Schock kurz vor dem Start
Bügel-Drama kostet Charlotte Candrix eine WM-Medaille
Sie konnten es nicht fassen: Bobpilotin Charlotte Candrix aus Alpenrod (BSC Winterberg) und ihre Anschieberin Lena Brunnhübner (TuS Hachenburg) fielen vom aussichtsreichen zweiten Rang noch auf Platz fünf zurück. Vor dem Start ließ sich ein Bügel nicht mehr öffnen.
Arvid Kaffke/BSD

Im Sport sind es die großen Dramen, die besonders in Erinnerung bleiben. Auf diese Erfahrung, die sie bei der Junioren-WM in Altenberg machen musste, hätte die junge Westerwälder Bobpilotin Charlotte Candrix aber gerne verzichtet.

So gründlich und gewissenhaft die Vorbereitung auf einen Wettkampf auch läuft, so gut die Vorleistungen und zurückliegenden Ergebnisse auch waren – im Sport gibt es immer auch noch andere Einflüsse, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Das erfuhr Charlotte Candrix am Wochenende ausgerechnet bei der Junioren-Weltmeisterschaft der Bobpiloten in Altenberg. Ein „Anschubbügel-Drama“ kostete die junge Pilotin aus Alpenrod eine mögliche Medaille.

„Ich war schockiert, mir sind kurz die Tränen in die Augen geschossen.“
Charlotte Candrix, Bobpilotin aus Alpenrod

Die Teilnehmerinnen machen sich am Sonntag bereit für den zweiten Durchgang, Charlotte Candrix liegt mit acht Hundertstelsekunden Rückstand auf Diana Filipszki auf Rang zwei. Sie will angreifen, hat Gold noch nicht aus dem Blick verloren. Aber dann kommt der große Schockmoment. Der Anschubbügel klemmt und lässt sich nicht mehr öffnen. „Ich war schockiert, mir sind kurz die Tränen in die Augen geschossen“, schilderte die Alpenroderin ihre Enttäuschung.

Candrix hatte mit diesen technischen Problemen zuvor noch nie zu kämpfen, im deutschen Bob-Lager hingegen trat es nicht zum ersten Mal auf. Guter Rat war teuer im Startbereich. „Es ist Hektik ausgebrochen, zumal die Zeituhr runterlief. Ich wusste nicht, was ich machen soll“, erklärte Candrix. Anschieben konnte sie den Bob jedenfalls nicht, so nahm sie direkt darin Platz – und Anschieberin Lena Brunnhübner vom TuS Hachenburg musste die ganze Arbeit verrichten, um das Gefährt in Schwung zu bringen.

Vom Silberrang auf Platz fünf

„Sie hat alles gegeben, wofür ich sehr dankbar bin. Die Enttäuschung im Ziel konnte ich dennoch nicht zurückhalten“, sagte die 20-jährige Pilotin. „Es war meine erste von vier Junioren-Weltmeisterschaften, bei denen ich keine U26-Medaille holen konnte. Das ist ein riesiger Dämpfer im ersten Moment.“

Sie konnten es nicht fassen: Bobpilotin Charlotte Candrix aus Alpenrod (BSC Winterberg) und ihre Anschieberin Lena Brunnhübner (TuS Hachenburg) fielen vom aussichtsreichen zweiten Rang noch auf Platz fünf zurück. Vor dem Start ließ sich ein Bügel nicht mehr öffnen.
Arvid Kaffke/BSD

„Bei all den Erfolgen ist das Malheur bei Charlotte Candrix freilich die traurige Geschichte heute. Deshalb hatte sie keine Medaillenchance mehr“, bedauerte Europacup-Koordinator Sepp Dostthaler. Candrix fiel vom zweiten auf den fünften Platz zurück. Das Bügel-Probleme kostete sie rund 1,3 Sekunden. Das sind Welten im Bobsport. Immerhin blieb für die Westerwälderin in Altenberg eine Medaille übrig. Im Einer der U23-Altersklasse gewann sie hinter der Schweizerin Debora Annen Silber. Ein mehr oder weniger schwacher Trost nach der Enttäuschung bei ihrer Goldchance am Tag danach.

„Ich kann das Wochenende nicht schönreden, dennoch gehört das zum Leistungssport dazu.“
Charlotte Candrix, Bobpilotin aus Alpenrod

Die nächste Chance auf eine internationale Medaille lässt nicht lange auf sich warten. Am kommenden Wochenende geht es auf Candrix‘ Heimbahn in Winterberg um den Titel bei der Junioren-Europameisterschaft. Dort will sie bei der Veranstaltung, in deren Rahmen gleichzeitig auch das letzte Europacup-Rennen dieser Saison über die Bühne geht, wieder Grund zur Freude haben und die erste große sportliche Enttäuschung ihrer Karriere vergessen. „Ich kann das Wochenende nicht schönreden, dennoch gehört das zum Leistungssport dazu“, kommentierte Candrix.

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