Wagen die Kombinierten aus SC Ransbach-Baumbach und BC Dernbach-Montabaur jetzt auch den nächsten Schritt? Inzwischen herrscht Klarheit: Die Westerwald Volleys nehmen die Herausforderung an, steigen auf und spielen in der kommenden Saison 2023/24 in der Dritten Liga.
Im Interview spricht Spielertrainer Alexander Krippes über die Hintergründe der Entscheidung, blickt zurück auf das, was war, und wagt erste Prognosen für die Zukunft in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.
Herr Krippes, wann stand für Sie ganz persönlich fest, dass Sie in der kommenden Saison mit Ihrer Mannschaft in der Dritten Liga spielen möchten?
Als wir vorzeitig Meister waren, war mir klar, dass ich auch aufsteigen will, wenn dies von Vereinsseite möglich ist. Im Grunde war mir aber schon nach unserem Sieg gegen Vellmar bewusst, dass nichts mehr passieren kann und ich auch hoch will.
Worin liegt für Sie der Reiz an der Dritten Liga?
In erster Linie bin ich ja Sportler – und als Sportler will ich auch herausgefordert werden. In der Regionalliga haben wir mit einer Ausnahme alle Spiele gewonnen, wobei diese eine Niederlage auch noch überflüssig war. Meiner Meinung nach waren wir einfach auf dem falschen sportlichen Niveau unterwegs. Das soll sich jetzt ändern. In einer Klasse zu spielen, die mich sportlich nicht fordert, reicht mir einfach nicht.
Volleyball ist ein Mannschaftssport, somit war es nicht Ihre alleinige Entscheidung. Wie sind die Gespräche mit den Spielern gelaufen?
Ich habe schon mehrfach thematisiert, dass wir Spieler von unterschiedlichem Niveau in der Mannschaft haben. Deswegen war es zunächst wichtig, mit den erfahrenen Spielern zu reden, die für mich die Leistungsträger sind. Wenn vier von fünf nicht mehr dabeigeblieben wären, hätte sich das Thema Aufstieg ganz schnell erledigt gehabt. Aufgrund der sportlichen Perspektive ziehen sie aber alle voll mit.
Was ist mit den anderen Spielern?
Der Rest der Mannschaft ist auch ganz wichtig, das macht uns als Team aus. Umso schöner, dass fast alle gleicher Meinung waren, was den Aufstieg angeht. Es macht für uns alle einfach keinen Sinn, noch ein weiteres Jahr Regionalliga zu spielen. Nach dieser Saison kannst du da doch nur verlieren. Wir haben, wie gesagt, in der gesamten Saison nur ein Spiel unnötig verloren. Da könnte alles, was in dieser Klasse künftig kommen würde, nur schlechter sein.
Wo lagen die Knackpunkte bei der Entscheidung für oder gegen einen Aufstieg?
Die Frage war, wie es uns gelingt, den etwas höheren Aufwand zu leisten. In dieser Saison war unser Kader bei Auswärtsspielen teils nur spärlich besetzt. Für die Regionalliga hat es auch so noch gereicht, um auch solche Spiele zu gewinnen. Aber das wird uns in der Dritten Liga gegen stärkere Gegner nicht gelingen. Also ist es wichtig sicherzustellen, dass wir nicht nur bei Heimspielen einen vollen Kader haben, sondern auch auswärts mit einer wettkampffähigen Mannschaft antreten können und nicht nur mit sechs Leuten Richtung Stuttgart fahren.
Reicht der bisherige Kader, um das Projekt Dritte Liga anzugehen?
Bisher gehe ich davon aus, dass der Kader weitgehend zusammenbleibt. Einzig Matthias Heibel hat angekündigt, dass für ihn Schluss ist. Wenn er etwas macht, dann ganz oder gar nicht. Deshalb zieht er jetzt lieber den Schlussstrich. Vielleicht kommen ein, zwei Spieler dazu, die Lust haben, das mit uns durchzuziehen. Das warten wir ab. Aber auch unabhängig davon gab es rein sportlich kein Gegenargument, was den Aufstieg angeht. Eine Frage, die wir im Blick haben müssen: Was passiert, wenn die älteren Leistungsträger irgendwann sagen, dass sie die Schuhe an den Nagel hängen? Es ist also wichtig, auch die jüngere Generation heranzuführen.
