Aufhojagd ohne Happy End
Luxemburg feiert Mladenovic und Grenzaus Moral
Wechselbad der Gefühle: Einerseits entzauberte Luka Mladenovic (Foto) den Weltranglistenzwölften Darko Jorgic, andererseits verpasste der Luxemburger beim TTBL-Gastspiel in seiner Heimat mit dem TTC Grenzau eine Überraschung gegen den 1. FC Saarbrücken.
Wolfgang Heil

Es bleibt dabei: Doppel sind nicht die Stärke des TTC Zugbrücke Grenzau. Von seinen letzten sechs Spielen hat der Tischtennis-Bundesligist vier mit 2:3 verloren. Dabei schien das Duell gegen den 1. FC Saarbrücken schon viel früher entschieden.

Je mehr Bälle gespielt waren, desto größer wurde die Hoffnung beim TTC Zugbrücke Grenzau, doch noch das Wunder von Luxemburg zu erleben. Vom Heimvorteil, den der 1. FC Saarbrücken zumindest auf dem Papier hatte, war in diesem Spiel der Tischtennis-Bundesliga in Berbourg nichts mehr zu spüren. Der Außenseiter aus dem Brexbachtal hatte scheinbar aussichtslos mit 0:2 zurückgelegen, gab aber nicht auf, sondern eroberte die Herzen der Zuschauer, die nicht nur ihren wie entfesselt aufspielenden Landsmann Luka Mladenovic feierten. Was letztlich fehlte aus Sicht der Grenzauer und ihrer neuen Freunde aus dem Kanton Grevenmacher im Großherzogtum, war nur ein Happy End. Im Doppel zog Saarbrücken das packende Duell doch noch an sich und gewann mit 3:2.

Stotterstart des TTC im Drama von Berbourg

Als sich die Zuschauer in der „Sportshal Berbourg“ eine Pause gönnten, musste auch Grenzaus Manager Markus Ströher erst mal durchatmen. Das, was er von der eigenen Mannschaft bis dahin gesehen hatte, entsprach nicht den Vorstellungen dessen, was sich die Brexbachtaler vorgenommen hatten. Klar, die „Gastgeber“ aus Saarbrücken waren auch fernab ihrer gewohnten Umgebung der klare Favorit, doch ein 1:1 nach den ersten beiden Einzeln hatte der TTC auf dem Zettel. „Schade“, meinte Ströher. „Jetzt läuft es aus unserer Sicht auf ein 0:3 zu“, verlieh er seiner Befürchtung Ausdruck. Wie sehr er sich täuschen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen.

Vor allem einer, auf den fast immer Verlass ist, hatte die Erwartungen nicht erfüllt. „Ich weiß nicht, was mit Feng los war. Er hatte wohl Probleme mit dem Tisch, aber insgesamt hat da alles gefehlt“, kommentierte Ströher die Vorstellung des Spitzenspielers aus Taiwan, auf dem durch den längerfristigen Ausfall von Maciej Kubik die Hoffnungen ruhen. Als Favorit an den Tisch gegangen, konnte der 22-Jährige gegen Saarbrückens Cedric Meissner nie an die gewohnte Form der vergangenen Wochen anknüpfen. „Nachdem er den dritten Satz geklaut hatte, dachte ich, es geht“, sagte Grenzaus Manager. „Aber das ganze Spiel war einfach schwach von ihm.“

Feng verliert Schlüsselspiel gegen Meissner

Der erste Satz war noch unter der Kategorie Pech zu verbuchen. Feng lag zwar mit 6:8 zurück, hatte sich dann aber wieder rangekämpft und schien beim 9:9 auf Augenhöhe zu sein. Zwei Satzbälle wehrte der Grenzauer ab, doch Meissners dritter Versuch saß – bezeichnenderweise vollendete der Saarbrücker mit seiner starken Vorhand. Der zweite Durchgang ließ gleich zu Beginn wenig Gutes aus Sicht der Westerwälder erwarten. Ihre Nummer eins geriet mit 2:5 in Rückstand und fand kein Mittel gegen den starken Saarbrücker. Besagter dritter Satz, den sich Feng sicherte, änderte nichts mehr am Ausgang dieses Schlüsselspiels aus Grenzauer Sicht.

