Mit besten Vorsätzen und großen Erwartungen waren sie 16 Tage nach ihrer Siegpremiere im Oberhaus (3:1 gegen den VfB Suhl) zum Kellerduell beim Vorletzten der Tabelle, dem VC Wiesbaden gereist. Nach einer Stunde und einer Minute Spielzeit war vor der beeindruckenden Kulisse von 1583 Zuschauern schon alles vorbei, die Gastgeberinnen, die auch erst einen Sieg in einer für sie bisher enttäuschenden Saison geholt hatten, gewannen souverän und mühelos mit 3:0 (25:13, 25:17, 25:11).
„Was wir uns vorgenommen hatten, haben wir heute nicht umsetzen können“, rang VCN-Trainer Tigin Yaglioglu nach dem Debakel nach Worten, „gar nicht, gar nicht.“ Ohne ihre routinierte Anführerin Routinier Sina Fuchs, die „gesundheitlich angeschlagen“ (Yaglioglu) draußen saß, erwischten die Neuwiederinnen einen rabenschwarzen Tag und gerieten gleich entscheidend ins Hintertreffen. Bei der ersten technischen Auszeit führte Wiesbaden mit 8:1, bei der zweiten mit 16:4.
Zweiter Satz verläuft nicht ganz so eindeutig
Bis dahin hatten die Deichstadtvolleys kaum einen vernünftigen Angriffsspielzug hinbekommen, weil sie schon bei der Annahme der Wiesbadener Aufschläge konstant schwächelten. Zumindest das besserte sich ein wenig, sodass sich der Abstand wenigstens nicht weiter vergrößerte. Nach 20 Minuten verwandelte Wiesbadens Slowakin Nina Herelova den zweiten Satzball zum 25:13.
Der zweite Durchgang dauerte zwei Minuten länger und verlief zunächst nicht ganz so eindeutig (8:4, 16:8). Die Wiesbadenerinnen, erfahrener und individuell besser besetzt, nutzten routiniert jede Schwäche des Gegners und bauten ihren Vorsprung beständig aus. Yaglioglu („Wiesbaden hat das ordentlich gemacht, und wir haben einen wesentlichen Beitrag geleistet“) tauschte Personal, brachte die 18-jährige Carla Fuchs als Zuspielerin für Elisabeth Kettenbach und ließ sie bis zum Spielende auf dem Feld.
Auch im dritten Satz nicht konkurrenzfähig
Pia Fuchs, die jüngere Schwester der fehlenden Kapitänin, kam und überzeugte mit einigen mutigen Aktionen, die ihr verdientermaßen den Titel der wertvollsten VCN-Spielerin einbrachte. Doch ernsthaft in Gefahr bringen konnten die Deichstadtvolleys den VCW auch nicht in Satz drei, obwohl sie da mit 3:1 und 4:3 zum ersten und einzigen Mal vorn lagen.
Hätte Sina Fuchs mit ihrer Erfahrung und Führungsstärke noch etwas retten können? „Nein“, sagte Yaglioglu, „Sina hätte wohl spielen können, aber nicht über die gesamte Zeit. Und dann hat das Spiel es nicht hergegeben, sie trotz ihres Zustands aufs Feld zu schicken.“
Streckenweise ein Klassenunterschied
Hintenraus ging's ganz schnell, die Wiesbadener Angreiferinnen Tanja Großer, Lena Große Scharmann und Rachel Anderson, die in der vergangenen Saison für den VCN gespielt hatte, schlugen den Neuwiederinnen die Bälle fast nach Belieben um die Ohren. Das war nicht, wie insgeheim erhofft, Augenhöhe, das war streckenweise ein Klassenunterschied.
Und keine gute Werbung für das letzte Spiel des Jahres, zu dem der VC Neuwied am Freitag um 19.30 Uhr den neuen Tabellenvorletzten NawaRo Straubing in der Sporthalle des Rhein-Wied-Gymnasiums empfängt. Straubing hat nach neun Spielen nur einen Punkt mehr auf dem Konto aus der VCN. Wieder so ein Spiel, das gewonnen werden kann.
Letztes Spiel 2022 gegen Straubing
„Wir wollen besser spielen als heute und ans Suhl-Spiel anknüpfen“, versprach Trainer Yaglioglu. Dafür müssten sich die Deichstadtvolleys bis zum Freitag mächtig aufraffen – und ihre Anhänger auch. In einer vollen Heimspielhalle fällt das Gewinnen doch viel leichter.
VC Neuwied: Carla Fuchs, Madsen, Pia Fuchs, vom Schemm, Stöckmann, Kettenbach, Broekstra, Berger, Single, Turmovich, Sina Fuchs (n.e.), Sendner (n.e.).
Spielverlauf, 1. Satz: 5:0, 8:1, 16:4, 17:7, 20:9, 21:12, 25:13. 2. Satz: 1:0, 5:1, 6:4, 9:4, 14:7, 18:8, 20:14, 24:16, 25:17. 3. Satz: 1:0, 1:3, 3:4, 8:5, 11:6, 16:8, 18:9, 24:10, 25:11. Spieldauer: 61 Minuten.