3:1 beim Play-off-Kandidaten
Grenzaus Niederlagenserie findet in Fulda ihr Ende
Der Knoten ist geplatzt: Nach elf Niederlagen in Folge setzte sich der TTC Grenzau beim Play-off-Kandidaten TTC Fulda Maberzell durch, den die Westerwälder schon in der Hinrunde bezwungen hatten. Beim 3:1-Erfolg punktete neben Luka Mladenovic (Foto) auch Spitzenspieler Feng Yi-Hsin, der seine beiden Einzel für sich entschied.
Wolfgang Heil

Die Serie an Niederlagen zog sich endlos lange, doch jetzt hat das Warten auf ein Erfolgserlebnis ein Ende. Dabei feierte der TTC Grenzau seinen ersten Sieg seit Monaten bei einem favorisierten Gegner, den er auch in der Hinrunde bezwungen hatte.

Als er im Interview beim Streamingdienst Dyn gleich zu Beginn zum Mann des Tages geadelt wurde, schien Luka Mladenovic nicht so recht zu wissen, wie er mit dem Lob umgehen soll. Natürlich war der Sieg des Luxemburgers gegen Chih-Yuan Chuang Gold wert auf dem Weg zum ersten Erfolg des TTC Zugbrücke Grenzau nach zuletzt elf Niederlagen in Serie, schließlich brachte er den Tischtennis-Bundesligisten beim ambitionierten TTC Fulda-Maberzell mit 2:1 in Führung. Den weitaus größeren Anteil, das betonte Mladenovic, habe einmal mehr Feng Yi-Hsin gehabt, der Fan Bo Meng genauso cool abfertigte wie im vierten und letzten Einzel den früheren Weltranglisten-Ersten Dimitrij Ovtcharov.

„Es läuft, wenn ich nicht dabei bin. Es ist schon bemerkenswert, dass wir viermal gewonnen haben – und ich war viermal nicht in der Box.“
Markus Ströher, Manager TTC Grenzau

Was beim 3:1-Auswärtscoup der Grenzauer beim Tabellenvierten den Unterschied zu vielen Spielen der vergangenen Wochen und Monate machte: Diesmal lieferte eben nicht nur der 22-jährige Taiwanese, sondern auch einer seiner Grenzauer Teamkollegen ab. Das war zuletzt nicht gelungen. Holte Feng zwei Siege, blieb der dritte Einzelpunkt aus; punkteten Mladenovic oder Sam Walker, erlaubte sich Feng ausnahmsweise eine Niederlage. Beides führte in vielen Fällen zum Doppel, wo sich die Grenzauer zwar steigerten, aber ein ums anderer Mal leer ausgingen.

Dass der Knoten ausgerechnet in Fulda geplatzt ist, hat aus Sicht der Gastgeber eine fast schon tragische Note. In der Hinrunde waren die Osthessen als Tabellenführer nach Grenzau gekommen, wo sie nach 1:0-Führung genauso mit 1:3 den Kürzeren zogen wie jetzt im Rückspiel in eigener Halle. Für Markus Ströher, den Manager der Brexbachtaler, spielten dabei nicht nur sportliche Gründe eine Rolle. „Es läuft, wenn ich nicht dabei bin“, scherzte er. „Es ist schon bemerkenswert, dass wir viermal gewonnen haben – und ich war viermal nicht in der Box. Da müssen wir uns was überlegen für die nächsten Spiele.“ Mit etwas mehr Ernst betonte der TTC-Manager, dass der Sieg ein „Erfolgserlebnis“ für Verein und Mannschaft sei, „auch wenn es am Ende des Tages wohl nichts daran ändert, dass wir wahrscheinlich Letzter werden.“

Walker verliert nach zwei starken Sätzen

Große Erleichterung nach einer aus Grenzauer Sicht wohl historischen Niederlagenserie klang bei Trainer Slobodan Grujic durch. „Endlicht hat es geklappt“, sagte er und bekannte: „Ich wusste am Ende nicht, wie ich feiern soll. Ich hatte ganz vergessen, wie das geht.“ Das Ergebnis war für ihn aber mehr als nur die Folge der Erkenntnis, dass auch die längste Serie irgendwann reißt. Vielmehr hätten alle seine Spieler sehr gute Leistungen gezeigt. Das galt aus Grujics Sicht nicht nur für die beiden Punktelieferanten Mladenovic und Feng, sondern auch für Walker. Gegen Fuldas Topstar Ovtcharov begann der Brite überragend und entschied die ersten beiden Sätze mit 11:6 und 11:9.

