Abstiegsgefahr gebannt?
Leichtes Aufatmen trotz zehnter Grenzauer Niederlage
Aufatmen bei Luka Mladenovic und Co.: Obwohl nur der Luxemburger beim Auswärtsspiel in Dortmund für Grenzau punktete, scheint die Abstiegsgefahr gebannt zu sein.
Wolfgang Heil

Sportlich konnte der TTC Grenzau das Ruder auch im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund nicht herumreißen. Mit 1:3 verlor der Bundesligist zum zehnten Mal in Folge. Warum die Abstiegsgefahr für den Tabellenletzten trotzdem geschrumpft ist.

Aufatmen, durchatmen, zu Atem kommen: Diese Tage haben es in sich für den TTC Zugbrücke Grenzau. Während die Mannschaft durch allerlei Grippesymptome geschwächt ist und dies auch die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund prägte, war das drohende Abstiegsszenario viel mehr als nur der Elefant im Raum, jenes Problem also, das jeder sieht, über das aber keiner spricht. Immerhin: Obwohl auch die Partie in Dortmund mit 1:3 verloren ging, ist die Wahrscheinlichkeit des ersten Abstiegs nach mehr als vier Jahrzehnten in der der Tischtennis-Bundesliga wohl deutlich gesunken.

Hilpolsteiner Höhenflug lässt TTC zittern

Bis Mittwoch haben Interessenten die Möglichkeit, ihre Unterlagen für Stufe eins des Lizenzierungsverfahrens, das Bewerbungsverfahren für die TTBL-Saison 2025/26, einzureichen. Zwölf Plätze sind insgesamt zu vergeben, das entspricht der Sollstärke der höchsten deutschen Spielklasse. Sinn macht die Bewerbung für die aktuellen Erstligaklubs sowie die besten Teams der zweiten Liga. Denn die Lizenz ist an die sportliche Qualifikation geknüpft: Meister und Vizemeister aus der 2. Bundesliga haben, eigenes Interesse und Eignung vorausgesetzt, die Chance aufzusteigen. Will oder darf keiner hoch, muss keiner runter. Das sorgt für Hoffnung in Grenzau.

Beim TV Hilpoltstein, dem Vernehmen der einzige Interessent aus den Reihen der Zweitligisten, stimmen die Leistungen an der Platte. Sehr gute Ergebnisse gegen direkte Konkurrenten haben in den vergangenen Wochen nicht nur die Mannschaft in der Tabelle bis an die Spitze katapultiert, sondern die Fans auch vom ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte träumen lassen. Die Ambitionen der Hilpoltsteiner sind auch den Verantwortlichen im Brexbachtal nicht verborgen geblieben. Und da stand sie plötzlich im Raum, die Frage: Geht die Zeit des TTC Zugbrücke Grenzau in der Ersten Liga trotz abgeschlossener Planung für die TTBL zu Ende? Die Antwort: Wohl nicht. Aufatmen!

Risiken sind den Verantwortlichen (noch) zu hoch

Obwohl die Mannschaft mit deutlichem Rückstand auf dem letzten Platz steht und damit erster Absteiger wäre, kommt sie wohl mit einem blauen Auge davon. Denn Hilpoltstein ist (noch) nicht bereit für das Wagnis TTBL. Wie TV-Abteilungsleiter Robert Nachtrab jetzt gegenüber dem „Donaukurier“ erklärte, habe es „einfach zu viele Unwägbarkeiten in finanzieller und struktureller Hinsicht“ gegeben, „um dieses Jahr den Aufstieg zu riskieren.“ Dabei sei der Reiz, Bundesliga zu spielen, sehr groß. Die Perspektive, gegen Weltklasse-Spieler wie Dimitrij Ovtcharov oder Hugo Calderano anzutreten, sei für Zuschauer wie Spieler reizvoll, aber noch nicht zu realisieren. „Wir würden dort kaum ein Spiel gewinnen“, sagte Nachtrab gegenüber dem „Donaukurier“ weiter. Unter dem Strich erschienen seinem Verein derzeit „der organisatorische Aufwand und die finanziellen Risiken als zu hoch“, so Hilpoltsteins Abteilungsleiter.

