Grünwettersbach siegt erneut
Kostete Mladenovics Fair-Play-Aktion Grenzau den Sieg?
Die Fans sind begeistert: Grenzaus Luka Mladenovic kämpfte sich nach 0:2-Satzrückstand zurück in sein Spiel gegen Grünwettersbach Nummer eins Tiago Apolonia. Seinen vermeintlich genutzten Matchball schrieb er dann aber seinem Gegner gut und verlor 2:3. Auch für diese besondere Fair-Play-Aktion bekam er einen verdienten Applaus.
Wolfgang Heil

Eine Fair-Play-Aktion von Grenzaus Luka Mladenovic im zweiten Spiel gegen Grünwettersbach sorgte in der Zugbrückenhalle für Aufsehen. Beim Stand von 10:9 im fünften Satz wurde der Sieg bereits dem Brexbachtaler zugeschrieben – am Ende kam es anders.

„Der Tischtennis-Gott ist derzeit einfach nicht auf unserer Seite“, wollte Markus Ströher, der Manager des TTC Zugbrücke Grenzau, seine Enttäuschung nach der 2:3-Niederlage im Heimspiel der Tischtennis-Bundesliga gegen den ASC Grünwettersbach erst gar nicht verstecken. „Über diese Szene scheiden sich hier die Geister. Für viele war der Ball weg, für andere hat der Ball die Platte noch berührt“, blickte der Manager auf eine Schlüsselszene des Abends zurück.

Jene Szene spielte sich im zweiten Spiel am Freitagabend in der mit 500 Zuschauern gut gefüllten Zugbrückenhalle ab. Luka Mladenovic, die Nummer zwei der Grenzauer an diesem Abend, hatte es mit der Grünwettersbacher Nummer eins, dem Portugiesen Tiago Apolonia, zu tun. Das Spiel nahm zunächst den vorher prognostizierten Verlauf: Der Favorit des Teams aus dem nördlichen Schwarzwald zeigte sich unbeeindruckt von der unkonventionellen Spielart des luxemburgischen Antitopspin-Belag-Spielers der Brexbachtaler und führte mit 2:0 Sätzen.

Mladenovic steigert sich und gleicht aus

Doch Grenzaus zwei biss sich zurück in die Begegnung, agierte ab dem dritten Satz deutlich variabler im eigenen Spiel und gestaltete das Spiel so ausgeglichen. „Er hat super gespielt“, fand auch TTC-Manager Ströher. So war es nicht überraschend, dass der Luxemburger nach Sätzen ausglich. Während der Sommer-Neuzugang im dritten Satz beim Stand von 9:9 davon profitierte, dass ein Ball Apolonias von der Netzkante ins Aus sprang und ein eigener Netzroller gerade noch so auf die Kante prallte, rollte Mladenovics Satzball im vierten Durchgang vom Netz abermals auf die Kante und war für den Grünwettersbacher unerreichbar.

„Der Tischtennis-Gott ist derzeit einfach nicht auf unserer Seite.“
TTC-Grenzau-Manager Markus Ströher

Der Ausgleich hatte aber keinesfalls nur mit Glück zu tun, der Grenzauer zwang den Grünwettersbacher immer mehr zu Fehlern und tankte von Punkt zu Punkt mehr Selbstvertrauen. Auch im Entscheidungssatz entschied Mladenovic die ersten beiden Ballwechsel für sich. Immer wieder ballte er die Faust und feierte lautstark seine Punktgewinne. Mitte des Satzes (5:7) schien es fast so, als würde der Spieler mit den Tattoos auf dem linken Bein etwas überdrehen, als er zwei Ballwechsel einen Tick zu aggressiv und überhastet anging. Mladenovic konnte die Emotionen aber kanalisieren und zeigte weiterhin Mut.

Vorbildliche Fair-Play-Aktion von Luka Mladenovic

So kam es beim Stand von 10:9 und dem ersten Matchball für den Spieler aus dem Brexbachtal zu eingangs erwähnten Szene: Ein Angriffsball von Apolonia landete neben dem Tisch, Mladenovic ballte die Faust, jubelte, und die Schiedsrichter erklärten den Grenzauer zum Sieger. Doch einer hatte was dagegen – Tiago Apolonia. Der Portugiese hob noch im Jubelschrei von Mladenovic den Arm. Der Grünwettersbacher wollte gehört haben, dass der Ball die Tischkante noch steifte. Nach kurzem Gespräch zwischen den beiden Gegnern kam die Überraschung. Der Grenzauer gab den Ball gut, statt Sieg Mladenovic und 2:0-Führung für die Westerwälder hieß es fortan 10:10.

Und wie es dann so kommen musste, entschied Apolonia den Entscheidungssatz für sich (10:12) und sorgte für einige Buhrufe in der Zugbrückenhalle. Mladenovic zeigte sich als fairer Verlierer und beruhigte die Heimfans mit einer Handgeste. Der Sieger auf der Seite des Gastes wusste um die Fair-Play-Aktion seines Kontrahenten und forderte die Anhänger beider Lager dazu auf, für den TTC-Profi zu applaudieren.

