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Neuwied

Frauenteam des VC Neuwied erfüllt sich durch 3:0-Erfolg gegen TV Dingolfing Traum von der 1. Bundesliga

Von Jörg Linnig, Stefan Kieffer, Christoph Hansen
So jubeln die Deichstadtvolleys des VC Neuwied über ihren Titelgewinn in der 2. Volleyball-Bundesliga Süd Frauen.
So jubeln die Deichstadtvolleys des VC Neuwied über ihren Titelgewinn in der 2. Volleyball-Bundesliga Süd Frauen. Foto: Jörg Niebergall

Der Traum, für den die Volleyballerinnen des VC Neuwied so intensiv und hart trainiert haben, ist am frühen Samstagabend wahr geworden. Um 17.47 Uhr legte die Zuspielerin Isabelle Marciniak den Ball ihrer Mannschaftsführerin Sarah Kamarah auf, und die vollendete mit einem platzierten Diagonalangriff den zweiten Satz der Partie gegen die Gäste des TV Dingolfing mit 25:16, nachdem auch der erste Durchgang mit dem gleichen Ergebnis geendet hatte. Der letzte noch fehlende Punkt zum Gewinn der Meisterschaft in der 2. Volleyball-Bundesliga Süd der Frauen war schon vor dem Spielende gesichert, der sportlichen Aufstieg in die 1. Bundesliga garantiert, am Ende siegte Neuwied mit 3:0.

Lesezeit: 2 Minuten
Eine geballte Medienpräsenz, so viele Kameras sah man in der Sporthalle des Rhein-Wied-Gymnasiums zuvor selten, begleitete das letzte Saisonheimspiel des VC Neuwied. „Es war im Vorfeld ja schon relativ klar, dass Neuwied Meister werden würde. Aber auch wenn man eine herausgehobene Stellung hat, es ist nie leicht, Meister zu werden, ...
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Auf den Meister wartet viel Arbeit

Herzlichen Glückwunsch VC Neuwied zur Meisterschaft in der 2. Bundesliga Süd! Und jetzt? Nicht erst nach dem Sieg gegen den TV Dingolfing am Samstag wartet eine ganze Menge Arbeit auf die ehrenamtlich seit vielen Jahren äußerst engagierten Vereinsverantwortlichen der Deichstadtvolleys.

Viel hat der VCN-Vorstand seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga vor sechs Jahren bereits auf den Weg gebracht. Doch die Aufgaben, die nun zu bewältigen sind, erfordern nun gleich an mehreren Stellen im Verein Hauptamtlichkeit. Die sportlichen Geschicke liegen hier schon seit zwei Jahren in ebenso kompetenter wie engagierter Hand von Dirk Groß. Ein Bundesliga-erfahrener Geschäftsführer ist nach einem umfangreichen Bewerbungs- und Auswahlverfahren gefunden worden. Allein einen Arbeitsvertrag gibt es mit ihm noch nicht.

Für den Mann, der fortan die strukturellen, wirtschaftlichen und finanziellen Belange des VC Neuwied in der 1. Bundesliga lenken und verantworten muss, gibt es jede Menge zu erledigen: Eine Spielbetriebsgesellschaft für die Profiabteilung muss gegründet werden, ein Etat im mittleren sechstelligen Bereich ist zu stemmen, ein konkurrenzfähiger Kader für die Spielzeit 2021/2022 zusammenzustellen und eine Bundesliga-taugliche Heimspiel- und Trainingsstätte zu finden, weil die Mannschaft nur eine Saison lang mit einer Ausnahmegenehmigung der Volleyball Bundesliga im Rhein-Wied-Gymnasium wird aufschlagen dürfen.

Ebenso fehlt es bislang noch an Know-How und an ausreichend qualifiziertem Personal, das sich um den Aufbau und Betrieb eines Nachwuchsleistungszentrums in Neuwied kümmert.

Wenn die Aufstiegssaison in zwei Wochen sportlich endet, beginnt ein arbeitsreicher Volleyball-Sommer. in der Deichstadt. Auch in den Monaten bis zum Saisonstart im Oktober gilt es, dem VC Neuwied Glück zu wünschen.

