Tischtennis-Bundesliga: Brexbachtaler kassieren Krimi-Niederlage
TTC Grenzau kann Siegchancen nicht nutzen: Brexbachtaler kassieren Krimi-Niederlage gegen Bad Königshofen
Maciej Kubik (vorn) und Sam Walker standen im Doppel für den TTC Zugbrücke Grenzau am Tisch. Sie verloren nach 7:3-Führung mit 7:11 im entscheidenden fünften Satz. Foto: Wolfgang Heil
Wolfgang Heil

Die Körpersprache von Slobodan Grujic spiegelte am Montagabend um 22.31 Uhr einen Zwiespalt wider. Einerseits lächelte der Trainer des Tischtennis-Bundesligisten TTC Zugbrücke Grenzau nicht unzufrieden, andererseits schüttelte er nach der 2:3-Heimniederlage gegen den TSV Bad Königshofen den Kopf.

„Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen. Sie hat bis zum Ende gekämpft und gegen einen sehr guten Gegner nur knapp verloren. Allerdings war heute auch ein Sieg möglich. Wir hatten alle Chancen“, sagte Grujic. In der proppenvollen Zugbrückenhalle war es für die Brexbachtaler der Abend der ungenutzten Möglichkeiten.

Die erste ungenutzte Möglichkeit

Die erste erarbeiteten der Grenzauer Trainer und Sam Walker intensiv auf. Immer wieder gestikulierte Walker in der Mannschaftsbox, wie sein japanischer Gegner Jin Ueda weit hinter der Platte stehend aus tiefster Verteidigungsposition heraus die Bälle zurück auf die Platte brachte. Immer wieder imitierte Grujic, wie Walker den Ball hätte „tot“ bekommen können. Es wäre für Grenzaus Zweier der Anschluss zum 1:2 nach Sätzen gewesen.

Es ist Kaffeesatzleserei, darüber zu philosophieren, wie sich das zweite Einzel des Abends dann entwickelt hätte. Als sich Ueda etwas aus der Umklammerung gelöst hatte, Walker, der bei den britischen Meisterschaften am Wochenende den Titel im Mixed und Doppel gewonnen hatte, den Ball ins Netz spielte und der Japaner anschließend seinen Matchball verwandelte, stand es 1:1. „Sam hätte sich den Satzgewinn verdient gehabt“, sagte Grenzaus Manager Markus Ströher.

Feng Yi-Hsin poliert weiter seine Bilanz auf

Bis dahin hatten sich die Favoriten im Vergleich zwischen dem Tabellendritten aus Unterfranken und dem Vierten aus dem Brexbachtal glatt durchgesetzt. Die ehemalige Nummer 28 der Weltrangliste Ueda, der erst seit Januar für den TSV spielberechtigt ist (der Verein hatte es im Sommer verpasst, beim Wechselantrag ein entscheidendes Formular einzureichen), setzte sich gegen Walker durch, während Feng Yi-Hsin nur drei Sätze benötigte, um Filip Zeljko zu bezwingen.

In den ersten Durchgängen machte Feng hinten heraus die entscheidenden Punkte zum 11:9 und 11:8, im dritten gelang dem Kroaten nach einer 8:6-Führung nicht mehr viel. Zeljko wirkte entnervt. Sinnbildlich hierfür beendete er sein Einzel mit einem Aufschlagfehler. Der 21-jährige Taiwanese polierte seine Bilanz auf 18:7 auf. Kein Spieler in der TTBL hat in dieser Saison mehr Einzelsiege gelandet.

