Für den Bosenheimer Julian Franzmann kam der Triumph nicht ganz überraschend. Er war mit seinem Partner Vincent Marysko aus dem hessischen Sprendlingen an Position drei bei den U16-Jungs gesetzt. „Wir schlagen beide sehr gut auf und spielen gerne Doppel. Deshalb hatten wir uns im Vorfeld etwas ausgerechnet“, berichtete Franzmann, der für den TC Bad Ems spielt. Mit ihren Ranglistenpositionen 198 (Marysko) und 336 (Franzmann) gehörten beide in der Altersklasse U16 auch zu den ambitioniertesten Spielern. In den ersten Runden mussten die beiden aber durchaus kämpfen – 6:4, 6:4 hieß es im Achtelfinale, 6:2, 6:4 im Viertelfinale, und im Halbfinale wartete der härteste Brocken. Mit 6:2, 7:6 war ein umkämpfter zweiter Satz zu überstehen.
Mittlerweile waren die beiden immer besser aufeinander abgestimmt. „Wir kannten uns vorher zwar von Turnieren, haben aber das erste Mal zusammengespielt, und das hat gleich super funktioniert“, erzählte der Bosenheimer. Im Finale liefen er und sein hessischer Partner zur Hochform auf. Mit 6:2, 6:0 ließen sie den an Nummer eins gesetzten und in der Einzelrangliste deutlich höher platzierten Nikolai Barsukov (Leipzig/229) und Diego Dedura-Palermo (Berlin/170) keine Chance.
Ist der DM-Titel sein bisher größter Erfolg? Julian Franzmann muss bei der Antwort ein bisschen überlegen: „Ob es der größte ist, weiß ich gar nicht so genau. Es ist aber sicher einer der größten.“ Schließlich wurde er auch schon mehrfach im Einzel Rheinlandmeister, als 16-Jähriger sogar bei den Männern. Auch bei der DM – wir berichteten bereits – gewann er die Qualifikation und erreichte das Achtelfinale. Franzmann sagt mit Blick auf seine Zukunft: „Ich behalte weiter das Einzel im Fokus, auch wenn das Doppel eine schöne Abwechslung ist.“ Die er nun mit dem DM-Titel versüßt hat.
Für Emily Eigelsbach, die wie Franzmann von Sascha Müller am Landesleistungszentrum in Koblenz trainiert wird, ist der DM-Titel der bisher größte Erfolg ihrer Karriere – zumal sie ihn in der U14 mit einer engen Freundin geholt hat, mit Mia Keuler, ihrer Vereinskameradin beim HTC Bad Neuenahr. „Die beiden kennen sich, seit sie sechs Jahre alt sind. Bei ganz vielen Turnieren standen sie sich direkt in der ersten Runde gegenüber. Aus dieser Rivalität ist eine enge Freundschaft geworden. Diese Einheit der beiden ist für mich das Besondere an dem Titel“, erzählte Vater Rüdiger Eigelsbach. Dabei war aufgrund der Ranglistenposition lange nicht klar, ob Mia Keuler an der DM teilnehmen darf. Als das Okay endlich kam, war für Emily Eigelsbach klar, dass sie mit ihrer Freundin spielt und mit sonst keiner. „Und Emily hat auch direkt vom Titel gesprochen“, berichtete der Papa von einer Vorahnung seiner Tochter.
Die hohen Erwartungen lagen nicht zuletzt darin begründet, dass sich beide sehr gut ergänzen: Mia Keuler ist eine gute Aufschlagsspielerin, und Emily Eigelsbach die vermutlich beste Volleyspielerin ihrer Altersklasse in Deutschland. Die beiden zeigten sich in den ersten Runden souverän – 6:2, 6:3 im Achtelfinale, 6:1, 6:2 gegen die Topgesetzten im Viertelfinale und 6:0, 6:1 im Halbfinale. Im Finale folgte ein Krimi, der erst im dritten Satz entschieden wurde, doch mit 4:6, 6:2, 10:4 setzten sich die Rheinland-Pfälzerinnen gegen die an Nummer zwei gesetzten Emma Glaser (Reutlingen) und Aleksandrina Getterich (Nürnberg) durch. „Mia und Emily haben zu Beginn des Finals nicht in ihren Rhythmus gefunden. Nach dem ersten Satz haben sie eine Toilettenpause genommen, sind raus aus der Halle, haben sich gegenseitig den Kopf gewaschen, und fortan lief es“, berichtete Rüdiger Eigelsbach. Die Stimmung in der Halle war übrigens klasse, die Finals waren gut besucht. Die Bedeutung der DM wird auch daran deutlich, dass Frauen-Bundestrainerin Barbara Rittner die Partien intensiv verfolgte.
Im Sommer hatte Emily Eigelsbach bereits das Einzel-Halbfinale bei der DM in Ludwigshafen erreicht. In Essen war nun im Einzel-Viertelfinale Schluss. „Doch zur nationalen Spitze fehlen nur Nuancen“, erklärte Rüdiger Eigelsbach. Seine Tochter konzentriert sich seit einigen Monaten noch stärker auf Tennis, hat das Trainingspensum hochgefahren, unlängst sogar zehn Tage an der Nadal-Akademie auf Mallorca trainiert. Um die Umfänge stemmen zu können, ist sie zudem vom Gymnasium an der Stadtmauer auf ein Mannheimer Privatgymnasium gewechselt.