Für den Neuwieder Trainer Tigin Yaglioglu, der nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Zuspielerin Carla Fuchs und Außenangreiferin Kristin vom Schemm mit nur acht Spielerinnen ins Schwabenland reisen musste, war das keine Überraschung: „Stuttgart ist sehr, sehr stark“, hatte er festgestellt, „die Spielerinnen verfügen über eine außergewöhnliche Handlungshöhe und Schlagstärke.“ Kurz gesagt: „Stuttgart ist nicht unser Gegner.“
Der VCN begann den ersten Satz recht respektlos und blieb bis zur ersten technischen Auszeit (8:6) auf Augenhöhe. Dann aber landeten zu viele der riskanten Aufschlägen, im Aus, Fehler in der Ballannahme häuften sich. Ähnlich verlief der zweiten Satz, lediglich mit dem Unterschied, dass Stuttgart die Deichstadtvolleys von Beginn an auf Distanz hielt. „Wir haben viele Aufschlagfehler gemacht“, stellte Yaglioglu fest, „aber wenn wir das Risiko nicht eingehen, prügelt uns der Gegner die Bälle um die Ohren.“ Was er gleichwohl tat.
Pia Fuchs erhält MVP Medaille
Trotzdem weckte der dritte Satz bei den Neuwiederinnen leise Hoffnung, auch einen solchen Gegner ein bisschen ärgern zu können. Was vor allem an einer Personalie lag: Im zweiten Satz hatte Trainer Yaglioglu die Allrounderin Pia Fuchs eingewechselt, die vor allem im dritten Durchgang glänzte und hinterher zu Recht mit der MVP-Medaille als beste VCN-Spielerin ausgezeichnet wurde.
Wir haben uns alle sehr gefreut, dass Pia diese Auszeichnung bekommen hat.
Neuwied Trainer Tigin Yaglioglu über die im zweiten Satz eingewechselte Pia Fuchs.
Mit gefährlichen Aufschlägen und gut platzierten Angriffsbällen steuerte die 26-jährige Schwester von VCN-Kapitänin Sina Fuchs im dritten Satz acht Punkte zum letztlich achtbaren Ergebnis bei. Auch die starke Leistung seiner Nummer 4, die aus der 3. Liga nach Neuwied kam, überraschte den Coach nicht: „Ich kenne Pia, seit sie D-Jugend spielte“, verriet Yaglioglu, „sie war immer schon eine ausgeprägte Teamplayerin und Führungsspielerin.“ Ihre gute Leistung war für den Trainer „ein schöner Aspekt“: „Wir haben uns alle sehr gefreut, dass Pia diese Auszeichnung bekommen hat.“
Sie selbst natürlich auch: „Ich habe heute meinen ersten längeren Einsatz bekommen und freue mich, dass ich Schwung ins Spiel bringen und quasi als Außenseiterin der Liga einige Lucky Points machen konnte“, äußerte Pia Fuchs bescheiden. Als „coolen Charakter“, der auch „fürs Teamgefüge enorm wichtig ist“, charakterisierte Yaglioglu seine an diesem Tag wertvollste Spielerin.
Stuttgart kann auf hohem Niveau rotieren
„Wir haben nicht so hoch verloren, weil wir besonders schlecht waren“, stellte Tigin Yaglioglu bilanzierend fest, „aber die Stuttgarter Kaderbreite führt dazu, dass immer drei oder vier Top-Angreiferinnen auf dem Feld stehen, obwohl sie viel rotiert haben. In dieser Partie haben wir gespürt, warum die Stuttgarterinnen Doublesieger waren.“
Am kommenden Samstag (19 Uhr) trifft der VCN in eigener Halle auf die Mannschaft von Schwarz-Weiß Erfurt, die ihre drei bisherigen Ligaspiele verloren, aber das Pokalspiel gegen Münster mit 3:2 gewonnen hat. „Ich bin gespannt, wie wir uns gegen diesen gestandenen Bundesligisten aus der Affäre ziehen“, sagte Yaglioglu. Da ist er nicht der Einzige.
VC Neuwied: Madsen, Pia Fuchs, Sina Fuchs, Stöckmann, Kettenbach, Broekstra, Berger, Single.
1. Satz: 0:2, 3:5, 5:6, 10:6, 11:8, 17:9, 19:10, 22:11, 25:12 (22 Minuten). 2. Satz: 3:1, 6:2, 9:3, 13:6, 17:8, 22:10, 23:11, 25:12 (22 Minuten). 3. Satz: 1:9, 2:3, 6:5, 7:8, 9:9, 12:12, 14:14, 17:15, 19:16, 22:18, 24:19, 24:20, 25:20 (23 Minuten).
Zuschauer: 1165.