In kaum einem Profisport liegen das Auf und Ab wohl so nah beieinander wie im Tennis. Höhenflüge auf der einen Seite sowie häufig unerklärliche Abstürze auf der anderen Seite reichen sich sowohl bei vermeintlichen Supertalenten als auch bei Spätstartern im mit weit über 1000 Spielern geführten Profizirkus gern einmal die Hand. Geschichten, von denen drei deutsche Spieler, die allesamt bei den am Sonntag beginnenden Koblenz Open in der CGM Arena aufschlagen werden, auf unterschiedliche Art und Weise ein Lied singen können.
Bereits in jungen Jahren galt der mittlerweile 23-jährige Rudolf „Rudi“ Molleker neben Alexander Zverev als größtes deutsches Tennistalent seiner Generation. Nach zahlreichen Titeln im Juniorenbereich (Einzel-Europameister und Team-Weltmeister) fasste der Berliner ungewöhnlich schnell Fuß im Profibereich. Bereits mit 17 Jahren gewann er ein Challengerturnier in Heilbronn, qualifizierte sich im darauffolgenden Jahr für die Australian Open und erreichte im Sommer 2019 Rang 146 in der Weltrangliste.
Karrieren verlaufen unterschiedlich
Ähnlich schnell wie Zverev hatte sich Molleker an die Top 100 herangespielt, bevor beide Karrieren in völlig andere Richtungen verliefen. Während Zverev seinen Aufstieg bis nach ganz oben fortsetzte, ging es für Molleker, der auch an der großen Erwartungshaltung scheiterte, in die andere Richtung.
Jahr für Jahr rutschte er nach hinten (außerhalb der Top 300), bis er im vergangenen Jahr seine Karriere wieder ein wenig in Gang brachte. Ein zweiter Challenger-Titel nach vier Jahren Pause in Prag sowie die Rückkehr in die Top 200 lassen aus Sicht von Molleker hoffen, dass er sein zweifelsohne großes Potenzial in den kommenden Jahren, vielleicht sogar schon in Koblenz, doch noch gerecht werden kann.
Neben Molleker ist mit Oscar Otte sogar ein ehemaliger deutscher Davis-Cup-Spieler in der CGM Arena am Start. Der 30-jährige Kölner hatte es 2017 erstmals unter die Top 200 der Weltrangliste gebracht, ehe er sich in den folgenden Jahren stets zwischen Rang 100 und 200 aufhielt. Je ein Challenger-Titel 2017 und 2020 blieben lange Zeit seine größten Erfolge, bevor doch noch der große Durchbruch gelang. Drei Challenger-Titel Ende 2021 gefolgt auf das Erreichen des Achtelfinals bei den US Open sowie eine Teilnahme in der dritten Runde von Wimbledon (2022) brachten Otte bis auf Rang 36 der Weltrangliste, womit er für einige Zeit der zweitbeste deutsche Tennisprofi war.
Bald gibt es in der Rhein-Mosel-Stadt wieder Tennis der Spitzenklasse zu sehen: Ab 29. Januar geht in der CGM Arena die bereits sechste Ausgabe der Koblenz Open über die Bühne.Koblenz Open mit Ex-Stars und vielen Talenten: ATP Challenger in der CGM Arena steigt ab 29. Januar
Doch auch bei Otte ging es wenig später in die völlig verkehrte Richtung. Der für seine unkonventionelle Spielweise bekannte Kölner musste im Vorjahr bei zahlreichen Turnieren die Segel bereits in der ersten Runde streichen. Hinzu kam eine Knieverletzung, wodurch Otte nur noch auf Rang 264 steht. Damit kämpft Otte, der in Koblenz nur dank einer Wildcard im Hauptfeld steht, ebenfalls um die Rückkehr zur alten Stärke.
Etwas anders als bei Molleker und Otte sieht der Karriereweg von Lokalmatador Jan Choinski (Münstermaifeld) aus. Trotz ordentlicher Ergebnisse im Juniorenbereich wurde Choinski weniger als Otte und vor allem weniger als Molleker zugetraut. Dazu passt auch, dass Choinski 2015 das Finale der deutschen Meisterschaften gegen Otte klar und deutlich mit 3:6 und 1:6 verlor. Tatsächlich stieß Choinski lange Zeit nicht in solche Regionen vor, in denen die beiden Kollegen bereits angekommen waren. Bis zum Vorjahr hatte es Choinski nicht unter die Top 200 der Weltrangliste geschafft und war dementsprechend bei seinem Heimspiel in Koblenz zumeist auf eine Wildcard angewiesen.
Konstante Ergebnisse
Dass es allerdings im Tennis auch in die andere Richtung gehen kann, bewies der 27-Jährige im Vorjahr. Aufbauend auf seinem ersten Challenger-Titel im Oktober 2022 spielte der stets als äußerst trainingsfleißig und ehrgeizig bekannte Choinski die Saison seines bisherigen Lebens. Konstante Ergebnisse, der Einzug in die zweite Runde in Wimbledon mit einem Sieg über Top 50-Spieler Dusan Lajovic sowie ein zweiter Challenger-Titel in Meerbusch brachten Choinski bis auf Rang 126 in der Weltrangliste.
Damit ist der ehemalige Wildcard-Spieler in diesem Jahr bei seinem Heimspiel erstmals gesetzt und gehört zu den Titelfavoriten. „Ich freue mich wie jedes Jahr extrem auf Koblenz. Hoffentlich steht das Publikum erneut hinter mir und gibt mir zusätzliche Kraft. Ziel ist es, weiter als in den letzten Jahren zu kommen und vielleicht sogar um den Titel zu spielen“, sagt Choinski selbstbewusst.
Ob Choinski dieser neuen Rolle gerecht werden kann und ob Molleker oder Otte an ihre alte Stärke anknüpfen, darf ab Montag, wenn die Hauptrunde beginnt, mit großer Spannung bei der sechsten Auflage der Koblenz Open beobachtet werden.