Feng ringt Debütanten Huang nieder

In der Pause vor Spiel drei machte eine Videoaufnahme aus der ersten Reihe die Runde im TTC-Lager, in der es so scheine, als springe der Ball leicht von der Kante ab. Vollständig aufzulösen ist die Szene aber wohl nicht. „Sonst hätten wir 3:1 gewonnen, so verlieren wir“, weiß Ströher. Kostete Luka Mladenovic’ Fair-Play-Aktion also den Grenzauern den Heimsieg? Das kann man durchaus so sehen und so kann es auch aus Ströhers Analyse abgeleitet werden. Umso höher ist die Entscheidung Mladenovic’, den Punkt gutzugeben, einzuschätzen und dem Luxemburger anzurechnen. Außerdem gab es für die Westerwälder weitere Möglichkeiten, doch noch den Sieg einzufahren.

Denn nach dem zweiten Spiel stand es erst 1:1. Grenzaus Nummer 1, Feng Yi-Hsin, behielt im ersten Match des Abends die Oberhand gegen seinen taiwanesischen Landsmann Huang Yan-Cheng, der sein Bundesligadebüt feierte. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Youngsters in der Heimat siegte noch der Grünwettersbacher. In Satz eins in Grenzau wehrte Feng vier Satzbälle ab, nutzte in Satz zwei wiederum seinen dritten und im dritten Satz drehte der Grenzauer Topspieler nach 0:3-Rückstand auf und gewann letztlich souverän mit 11:7.

Grünwettersbacher Besetzung im Spitzeneinzel überrascht

In Spiel drei traf Patrick Baum in seinem erst zweiten Saison-Einzelstart, auf Ricardo Walther. Dem erfahrenen 37-Jährigen war die fehlende Matchpraxis kaum anzumerken. Er führte im ersten Durchgang gar mit 8:7 und 10:9. Beim Satzball gegen sich (10:11) testete Walther die Geduld Baums mit drei Netzaufschlägen, die wiederholt werden mussten. Der vierte fand sein Weg ins Ziel – 0:1. Im zweiten Satz ließ der Brexbachtaler zwei Satzbälle beim Stand von 10:8 ungenutzt und musste sich aber am Ende erneut mit 10:12 geschlagen geben. Der dritte Durchgang war dann einer zum Vergessen (1:11).

Zurück bei alter Stärke: Grenzaus Spitzenspieler Feng Yi-Hsin steht in der Tischtennis-Bundesliga dank zweier Siege gegen Grünwettersbach wieder bei einer positiven Bilanz (8:7).
Wolfgang Heil

Eine Überraschung gab es im Spitzeneinzel. Statt der Nummer eins Apolonia schickten die Gäste Leo de Nodrest an die Platte. Ob sie es nicht darauf anlegen wollten, dass Apolonia noch einmal vor den Brexbachtaler Fans spielte? Möglich. Vielleicht hatten die Verantwortlichen aus dem Karlsruher Stadtteil aber auch in Erinnerung, dass deren Franzose im letzten Ligaspiel gegen Feng siegreich war. Der „Ersatz-Einser“ der Gäste legte forsch los. Nach einem Sieg im Auftaktsatz fand Grenzaus Spitzenspieler zurück in die Spur und bestätigte seine aufsteigende Form. Nach den beiden Siegen steht Feng nun mit 8:7 wieder bei einer positiven Bilanz.

Grenzau vor Kellerduell in Bad Homburg

Das Doppel musste für die Entscheidung her. Und das versprach nichts Gutes für die Hausherren. Zum einen, weil die Gäste im bisherigen Saisonverlauf vier von fünf dieser Spiele für sich entscheiden konnten. Zum anderen, weil bei den Gastgebern mit Mladenovic und Baum verletzungsbedingt (Maciej Kubik und Doppel-Spezialist Sam Walker fehlten verletzungsbedingt) ein Pärchen zusammenspielte, das es in dieser Konstellation noch nicht gab.

Das Grenzauer Duo schlug sich wacker und reihte sich in die starke kämpferische Leistung der Gastgeber ein. Am Ende hieß es aber 3:1 für Walther/de Nodrest und somit 3:2 für den ASC. „Sie haben sich im Doppel gut verkauft“, fand auch Ströher und unterstrich abschließend noch einmal: „Es war ein großer Kampf von uns. Wir müssen dem Ganzen nun mit Optimismus begegnen und mit breiter Brust nach Bad Homburg fahren.“ Beim Tabellenletzten (4:18) hoffen die Grenzauer Verantwortlichen dann nicht nur nach der vorbildlichen Fair-Play-Aktion Mladenovic’, dass der Tischtennis-Gott endlich wieder auf TTC-Seite sein wird.

TTC Zugbrücke Grenzau – ASC Grünwettersbach 2:3

Feng Yi-Hsin – Yan-Cheng Huang 3:0 (12:10, 12:10, 11:7); Luka Mladenovic – Tiago Apolonia 2:3 (8:11, 4:11, 11:9, 11:8, 10:12); Patrick Baum – Ricardo Walther 0:3 (10:12, 10:12, 1:11); Feng Yi-Hsin – Leo de Nodrest 3:1 (7:11, 12:10, 11:4, 11:7); Patrick Baum/Luka Mladenovic – Ricardo Walther/Leo de Nodrest 1:3 (10:12, 6:11, 11:7, 9:11) .

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