22 Jahre Unterschied im Duell der Dreier

Genauso wie Sam Walker konnte auch Maciej Kubik am Wochenende in seiner Heimat Selbstvertrauen sammeln. Er schloss die polnischen Titelkämpfen mit Doppel-Gold an der Seite des Ochenhauseners Samuel Kulczynski und Einzel-Silber ab. Im Duell der beiden Dreier stellte sich der 21-Jährige dem mehr als doppelt so alten Urgestein Bastian Steger, der vor einer Woche seinen 43. Geburtstag feierte. Im ersten Satz behielt Erfahrung gegen Jugend die Oberhand. Der langjährige Nationalspieler holte sich durch ein 11:9 die Satzführung. Kubik ließ nicht locker. Auch nicht, als er in Durchgang Nummer zwei drei Satzbälle gegen sich hatte.

Der Grenzauer machte fünf Punkte in Folge und glich in der „Verlängerung“ aus (12:10). Steger reagierte, wie es ein Mann mit seiner Erfahrung eben tut: routiniert und ruhig. Er ging mit 4:0 in Führung und behielt danach permanent seinen Vorsprung. Kubiks zwischenzeitliches Aufschließen zum 4:5 war nur von kurzer Dauer. Der Pole in Diensten des TTC kämpfte, die wichtigen Ballwechsel gingen aber an den Gast. In der Achterbahnfahrt von Abschnitt Nummer vier geriet Kubik nach 6:3-Führung mit 7:9 in Rückstand, wehrte einen Matchball ab und erzwang mit Nervenstärke den Entscheidungssatz.

Knackpunkt Nummer zwei

Das Schlüsselspiel erreichte seinen spannenden Höhepunkt. Hier ergab sich Knackpunkt Nummer zwei für die Brexbachtaler. Kubik vergab beim Stand von 10:8 und 10:9 zwei Matchbälle, Steger nutzte seinen ersten zum 12:10. „Als Maciej Matchball hatte, hoffte ich, dass wir das Spiel 3:1 gewinnen könnten“, erklärte Trainer Grujic. Weil der Pole verlor, wurde daraus nichts. Feng musste sich im Spitzeneinzel zunächst auf seinen Gegner Ueda einstellen, bestimmte das Spiel nach dem 0:1-Satzrückstand und drehte das Ergebnis. 11:3, 11:9, 11:5 – Feng überzeugte einmal mehr und bereitete die Bühne für das entscheidende Doppel.

Sam Walker und Maciej Kubik trafen auf Bastian Steger und den im Einzel nicht eingesetzten Martin Allegro. In allen fünf Durchgängen lag die Grenzauer Kombination eingangs in Führung. Nur zweimal konnte sie diese ins Ziel bringen. Besonders weh tat der Entscheidungssatz: Walker/Kubik führten mit 7:3 und verloren mit 7:11. Um 22.31 Uhr nach dreieinhalb packenden Bundesliga-Stunden feierten die zahlreich mitgereisten Gästefans in Block I. Aber auch diejenigen, die dem TTC die Daumen drückten, verließen die Halle bestens unterhalten. „Wer heute hier war, bekam etwas geboten. Die Fans dürften zufrieden nach Hause gehen“, glaubte Grujic.

Grenzau rutscht in der Tabelle zwei Plätze ab

Was bedeutet Grenzaus Niederlage für die Tabelle? Der TTC ist aufgrund des Spielverhältnisses vom vierten auf den sechsten Platz abgerutscht, aber nach wie vor punktgleich mit Play-off-Platz vier. „Es ist immer noch eine sehr, sehr gute Saison“, schob Slobodan Grujic jegliche vermeintlich aufkommende Enttäuschung zur Seite, auch wenn „wir natürlich jedes Spiel gewinnen wollen“.

TTC Grenzau – Bad Königshofen 2:3

Feng Yi-Hsin – Filip Zeljko 3:0 (11:9, 11:8, 11:6), Sam Walker – Jin Ueda 0:3 (5:11, 6:11, 10:12), Maciej Kubik – Bastian Steger 2:3 (9:11, 12:10, 6:11, 13:11, 10:12), Feng – Ueda 3:1 (6.11, 11:3, 11:9, 11:5), Walker/Kubik – Steger/Martin Allegro 2:3 (12:14, 11:4, 9:11, 11:9, 7:11).

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