Dennoch war die Stimmung bei den Deichstadtvolleys nach der 1:3 (18:25, 15:25, 25:23, 16:25)-Niederlage gegen Schwarz-Weiß Erfurt nicht eben euphorisch, denn für das junge VCN-Team wäre durchaus mehr dringewesen, vielleicht sogar der erste Tabellenpunkt. VCN-Trainer Tigin Yaglioglu jedenfalls versammelte seine Schützlinge direkt nach Spielende für etliche Minuten in der Kabine, während die Gäste noch auf dem Feld ihren ersten Saisonsieg feierten.
Was Yaglioglu so dringend zu bereden hatte mit seinem Team, blieb intern („Wir haben einfach ein paar wichtige Dinge angesprochen“), doch VCN-Libera Klara Single, als Neuwieder MVP des Abends gefragte Gesprächspartnerin, strahlte nach der Kabinensitzung eher Frust über die am Ende deutliche Niederlage als Freude über das ersehnte erste zählbare Erfolgserlebnis aus.
Neuwied startet gut in Satz eins
Der ansonsten um keinen Kommentar verlegene Publikumsliebling, der mit starken Reflexen die Fans immer wieder zu Ovationen hinriss, wirkte einsilbig: „Wir wollten unseren ersten Satzgewinn, das haben wir geschafft. Meine Belohnung bedeutet mir schon etwas, aber so ganz kann ich mit meinem Auftritt nicht zufrieden sein. Dazu haben wir zu viele Fehler gemacht.“
Vor rund 250 Zuschauern legten die Deichstadtvolleys gut los. Die Gäste schienen überrascht vom Tempo und der Wucht der Neuwieder Attacken und leisteten sich leichte Fehler, die Neuwiederinnen führten zur Satzmitte vor allem dank etlicher Punkte der unwiderstehlichen Finnin Yvonne Madsen verdient mit 15:13.
Neuwied verliert den Faden
Doch dann verloren sie plötzlich den Faden, während die Erfurterinnen einen Zahn zulegten. Schnell stand es 15:18, der Rest des Satzes verlief wie schon viele in dieser Saison: In der Crunchtime, als es um Punkte für den Satzgewinn ging, waren die Gastgeberinnen kein adäquater Gegner mehr. „Da haben wir die Kontrolle verloren“, analysierte Coach Yaglioglu den „Knick im Spiel“.
Auch im deutlich verlorenen zweiten Satz war der Trainer einige Male der Verzweiflung nahe angesichts der Mut- und Glücklosigkeit seiner Schützlinge. Eklatante Aussetzer bei Aufschlag und Annahme, „unforced errors“, leichte Fehler, und Missverständnisse im Zusammenspiel führten dazu, dass Durchgang zwei nach nur 20 Minuten mit 25:15 an die Gäste ging. Wollten sich die Deichstadtvolleys wirklich schon wieder unter Wert besiegen lassen?
Dritter Satz geht an Neuwied
Prompt begann der dritte Satz, wie der zweite geendet hatte, schnell lag Erfurt mit 6:1 vorn, ohne glänzen zu müssen, die Zuschauer bereiteten sich auf ein frühes Ende des Volleyballabends vor. Doch dann folgte die halbe Stunde, für die sich das Kommen gelohnt hatte. Yaglioglu nahm eine frühe Auszeit, „wir haben taktisch einiges umgestellt, und das hat funktioniert“, gab er hinterher zufrieden zu Protokoll. Kapitänin Sina Fuchs ergriff die Initiative, Yvonne Madsen erwachte aus ihrem Zwischentief, und Neuwied übernahm das Kommando.
Beim 6:7 erhoben sich die Fans erstmals, beim 11:10 (beide Punkte von Madsen) stieg die Stimmung auf der Tribüne, und als der längste und spektakulärste Ballwechsel der Partie damit endete, dass Erfurts Zuspielerin Corinna Glaab den Ball ins Netz donnerte und der VCN auf 15:13 davonzog, tobten die Fans und peitschten ihr Team weiter nach vorn. Die Führung gab der VCN nicht mehr ab, beim 22:20 (Laura Broekstra) und mehr noch beim 24:21 (Sina Fuchs) war der Satzgewinn greifbar nahe. Die Neuwieder Spielführerin machte ihn mit dem 25:23 perfekt.
Wir haben in der Vorbereitung schon oft bewiesen, dass wir auch in der Crunchtime bestehen können.
Neuwieds Trainer Yaglioglu ordnet den schwer erkämpften Teilerfolg ein.
Das Hochgefühl konnten die Deichstadtvolleys nicht in den nächsten Satz retten. „Wir haben den Flow nicht mitgenommenen“, formulierte Yaglioglu, und MVP Single wirkte ratlos: „Ich kann es mir nicht erklären, warum wir die Leistung im dritten Satz nicht komplett durchziehen konnten.“
„Der Gegner spielte aggressiver und hatte einige glückliche Aktionen und Momente“, führte der Coach als Entschuldigung an, warum sein Team schnell ins Hinterreffen geriet und früh die Zuversicht verlor. Was daraus zu lernen ist? „Wir müssen daran arbeiten, auch bei negativen Erfahrungen die Emotionen hochzuhalten“, dozierte Yaglioglu, wollte dann aber „mehr das Positive“ betonen: „Wir haben den ersten Satz der Saison gewonnen, das gibt uns ein gutes Gefühl.“
Das sollte mindestens bis zum Mittwochabend anhalten, wenn die Deichstadtvolleys bei den Ladys in Black Aachen den nächsten Anlauf nehmen, dass sich ihre Anstrengungen endlich auch in der Tabelle niederschlagen.
VC Neuwied: Carla Fuchs, Madsen, Pia Fuchs, Sina Fuchs, vom Schemm, Stöckmann, Kettenbach, Broekstra, Berger, Single, Sendner, Alice Turmovich (n.e.).
Schiedsrichter: Jörg Kellenberger (Neulingen-Nußbaum)/Gregor Bösenberg (Wiesbaden).
Zuschauer: 250.
Spielverlauf, 1.Satz: 3:0, 4:4, 5:6, 10:6, 14:11, 15:13, 15:18, 17:23 (23 Minuten). 2. Satz: 0:5, 3:8, 5:11, 7:14, 9:20, 12:23, 15:24, 15:25 (20 Minuten). 3. Satz: 0:1, 1:6, 6:7, 11:10, 15:13, 16:16, 19:18, 21:19, 24:21, 24:23, 25:23 (26 Minuten). 4. Satz: 0:1, 3:6, 5:8, 6:13, 9:15, 13:16, 14:22, 16:23, 16:25 (23 Minuten).