Verein ist mit mehr als 400 aktiven Mitgliedern aller Altersklassen der viertgrößte im Verband
TC Neuwied: Wo Tennis ein Sport für die Familie ist
Sie kümmern sich gemeinsam mit ihrem neuen Vorstandsteam, das im März dieses Jahres gewählt wurde, am „Weißer Berg“ in Niederbieber um die Belange des mehr als 400 Mitglieder zählenden TC Neuwied, von links Stephanie Hillen (Leiterin Kommunikation), Jochen Schuth (2. Vorsitzender) und Ralf Rosenstein-Woköck (Vorsitzender).
Jörg Niebergall

Mit mehr als 400 Mitgliedern ist der TC Neuwied der viertgrößte Klub im Tennisverband Rheinland. Das Ziel der Neuwieder ist, ein Verein für die ganze Familie zu sein.

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Nicht unbedingt muss der Sportreporter an einem Sonntagmorgen im Juni schon früh am Morgen auf der Terrasse der Anlage eines Sportvereins sitzen. In den meisten Sportarten ist gerade Sommerpause. Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land, die gerade alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, sorgt bei manch einem für lange Fernsehabende. Und dann früh aufstehen? Muss nicht sein, oder? Mein Besuch beim Tennisclub (TC) Neuwied an diesem gerade erst beginnenden Sonntag im Frühsommer auf dem „Weißer Berg“ in Neuwied-Niederbieber liefert mir schnell Antworten auf diese beiden Fragen – doch unbedingt!

Ich bin verabredet mit Stephanie Hillen (21 Jahre jung), die seit März im gerade erst neu gewählten Vorstand des TC Neuwied die Leitung Kommunikation übernommen hat. Und mit Ralf Rosenstein-Woköck und Jochen Schuth, dem neuen Vorsitzenden und dessen Stellvertreter in der Führungsmannschaft des TCN.

Der Ligaspielbetrieb in den allermeisten (Ball)sportarten ruht in dieser Zeit. Neben aktuellem Fernsehfußball und den Olympischen Sommerspielen, die ab Ende Juli in Paris das Interesse auf sich ziehen werden, sind viele Sportplätze und Hallen gerade verwaist. Oder in Anlehnung an Asterix und Obelix die Sportart Tennis einem berühmten gallischen Dorf gleichzusetzen: „Wir befinden uns im Jahre 2024 n. Chr. Das ganze Sportgeschehen ist von der Sommerpause besetzt... Das ganze Sportgeschehen? Nein! Eine von unbeugsamen Spielerinnen und Spielern bevölkerte Sportart hört nicht auf, dem bewegungsstoppendem Eindringling Widerstand zu leisten.“

Wir sehen unseren Verein als eine Familie an, der alle Generationen anspricht und im Sport vereint, vom Enkel bis zum Opa und zur Oma.

Ralf Rosenstein-Woköck

In der 1959 vom Autor René Goscinny (1926–1977) und Zeichner Albert Uderzo (1927–2020) geschaffenen, erfolgreichsten französischen Comicserie ist das Leben für die „Tennis-Legionäre“, die als Besatzung in den befestigten Lagern Fußball, Handball, Basketball, Volleyball und Co. liegen, nicht schwer. Im Gegenteil, sie fühlen sich gerade pudelwohl in dem entstandenen Sportvakuum.

Auf der Anlage des TC Neuwied, idyllisch oberhalb des Neuwieder Stadtteils Niederbieber gelegen, laufen an diesem Morgen gerade auf sechs der neun Außenplätze mehrere Spiele der Medenrunde 2024. Zum Vereinsgelände gehören auch eine Tennishalle mit zwei Plätzen sowie das Klubhaus.

Der Verein, der mehr als 400 aktive Mitglieder zählt, hat mit der Zeit seinen eigenen Weg eingeschlagen. „Wir möchten jedes Alter mitnehmen. Dieses Ziel verfolgen wir extrem. Natürlich möchten wir die ganz jungen Mädchen und Jungen für den Tennissport begeistern. Aber es ist uns auch bewusst, dass die jungen Mitglieder nach ihrer Schulzeit häufig zum Studium oder zur Berufsausbildung von zu Hause weggehen. Wir sehen unseren Verein als eine Familie an, der alle Generationen anspricht und im Sport vereint, vom Enkel bis zum Opa und zur Oma“, sagt Rosenstein-Woköck. „Ich kann ihnen ein schönes Beispiel nennen. Zu einem unserer Schnupperkurse kamen ein Vater und eine Mutter mit ihrer Tochter und ihrem Sohn. Sie haben sich schließlich alle als Familienmitglieder bei uns angemeldet, berichtet der Vorsitzende nicht ohne ein zufriedenes Strahlen im Gesicht.