Da zuvor Sam Walker erwartungsgemäß ohne Chance geblieben war gegen den Weltranglistenachten Patrick Franziska, lag Grenzau mit 0:2 zurück. Markus Ströher orakelte: „Das sieht nicht gut aus.“ Man steuere wohl einer 0:3-Niederlage entgegen. Eine Fehleinschätzung. Natürlich hatte auch der TTC-Manager dem Luxemburger Luka Mladenovic „ein schönes Spiel“ gegen Darko Jorgic, die Nummer zwölf der Welt, gewünscht. Doch zwischen schön und erfolgreich liegen auch im Tischtennis oft Welten. Umso erstaunlicher, dass dem gefeierten Lokalmatador beides gelang. Also Außenseiter spielte er sich gegen Jorgic in einen wahren Rausch und entzauberte einen der beiden großen Stars im FCS-Ensemble nach allen Regeln der Kunst.

„Ich hatte einen Vorhandfehler, die Vorhand kam so gut wie noch nie.“
Luka Mladenovic, TTC Grenzau

„Ich persönlich hatte natürlich Spaß, das war unfassbar“, sagte Mladenovic. In Luxemburg ein Bundesliga-Spiel zu erleben, sei „etwas Einmaliges“ gewesen, weshalb er auch „sehr angespannt“ gewesen sei. „Aber ich habe die perfekte Balance gefunden, war aggressiv, hatte aber Ruhe.“ Die Begeisterung in der Halle habe er aufgesaugt und dabei sportlich überzeugt. „Ich hatte einen Vorhandfehler, die Vorhand kam so gut wie noch nie“, staunte der Grenzauer Spieler und sprach vom „maximalen Fokus“ auf seine Partie.

Diesen Fokus hatte bei seinem zweiten Auftritt auch Feng Yi-Hsin wieder gefunden, was Patrick Franziska zu spüren bekam. Nach einer wahren Achterbahnfahrt musste die Entscheidung im fünften Satz fallen, der den Zuschauern großes Tischtenniskino bot. Als er einen überragenden Ballwechsel nicht zu seinen Gunsten entscheidenden konnte, sank der junge Taiwanese ungläubig auf die Knie. Doch dann verwandelte er den 4:6-Rückstand in eine 9:6-Führung und zeigte in dieser entscheidenden Phase sogar Emotionen, was selten der Fall ist. Selbst auf dem Boden liegend, holte der Grenzauer den Punkt und reckte die Faust nach oben. Die Zeichen standen nun endgültig auf Angriff, Franziska war gebrochen.

Erster Satz ist im Doppel der Knackpunkt

„Der Glaube an Feng ist immer da“, brachte es sein Teamkollege Mladenovic hinterher auf den Punkt. Doch da ist auch die Sache mit den Doppeln – und da fehlte in den vergangenen Monaten auch der Glaube. „So bitter, am Ende stehst du wieder mit 2:3 da“, sagte Markus Ströher nach der Niederlage von Sam Walker und Luka Mladenovic gegen Cedric Meissner und Eduard Ionescu. „Mein Zwischenfazit war ernüchtert, insgesamt war es dann doch ein guter Auftritt“, revidierte der TTC-Manager seine in der Pause getroffene Aussage. „Der dritte Satz im Doppel war deutlich, aber den ersten Satz müssen sie einfach gewinnen.“ 30 Ballwechsel benötigte Saarbrückens Doppel, um mit 16:14 in Führung zu gehen. Der zweite Satz war ähnlich umkämpft, der dritte dann nicht mehr. Der Traum vom Wunder von Luxemburg war geplatzt. „Das Spiel zeigt, wie eng es ist, was geht und was nicht geht“, fasste Ströher den denkwürdigen Auftritt zusammen. „Schade, aber wir müssen schnell einen Haken dranmachen.“

1. FC Saarbrücken - TTC Zugbrücke Grenzau 3:2

Patrick Franziska - Sam Walker 3:0 (11:2, 11:8, 11:3); Cedric Meissner - Feng Yi-Hsin 3:1 (12:10, 11:7, 10:12, 11:6); Darko Jorgic - Luka Mladenovic 0:3 (7:11, 5:11, 5:11); Patrick Franziska - Feng Yi-Hsin 2:3 (5:11, 11:5, 8:11, 11:6, 8:11); Cedric Meissner/Eduard Ionescu - Sam 0 Walker/Luka Mladenovic 3:0 (16:14, 12:10, 11:6).

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