Von bodenständig über sehr positiv bis beachtlich

Neuwied. Die Rhein-Zeitung hat Stimmen zum Titelgewinn des VC Neuwied in der 2. Bundesliga Süd der Frauen eingeholt:

Jan Einig (Oberbürgermeister Stadt Neuwied): „Mein herzlicher Glückwunsch geht an die Mannschaft und den gesamten Verein. Es ist ein tolles Gefühl, einen Bundesligisten in unserer Stadt zu haben. Die Ehrenamtlichen des VC Neuwied agieren sehr strukturiert und bodenständig. Wir sind schon seit einiger Zeit in Kontakt, um sie zu unterstützen.“

Björn Sauer (Präsident Volleyball-Verband Rheinland): „Mein herzlicher Glückwunsch geht an den VC Neuwied. In der 1. Bundesliga bekommen wir nun einen Leuchtturmverein, der voll in das neue Leistungskonzept des Volleyball-Verbands Rheinland-Pfalz passt. Wir planen ein Landesleistungszentrum aufzubauen, um die Leistungsförderung in unserem Sport voranzutreiben.“

Lea Schäbitz (Mannschaftskapitänin 2015 bis 2018): „Ich freue mich sehr für den VC Neuwied. Der Verein hat viele Leute, die ganz viel Herzblut in den Volleyball stecken. Es ist ihnen zu gönnen, dass sie jetzt den Aufstieg geschafft haben. Vor drei, vier, fünf Jahren wäre die 1. Bundesliga vielleicht auch etwas für mich etwas gewesen, was ich gemacht hätte. Aber mittlerweile haben sich meine Prioritäten natürlich ziemlich verändert.

Martin Hahn (Vorsitzender FV Engers): „Das freut uns als Nachbarverein ganz besonders. Und wir wünschen dem VC Neuwied natürlich, dass er jetzt auch die Anforderungen der 1. Bundesliga erfüllen kann.“

Milan Kocian (VCN-Trainer 2013 bis 2017): „Ich freue mich für den VC Neuwied. Das war auch mein Traum, in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es in Neuwied in diese Richtung gehen kann. Es ist sehr positiv, wie sich der Verein bereits weiterentwickelt hat, wenngleich in Sachen Professionalisierung noch ein weiter Weg bevorsteht. Auf jeden Fall ist die Meisterschaft ein schöner Erfolg. Ich sehe eine Chance, mit den Vorbildern jetzt auch etwas für die Jugend zu entwickeln.“

Manfred Jäger (Abteilungsleiter Volleyball, TV Feldkirchen): „Ich gratuliere recht herzlich. Es hatte es ja schon abgezeichnet. Es ist toll, in Neuwied künftig einen Volleyball-Erstligisten zu haben.“

Carsten Billigmann (Manager EHC Neuwied): „Ich gratuliere dem VC Neuwied herzlich. Was die in den vergangenen Jahren gemacht haben, ist beachtlich. Ich bin gespannt, wie sie die 1. Bundesliga meistern werden.“

Warum der VC Neuwied sein Gesicht behält

Neuwied. Nach dem Meisterstück war Sarah Kamarah die meistgefragte Gesprächspartnerin der Journalisten. Das lag nicht nur daran, dass die VCN-Kapitänin vom gegnerischen Trainer zum dritten Mal in dieser Saison zur besten Spielerin ihrer Mannschaft gewählt wurde. „Diese Wahl bedeutet mir nicht so viel“, räumte Kamarah ein, „wir sind alle so gut. Allein kann ich keine Spiele gewinnen.“

Doch die Sporttherapeutin symbolisiert wie keine andere den Aufschwung, den die Deichstadtvolleys seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga vor sechs Jahren genommen haben. Als einzige Spielerin des aktuellen Teams hat sie alle Zweitliga-Spielzeiten mitgemacht. „Ich bin gemeinsam mit Maike Hennig, die zwei Jahre nach mir kam, so etwas wie das Gesicht dieses Vereins“, stellt sie fest.