Ben Hofmann und Profi Benjamin Hassan, Spieler aus zwei von vier bis fünf Generationen beim Tennisclub Neuwied.
Jochen Schuth

Mit 422 Personen, allein rund 400 aktiven Spielerinnen und Spielern, ist der TC Neuwied mit Abstand der Tennisverein mit den meisten Mitgliedern im Kreis Neuwied. Im Tennisverband Rheinland (TVR) liegt der TC Neuwied in der Statistik 2024 der 15 größten Vereine hinter dem TC Trier (601), dem TC Oberwerth Koblenz (561) und dem TC Bad Ems (449) auf dem vierten Platz.

Ein wichtiger Baustein des Vereinslebens ist die Jugendförderung. Bei Zaki Hassan, der mit seiner Familie zwar in Bendorf wohnt und seit unzähligen Jahren in Neuwied hauptberuflich als Tennistrainer arbeitet, lebt mit Frau, den Töchtern und Söhnen quasi auf der Vereinsanlage des TCN. Rosenstein-Woköck: „Zaki ist ein sehr wichtiger Baustein für uns, er ist immer gut gelaunt und bringt viel Elan in unseren Klub ein. Mittlerweile hat zudem aber auch unser Jugendwart Giannis Hillenbrand den Trainerschein erworben. Das macht die Ausbildung noch effizienter“, betont der Vorsitzende Rosenstein-Woköck.

Der Familienname Hassan und die Jugendarbeit beim Tennisclub Neuwied sind eng miteinander verknüpft. Seit mehreren Jahren ist Benjamin Hassan auf der Profitour der „Association of Tennis Professionals (ATP)“ unterwegs. Bei seinem Vater Hassan hat er das Tennisspielen erlernt, schon als kleiner Junge auf dem „Weißer Berg“ den gelben Filzball geschlagen. In den vergangenen Monaten ist er in der Tennis-Weltrangliste unter die ersten 150 Spieler vorgestoßen.

Der Vorstand des TC Neuwied

In der Jahreshauptversammlung des TC Neuwied wurde am 22. März dieses Jahres der Vorstand in folgender Besetzung neu gewählt. Ralf Rosenstein-Woköck (1. Vorsitzender, Jochen Schuth (2. Vorsitzender), Wolfgang Schmitt (Controller), Gisela Bernard (Leiterin Finanzen), Stephanie Hillen (Leiterin Kommunikation), Paul Rink (Leiter Sport), Giannis Hillenbrand (Leiter Jugend), Justin Lippold (Leiter IT), Heinz Löpki (Platzwart). Dem Beirat gehören Heinz-Werner Greiwe, Rudolf Nimsdorf und Harald Winkelhaus an.

„Wir sind alle hier sehr stolz, dass wir ihn hier auf unseren Plätzen als Tennisspieler haben aufwachsen sehen. In Sommercamps hat er uns auch bereits trainiert“, berichtet Stephanie Hillen, selbst mit gerade mal 21 Jahren schon ein wichtiger Bestandteil der TCN-Vereinsarbeit, als Spielerin aktiv auf dem und im Vorstand auch abseits des Platzes.

Kürzlich musste der 2. Vorsitzende Jochen Schuth schmunzeln. Sein zwölfjähriger Sohn Ben Hofmann hatte kurz mal gegen Benjamin Hassan spielen dürfen. Stolz berichtete Schuth junior anschließend: „Ich habe gegen die Nummer 147 der Welt drei Bälle geschlagen.“ Vor rund zwei Wochen war der Profi selbst wieder als Zaungast beim TC Neuwied. „Er war an einem Sonntag hier auf der Anlage ein Magnet. Spieler der gegnerischen Mannschaften und auch Zuschauer haben gefragt, ist das d e r Benjamin Hassan? Viele unserer Spieler haben nachher gesagt, dass er sie mit seiner Anwesenheit bei ihren Spielen regelrecht gepusht hat“, sagt Hillen.

Jochen Schuth ist voll des Lobes für Hillens Engagement: „Stephanie hat viel Arbeit investiert und frischen Wind in unseren Verein gebracht. Sie hat für uns die Social-Media-Kanäle erschlossen. Zur Kommunikation hat sie es unter anderem geschafft, uns Ältere zur Nutzung eines QR-Codes zu animieren, über die jetzt alle Vereinsinformationen abrufbar sind.

Als der Sportreporter an diesem Sonntag kurz vor Mittag in Richtung seines Arbeitsplatzes in der Redaktion aufbricht, freut er sich schon darauf, bald wieder hier sein zu müssen, zu können, nein zu dürfen. Vom 11. bis zum 14. Juli ist der TC Neuwied Ausrichter seines Turniers „16. Weißer Berg Open“. Dann spielen Männer und Frauen in einer offenen Klasse um Preisgeld und Sachpreise. „Die von unbeugsamen Spielerinnen und Spielern bevölkerte Sportart hört auch dann nicht auf, dem bewegungsstoppendem Eindringling „Sommerpause“ Widerstand zu leisten.“

Eine gute Gelegenheit, den Familienverein TC Neuwied kennenzulernen, ist am Samstag, 31. August. An diesem Tag freuen sich die Vereinsverantwortlichen des TC Neuwied, wenn sie Freunde und weitere Interessierte zu ihrem Sommerfest auf dem Weißer Berg begrüßen.

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