Die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Ringen hatten kaum begonnen, da waren sie auch schon wieder vorbei. Technische Probleme in der Bad Kreuznacher Jahnhalle führten zur Absage der Titelkämpfe. Rund 200 Sportler mussten unverrichteter Dinge und vor allem ohne Titel und Medaillen im Gepäck den Heimweg antreten.
„Das ist natürlich blamabel“, redete Oliver Eich, der Abteilungsleiter des ausrichtenden VfL Bad Kreuznach, nicht lange um den heißen Brei herum. Er ergänzte: „Ich könnte weinen, habe die ganze Nacht nicht geschlafen.“
Unter lautem Jubel ging es los – aber nicht lange
Was war passiert? Bereits beim Wiegen hatte es Probleme mit dem Computerprogramm gegeben, mit dem der Wettkampf organisiert wird. „Da waren auf einmal die Daten von 70 Ringern verschwunden“, erzählte Eich, dem es aber mit einem Refresh gelang, das notwendige Programm zu starten. Die Titelkämpfe begannen dadurch mit deutlicher Verspätung, aber unter dem lautstarken Jubel der Teilnehmer, Betreuer und Zuschauer ging es dann doch los.
„Wir dachten, wir hätten es im Griff, aber dann hat es einen erneuten Crash gegeben“, berichtete Eich. Er telefonierte mit dem Betreiber der Software, der eingreifen und helfen wollte, doch der Hauptrechner im Wettkampfbüro ließ sich nicht mehr hochfahren. „Vermutlich ist die Festplatte des Hauptrechners kaputt. Die Laptops an den Matten hätten wir alle austauschen können, das wäre kein Problem gewesen. Aber von dem Hauptrechner speist sich alles andere. Wir hatten keinerlei Daten mehr“, erläuterte der Abteilungsleiter, der ergänzte: „Uns blieb nichts anderes übrig, als alle nach Hause zu schicken. Was hätten wir sonst machen sollen?“
„Ich sitze gerade an Entschuldigungsschreiben an die Vereine. Mehr kann ich ja nicht mehr machen.“ Oliver Eich
Ihn ärgerte besonders, dass das Missgeschick bei einer Veranstaltung mit Rekordbeteiligung passierte. „Wir hatten so unfassbar viele Teilnehmer, das war einfach nur super“, berichtete Eich. 138 Starter hatten im Freistil gemeldet, knapp 100 zudem im griechisch-römischen Stil. Die Teilnehmer kamen dabei nicht nur aus Rheinland-Pfalz, sondern auch aus anderen Bundesländern, da die Meisterschaften offen ausgeschrieben waren. Kaum denkbar, dass die enttäuschten Sportler demnächst wieder die Reise nach Bad Kreuznach zum VfL antreten werden. „Ich sitze gerade an Entschuldigungsschreiben an die Vereine. Mehr kann ich ja nicht mehr machen“, sagte Eich und fügte an: „Wir überlegen, nach einem Ausweichtermin zu suchen, an dem die Ringer dann kostenlos bei uns starten dürfen.“ Besonders bitter war die Absage für die ambitionierten Nachwuchsringer. Viele von ihnen wollten sich mit niveauvollen Kämpfen gegen starke Kontrahenten aus dem Männerbereich den Feinschliff für die deutschen Meisterschaften holen, die in den nächsten Tagen anstehen. Doch auch daraus wurde nichts angesichts der Tücken der Technik.