„Sam hat da sehr gut gespielt“, fand sein Trainer, dass die Partie danach kippte, sei schade gewesen. „Aber Dima war dann auch ein bisschen besser“, attestierte Grujic Fuldas Nummer ein eine deutliche Leistungssteigerung. Nach dem Fünfsatzduell zum Auftakt ging es in Fulda eindeutiger zu. Gegen Fan Bo Meng demonstrierte Feng seine Klasse und sorgte in drei Sätzen für den Ausgleich. „Es war kein leichtes Spiel, aber Feng hat das sehr gut gemacht und schon da gezeigt, dass er wieder in sehr guter Form ist“, wusste Grenzaus Trainer, dass seine Nummer eins an diesem Abend zum entscheidenden Akteur werden kann.

„Jeder einzelne Punkt für jeden Spieler und für uns als Mannschaft zählt. Dieser Sieg tut uns gut.“
Slobodan Grujic, Trainer TTC Grenzau

Zum Schlüsselspiel – und das führte wohl auch zum eingangs erwähnten Lob – avancierte dann die Partie zwischen Mladenovic und Chih-Yuan Chuang. In der Vergangenheit hatte der Luxemburger schon gegen den 43 Jahre alten Taiwanesen gewonnen – aber auch Spiele verloren. „Bei Luka haben wir nach den ersten zwei Sätzen gedacht, dass es heute ganz schwer wird“, bemerkte TTC-Coach Grujic. „Er hat viele leichte Fehler gemacht, da fehlte der Rhythmus.“ Aber danach wurde der Luxemburger „besser und besser“, wie Grenzaus Trainer fand. „Er hat den Rhythmus gefunden und dann sein Spiel.“ Aus dem 0:2-Satzrückstand machte Mladenovic den erhofften, weil ungemein wichtigen 3:2-Sieg.

Jetzt lag das Schicksal der Gäste in den Händen von Feng Yi-Hsin, der gegen Dimitrij Ovtcharov zwar einen Satz zum Warmwerden benötige, den deutschen Nationalspieler dann aber eiskalt abservierte. „Nach dem ersten Satz war Feng ganz stark. Er hat die richtige Taktik gefunden und alles sehr locker zu Ende gespielt.“ Man habe gemerkt, dass Fulda viel mehr Druck hatte als sein Team, fand Grujic. Schließlich ist das erklärte Ziel der Osthessen, in die Play-offs zu kommen und nach Möglichkeit um den Titel mitzuspielen. „Gegen Fulda muss man erst mal gewinnen“, hob der Grenzauer Trainer hervor.

Kein Spiel soll verloren gegeben werden

Vor dem Spiel habe er seine Mannschaft gesagt, „dass jedes Spiel bis zum Ende der Saison wichtig ist“, auch wenn klar sei, dass es keinen Absteiger geben werde. „Kein Spiel ist egal, auch wenn wir Letzter sind“, betonte Grujic. „Jeder einzelne Punkt für jeden Spieler und für uns als Mannschaft zählt. Dieser Sieg tut uns gut.“ Da spielte es auch keine Rolle, wer Grenzaus Mann des Tages war.

TTC Fulda-Maberzell – TTC Zugbrücke Grenzau 1:3

Dimitrij Ovtcharov – Samuel Walker 3:2 (6:11, 9:11, 11:2, 11:3, 11:4)

Fan Bo Meng – Feng Yi-Hsin 0:3 (9:11, 8:11, 4:11)

Chih-Yuan Chuang – Luka Mladenovic 2:3 (11:9, 11:4, 7:11, 10:12, 8:11)

Dimitrij Ovtcharov – Feng Yi-Hsin 1:3 (11:4, 5:11, 2:11, 7:11)

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