Binnen vier Tagen hat sich der Rückstand des TTC Zugbrücke Grenzau auf den Post SV Mühlhausen verdoppelt. Lag das Tabellenschlusslicht aus dem Brexbachtal zu Wochenbeginn noch irgendwie machbar erscheinende vier Punkte hinter dem Bundesliga-Konkurrenten aus Thüringen, ist der Rückstand nun auf uneinholbare acht Punkte angewachsen. „Das war wieder sehr bitter“, sagte TTC-Trainer Slobodan Grujic nach dem nächsten Tischtenniskrimi, den sein Team mit 2:3 verloren hat. Der einzige Trost, der ihm nach einem wahren Doppeldrama blieb: „Zum Glück haben wir keinen Druck wegen des Abstiegs.“
Kaum möglich, nicht Letzter zu werden
Läuft alles normal, wird der Traditionsclub Grenzau die Saison 2024/25 auf dem zwölften, dem letzten Platz der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) abschließen. In den verbleibenden drei Partien können die Westerwälder maximal sechs Punkte holen, der Rückstand auf den Vorletzten TTC OE Bad Homburg, der am frühen Montagabend beim TSV Bad Königshofen spielt, beträgt bereits vier Zähler. Nur gut, dass sich kein Zweitligist wirtschaftlich, infrastrukturell und sportlich in der Lage sieht, den Aufstieg zu realisieren. Sonst wäre es nach mehr als vier Jahrzehnten tatsächlich eng geworden für Grenzau.
Doch es hätte alles ganz anders laufen können. Vermutlich hätte schon eine klitzekleine Regeländerung, wie es sie in anderen Sportarten oder auch im Tischtennis anderswo schon gibt, für ein anderes Bild sorgen können. Es sei so spannend gewesen, wie man es beim Blick auf ein Ergebnis von 24:22 im vierten Satz des abschließenden Doppels vermuten könne, meinte nach der Niederlage Grenzaus Manager Markus Ströher. „Nur am Ende war es dann wieder ein 2:3“, musste auch er eingestehen. Von den jüngsten neun Spielen verloren die Brexbachtaler sage und schreibe sechs im Doppel, was den Negativlauf von elf Niederlagen in Serie nicht besser macht, aber doch in ein etwas besseres Licht rückt.
Großer Kampf und Mammutsatz, aber kein Happy End im Doppel
„In Frankreich bekommst du, glaube ich, einen Scorerpunkt, wenn du 2:3 verlierst“, haderte Ströher mit dem anhaltenden Doppelpech, das die Mannschaft in dieser Saison verfolgt. „Dann hätten wir ein paar Pünktchen mehr und wären wahrscheinlich nicht Letzter“, meinte der Manager, um mit Blick auf die Realität und die in Deutschland geltenden Regeln zu erkennen: „Aber wir spielen ja nicht in Frankreich, sondern in der TTBL.“ Und da fehlt dem TTC in dieser Runde ein eingespieltes, gut harmonierendes Team, wie es in der starken vergangenen Saison Sam Walker und Maciej Kubik gebildet hatten.
Weil Kubik weiterhin ausfällt, trat der Brite Walker in Mühlhausen einmal mehr mit dem Luxemburger Luka Mladenovic zum fünften Spiel des Tages an. Wäre alles normal gelaufen, hätten die beiden Grenzauer nach vier Sätzen gegen Irvin Bertrand und Steffen Mengel die Schläger einpacken können. Zwar entschieden sie den zweiten Durchgang mit 11:9 für sich, verloren aber den ersten mit 7:11 und den dritten mit 5:11. Beim Stand von 10:7 aus ihrer Sicht hatten die beiden Mühlhausener zum ersten Mal Matchball, die Partie schien gelaufen zu sein. War sie aber nicht.
„Wir lassen unser Herz am Tisch, aber es klappt nicht.“
Slobodan Grujic, Trainer TTC Grenzau
Das TTC-Doppel zwang die Bertrand und Mengel zu Fehlern, glich aus und wehrte in diesem Mammutsatz nicht weniger als zehn Matchbälle ab. 46 Ballwechsel waren nötig, um diesen Durchgang zu entscheiden, dass der letzte Schlag ein Kantenball von Walker nach Mengels Aufschlag war, passte zu diesem Drama. Das Wunder aus Sicht der Gäste blieb allerdings aus, nach diesem Kraftakt unterliefen ihnen im entscheidenden fünften Satz ein paar Fehler zu viel, während sich ihre Gegner zusammenrissen und den Hexenkessel von Mühlhausen endgültig zum Kochen brachten.
„Wir haben all diese Matchbälle abgewehrt im vierten Satz, das war ein Superspiel“, fand TTC-Coach Grujic, von einem „Riesenkampf mit dem besseren Ende für Mühlhausen“ sprach Manager Ströher. „Wir haben zwar wieder verloren, aber mehr als das, was wir gezeigt haben, können wir nicht machen“, wollte Grenzaus Trainer angesichts der Leistung auch nichts von Kritik wissen. „Wir lassen unser Herz am Tisch, aber es klappt nicht.“ Er könne nur hoffen, dass in der neuen Saison „alles zurückkommt irgendwie“, wie er meinte. „Dann würden wir für diese Spiele belohnt, wenn wir weiter so kämpfen und weiter so spielen.“
Weichen für eine bessere Zukunft sind gestellt
Die Voraussetzungen dafür haben die Verantwortlichen des TTC bereits in den vergangenen Wochen geschaffen, indem sie zu Spitzenspieler Feng Yi-Hsin, der in Mühlhausen mit seinen beiden 3:1-Einzelsiegen gegen Irvin Bertrand und Daniel Habesohn das nächste Doppel überhaupt erst ermöglicht hatte, und dem zurzeit fehlenden Kubik auch Walker und Mladenovic mit neuen Verträgen ausgestattet hatten. Ergänzt wird das Team künftig durch Martin Allegro, der vom TSV Bad Königshofen nach Grenzau wechselt und dort dringend benötigt wird. Der einzige Neuzugang gilt als starker Doppelspieler...
Post SV Mühlhausen - TTC Zugbrücke Grenzau 3:2
Daniel Habesohn - Sam Walker 3:1 (11:5, 5:11, 11:8, 11:8)
Irvin Bertrand - Feng Yi-Hsin 1:3 (11:7, 4:11, 9:11, 11:13)
Steffen Mengel - Luka Mladenovic 3:1 (10:12, 11:8, 11:2, 11:4)
Daniel Habesohn - Feng Yi-Hsin 1:3 (8:11, 11:7, 6:11, 8:11)
Irvin Bertrand/Steffen Mengel - Sam Walker/Luka Mladenovic 3:2 (11:7, 9:11, 11:5, 22:24, 11:4)