war und sich dies nun bei Olympia um einiges lockerer anfühlt.

Das Problem mit den Toren

Unter diesen Umständen sollten auch das Halbfinale am Sonntag (15.30 Uhr) und die Qualifikation für das Finale machbar sein. Dann, am Sonntag um 17.45 Uhr, heißt es schließlich: alles oder nichts, volles Risiko. Vieles wird beim Ritt über die Wellen auf ein sauberes Befahren der Tore ankommen. Das war bei den zurückliegenden Rennen das (einzige) Problem von Ricarda Funk. Zwei Strafsekunden sind im Kampf um eine Medaille kaum wettzumachen, selbst wenn man so schnell unterwegs ist wie die Bad Kreuznacherin in diesem Jahr.

„Ricarda ist in absoluter Bestform. Das haben die Wettkämpfe vor Olympia gezeigt“, lobt Walter Senft, der Sportwart des KSV Bad Kreuznach, und ergänzt mit Blick auf die Ziele: „Es wäre ein Traum, wenn wieder eine Medaille herausspringen würde. Welche Farbe die dann auch immer haben wird, ist nicht entscheidend. Das wird auch Ricarda egal sein. Hauptsache eine Medaille.“

Die Hauptkonkurrentinnen sind die üblichen Verdächtigen, allen voran Jessica Fox, die australische Ausnahmekönnerin, die Ricarda Funk als Vorbild bezeichnet, die sie aber in Tokio und Augsburg jeweils bezwingen konnte. Am Finaltag werden natürlich auch Senft und viele weitere Funk-Fans vor Ort sein. „Unsere Delegation wird weit mehr als 20 Personen umfassen“, freut sich Senft. Bereits frühzeitig hatten sich die Anhänger von der Nahe mit Tickets eingedeckt.

Fackelträgerin Funk

Noch einmal zurück zum olympischen Flair: Zu Beginn der Woche war Ricarda Funk offizielle Fackelträgerin. Sie begleitete in einem Raftingboot gemeinsam mit anderen Olympiasiegerinnen das Olympische Feuer über die Wildwasserstrecke. „Das war eine unbeschreibliche Ehre für mich. Ich fühlte mich sehr privilegiert, für diese olympische Tradition ausgewählt worden zu sein“, zeigte sich Ricarda Funk geehrt und gerührt zugleich.

Zudem fühlte sie sich erinnert daran, dass sie 2020 nach der Absage der Spiele in Tokio ins antike Olympia gereist war, um die Verschiebung ihres großen Traums zu verarbeiten. Dorthin also, wo das olympische Feuer stets entzündet wird. Mehr Olympia geht kaum, und deshalb will sie diese Spiele nun auch mit allen Fasern genießen – als Krönung einer Laufbahn, die bereits jetzt als komplett zu bezeichnen ist.

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