Am Ende musste sich der für den Libanon startende Neuwieder Hassan in der Runde der letzte 32 aber doch nach einer beeindruckenden Leistung und auf dramatische Weise dem Weltranglisten-18. Sebastián Báez aus Argentinien geschlagen geben.
Als Nummer 170 der Tennis-Weltrangliste war der Neuwieder Benjamin Hassan nur dank einer Wildcard für einen Quotenplatz für Länder, die ansonsten bei den olympischen Spielen unterrepräsentiert sind, ins Hauptfeld des olympischen Tennisturniers gerutscht. Entsprechend war sein Auftaktsieg gegen den weitaus besser platzieren US-Amerikaner Christopher Eubanks (ATP Rang 106) in der ersten Runde schon eine faustdicke Überraschung, zumal Hassan seinem Gegner beim 6:4 und 6:2-Erfolg kaum eine Chance ließ. Dabei schrieb Hassan, der in Deutschland geboren ist und auch auf der Profitour unter deutscher Flagge spielt, Geschichte als erster Libanese mit einem Sieg im Tennis bei den olympischen Spielen. Eine Leistung, die in der arabischen Welt auf zahlreichen Portalen schnell für Schlagzeilen gesorgt hat.
Hassan lässt sich nicht entmutigen
In der zweiten Runde wartete im Weltranglisten-18., Sebastian Baez, jedoch ein ganz anderes Kaliber und eine auf dem Papier schier unlösbare Aufgabe. Báez, der bereits sechs Titel auf der ATP-Tour gewonnen hat, zählt zu den absoluten Spezialisten für die Sandplätze auf der Anlage in Roland Garros und gehört in Paris zu den Medaillenkandidaten . Auf der anderen Seite hatte Hassan noch nie gegen einen Spieler aus den Top-30 der Weltrangliste gespielt.
Dieser klaren Rollenverteilung wurde die Partie zunächst zwar gerecht, indem sich Báez den ersten Satz glatt mit 6:2 sicherte. Doch Hassan ließ sich davon nicht entmutigen und steigerte sein Niveau im zweiten Satz erheblich. Es entwickelte sich auf dem Court 14 zur Verwunderung der zahlreichen Zuschauer ein Duell auf Augenhöhe, bei dem der Neuwieder bei 4:3 aus seiner Sicht seinem Gegner erstmals den Aufschlag abnahm und im Anschluss den Satz über Einstand nach Hause brachte (6:3).
Dementsprechend musste unter einer zunehmend ausgelasseneren Stimmung also ein dritter Durchgang entscheiden. Hier ging es hin und her, ehe Hassan bei 3:4 und eigenem Aufschlag wackelte. Ein Doppelfehler führte zu gleich drei Breakbällen zur wahrscheinlichen Vorentscheidung für Báez, so der Argentinier denn einen davon genutzt hätte.
Hassan blieb aber nervenstark, wehrte alle drei Chancen ab und erzwang wenig später tatsächlich einen Tiebreak, der über den Ausgang entscheiden musste. War zuvor zwischen beiden Spielen trotz der großen Differenz in der Weltrangliste kaum ein spielerischer Unterschied zu erkennen, kam nun die Klasse und Erfahrung des Argentiniers zum Vorschein. Während Hassan zwei unerzwungene Rückhandfehlern produzierte, servierte Báez zwei Asse im richtigen Moment, die ihm seinen ersten Matchball (6:3) einbrachten.
Die Sensation knapp verpasst
Konträr zur ansonsten sensationellen Vorstellung des 29-jährigen Neuwieders ging das Match daraufhin mit einem Doppelfehler nach mehr als zwei Stunden Spielzeit zu Ende. Hassan verpasste eine Sensation nur hauchdünn, legte aber zweifelsohne einen Auftritt hin, auf die der einstige „Hobbyspieler“ stolz sein kann.
Unter großen Applaus wurde Hassan vom Pariser Publikum verabschiedet. Nach ein paar weiteren Tagen in Paris, in denen sich der Bundesligaspieler des TK Kurhaus Aachen noch ein paar andere Sportarten anschauen wird, geht es für ihn in der nächsten Woche mit dem knallharten Leben als Profi weiter. Statt im noblen Roland Garros schlägt Hassan dann bei einem kleinen ATP Challenger Turnier im beschaulichen Bonn auf.