Doch der Aufstiegstraum scheint damit nicht für alle Zeiten geplatzt zu sein. Vielmehr gehört Hilpoltstein zu den potenziellen Kandidaten, die in den nächsten Jahren mit dem Sprung in die TTBL liebäugeln dürften, sofern sie ihr sportliches Niveau halten und den notwendigen Rahmen dafür schaffen können. Rein faktisch strebt der TV damit den Weg an, den Borussia Dortmund im vergangenen Jahre eingeschlagen hat – wenn auch unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Der Ballspielverein Borussia ist alles, aber kein „normaler Aufsteiger“. Der Fußball ist das Herzstück der Schwarz-Gelben, Erstliga-Handball bei den Frauen und Tischtennis in der TTBL dürften eher in die Kategorie „Portokasse“ fallen.

Mann des Abends: Dortmunds Yongyin Li zwang sowohl Feng Yi-Hsin als auch Luka Mladenovic glatt in drei Sätzen in die Knie.
BVB/Tischtennis Bundesliga

Nach durchwachsenem Start stabilisierte sich der Neuling mit dem klangvollen Namen rechtzeitig vor dem ersten Auftritt in der Zugbrückenhalle und gewann diesen in der Hinrunde mit 3:1. Dasselbe Ergebnis gab es jetzt im Rückspiel in der in Vereinsfarben ausgekleideten Brügmann-Halle. Eine Enttäuschung auf den ersten Blick, ein erklärbares Ergebnis auf den zweiten. Durchatmen!

Die Hypothek, mit der die Grenzauer in Dortmund an die Platte gingen: Sowohl Spitzenspieler Feng Yi-Hsin, der grippegeschwächt aus China zurückgekehrt war, als auch Sam Walker waren nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. TTC-Trainer Slobodan Grujic reagierte darauf, indem er seinen besten Spieler nicht an Position eins aufbot. „Eigentlich war Feng nicht in der Lage zu spielen. Aber wir haben entschieden, dass er ein Einzel macht und vielleicht das Doppel“, beschrieb Grujic seinen Plan, der letztlich aber nicht aufging. Normalerweise spiele Feng gut gegen Dortmunds Yongyin Li. „In diesem Zustand war es aber schwer für ihn, und Li hat auch stark gespielt“, sagte Grenzaus Trainer. „In diesem Zustand war er nicht in der Lage, 100 Prozent zu erreichen.“ Und das reichte nicht im Ansatz, um die Gäste in Führung zu bringen.

„Er hatte gute Möglichkeiten in diesem berühmten dritten Spiel. Wenn du gewinnen willst, musst du das ziehen.“
Markus Ströher, Manager TTC Grenzau

Immerhin für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte der für diesen Abend zur Nummer eins beförderte Luka Mladenovic. Hatte der Luxemburger mit seiner speziellen Spielweise zuletzt schon Saarbrückens Weltklassemann Darko Jorgic zur Verzweiflung getrieben, stellte er nun auch den Ex-Grenzauer Anders Lind vor unlösbare Probleme. Doch dabei blieb es, weil Sam Walker den Fünfsatzkampf gegen Dortmunds Simon Berglund verlor. „Sam war einen Tick zu passiv“, erkannte Grenzaus Manager Markus Ströher. „Er hatte gute Möglichkeiten in diesem berühmten dritten Spiel. Wenn du gewinnen willst, musst du das ziehen. Aber Sam hat man auch angemerkt, dass er nicht ganz fit war.“

So fiel die Entscheidung schon im vierten Einzel, das Li gegen Mladenovic zu einer einseitigen Angelegenheit machte. „Im letzten Spiel war kein Kraut gewachsen, Li hat einfach jeden Ball getroffen“, brachte Ströher die Verhältnisse an der Platte auf den Punkt. Von Vorwurf allerdings keine Spur. „Wichtig ist, die Krankheiten auszukurieren, damit wir am Samstag in Mühlhausen wieder fit sind und kämpfen können“, richtete TTC-Trainer Grujic unmittelbar nach der zehnten Niederlage in Folge den Blick nach vorn. Zu Atem kommen! Das ist das Gebot der Stunde in diesen turbulenten Tagen.

Borussia Dortmund – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1

Yongyin Li - Feng Yi-Hsin 3:0 (11:8, 11;5, 11:9); Anders Lind - Luka Mladenovic 1:3 (8:11, 11:8 , 7:11, 9:11); Simon Berglund - Sam Walker 3:2 (11:6, 7.11, 11:4, 9:11, 11:4); Yongyin Li - Luka Mladenovic 3:0 (11:3, 11:3, 11:6).

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