Alles wird mit viel Bedacht geschehen. Denn wir haben ein sehr gesundes Mannschaftskonstrukt, das wir für den maximalen sportlichen Erfolg nicht kaputt machen werden.
Alexander Krippes
Mit Blick nach vorne: Was erwartet die Westerwald Volleys in der Dritten Liga?
Es gibt den sportlichen Aspekt, über den wir gesprochen haben, die andere Seite ist der Punkt Organisation. Es wird vermutlich vier weite Auswärtsfahrten geben, doch daran scheitert es nicht. Auch der organisatorische Aufwand erhöht sich nicht so, dass die Vereine das nicht leisten könnten. Klar war immer, dass es absolut keinen Sinn gemacht hätte, finanzielle Risiken einzugehen. Denn die ließen sich im Volleyball nie kompensieren.
Ein Aufstieg in die Dritte Liga könnte eine gewisse Strahlkraft haben und die Westerwald Volleys für externe Neuzugänge attraktiv machen. Gibt es schon entsprechende Anfragen?
Noch ist die Sache frisch, aber die können natürlich noch kommen. Ich selbst habe es damals ja auch so gemacht, als ich mich auf einem höheren Niveau beweisen wollte, und bin auf Mainz zugegangen. Auch wir werden den ein oder anderen Spieler ansprechen, den wir kennen. Aber das wird alles mit viel Bedacht geschehen. Denn wir haben ein sehr gesundes Mannschaftskonstrukt, das wir für den maximalen sportlichen Erfolg nicht kaputt machen werden.
Wie sieht es mit dem ambitionierten Nachwuchs aus?
Wir haben einige Nachwuchsspieler, die immer mal bei uns mittrainieren. Diese Jungs werden wir auch weiterhin dazu einladen. Und wenn wir denken, dass sie bereit dazu sind, dann lassen wir sie auch spielen.
Vor einem Jahr haben sie nach der Meisterschaft in der Oberliga und dem Aufstieg in die Regionalliga Neuland betreten. Wie schätzen Sie jetzt den Unterschied zwischen der Regionalliga und der Dritten Liga ein.
Gute Frage. Wie vor einem Jahr weiß ich nicht genau, wie die Dritte Liga aufgestellt ist, weil ich nie in dieser Klasse gespielt habe, sondern nur darüber in der 2. Bundesliga. Aber natürlich kenne ich aus meiner Zeit einige Mannschaften und auch den ein oder anderen Spieler. In der Spitze wird in der Dritten Liga ein ganz anderes Niveau herrschen. Das hoffe ich zumindest...
Sie wollen richtig gefordert werden, oder?
Ja, unbedingt. Der Sprung wird ein größerer sein als der von der Oberliga in die Regionalliga. Und das ist gut so. Denn für die Zuschauer ist es doch viel besser, wenn sie nicht jedes Mal das Gleiche sehen. Sie wollen die Chance haben, knappe Spiele zu erleben.
Mit der Gefahr, dass ihre Mannschaft auch mal unterlegen sein wird...
Ja, auf jeden Fall. Auch Niederlagen tun uns nach zwei Jahren mit insgesamt nur zwei Niederlagen gut. Wir brauchen enge Spiele, in denen endlich wieder Spannung aufkommt. Wenn es eng wird, dann packen die Zuschauer die Trommeln aus und machen richtig Alarm. Das muss unser Ziel sein.
Ziel ist zum Abschluss ein gutes Stichwort: In den vergangenen beiden Jahren haben Sie jeweils klare Ansagen gemacht und den Aufstieg als Ziel herausgegeben. Was wollen Sie in der Dritten Liga mit Ihrer Mannschaft erreichen?
Wenn sich in unserem Kader nicht mehr viel ändert, dann muss es unser erstes Ziel sein, möglichst früh nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Grundsätzlich wünsche ich mir aber, in der oberen Hälfte der Liga mitzuspielen.
Und was passiert, wenn Sie den Kader noch verstärken können?
Es kann natürlich sein, dass sich uns noch gute Volleyballer anschließen. Dann kann es weiter nach oben gehen. Aber entscheidend sind die Spiele, in denen wir nicht in Bestbesetzung antreten. Das konnten wir bislang durch Erfahrung ausgleichen. In der Dritten Liga dürfte das nicht mehr funktionieren.