Daran war nicht zu denken, als Sarah Kamarah in der Spielzeit 2015/2016 beim VCN in der 2. Bundesliga debütierte. „Das war eine neue Herausforderung für mich“, sagt sie im Rückblick, „diese Entwicklung hätte ich damals nicht vorausgesehen. Jedes Jahr hatte ich den Gedanken, jetzt reicht's, jetzt sollte ich aufhören. Aber dann konnte ich mich doch nicht losreißen, weil ich immer das Gefühl hatte, da geht noch ein bisschen mehr.“

Während die Mannschaft jedes Jahr ein Stückchen besser wurde, lernten auch die Vereinsverantwortlichen stets dazu. „Der Verein hat viel gemacht in diesen Jahren und sich weiteentwickelt. Ohne den Vorstand und die vielen ehrenamtlichen Helfer wären unsere Erfolge nicht möglich geworden. Trotzdem ist die familiäre Atmosphäre im Verein immer stärker geworden“, stellt sie fest.

Unter den drei Trainern Milan Kocian, Bernd Werscheck und Dirk Groß etablierte sich die Mannschaft in der 2. Liga. „Vergleichen kann man die drei nicht, das sind drei verschiedene Personen“, stellt Kamarah klar, „von jedem habe ich viel gelernt.“ Zuletzt hat sie sogar ihre eigene Rolle auf dem Spielfeld neu definiert: „Ich war immer Mittelblockerin, aber Dirk Groß hat mich in dieser Saison auf Diagonalangreiferin umgeschult, und ich finde in diese Rolle immer besser hinein.“

Mit den Erfolgen wuchsen auch die Ziele, bis sich Kamarah und ihre Kolleginnen vor dieser Spielzeit den ultimativen Triumph vornahmen: die Zweitligameisterschaft, die sie nun bereits drei Spiele vor Saisonende unter Dach und Fach gebracht haben. „Dafür haben wir alle so viel geschwitzt und investiert“, sagt die Kapitänin, „dass wir es geschafft haben, ist ein schönes, ein einmaliges Gefühl.“

Schwer zu glauben, dass die Anführerin der Deichstadtvolleys, die am Dienstag ihren 32. Geburtstag feiert, noch immer nicht weiß, ob sie ab Oktober auch in der Bundesliga für den VCN aufschlägt. „Noch ist alles offen“, sagt sie, „ich habe viel darüber nachgedacht, aber ich bin noch zu keinem Entschluss gekommen.“ Nun, da der Titel errungen ist, stehen die Gespräche zwischen Verein und Spielerinnen an. „Jetzt können wir uns besser darauf konzentrieren.“ Natürlich hat es bereits Vorgespräche gegeben.

Von außen betrachtet, scheint es kaum vorstellbar, dass der VCN die Herausforderung Bundesliga ohne seine zwei „Gesichter“, ohne Sarah Kamarah und Maike Henning, angehen wird. „Wenn ich die Chance bekomme, kann ich weitere Erfahrungen sammeln“, überlegt Sarah Kamarah, „aber gleichzeitig stelle ich mir die Frage: Kann ich da mithalten?“

Die fast täglichen Autofahrten von ihrem Wohnort Bonn nach Neuwied, die Intensität des Trainings, die Coach Groß für die 1. Bundesliga weiter verschärfen wird, stellen eine zusätzliche und neue Herausforderung dar.

Doch ernsthafte Argumente nennt sie nicht, warum sie die Früchte der Arbeit aus sechs intensiven Jahren nicht mit den Teamkolleginnen ernten soll. „Ich komme mit jedem Menschen klar, habe mich mit allen Trainern und Spielerinnen gut verstanden“, lobt Kamarah die Harmonie im und um das Team „Für mich ist eine gute Kommunikation das A und O. Bei uns gibt es Lösungen statt Probleme.“ Es klingt doch recht zuversichtlich, dass Sarah Kamarah und der VC Neuwied auch das Problem Vertragsverlängerung schnell und zufriedenstellend lösen werden.

Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass Maike Henning an Bord bleiben wird, ist nicht gering. „Als ich vom Internat in Dresden nach Hause zurückgekommen bin und in Neuwied angefangen habe, wollte ich den Spaß am Volleyballspielen wieder finden. Vorher habe ich zwei Mal am Tag trainiert, viel mehr investieren müssen. Trotzdem sind wir erfolgreich. Es ist schön, dass wir es als Verein zusammen geschafft haben, Meister zu werden und aufzusteigen“, sagt die 21-Jährige. „Ich bin offen“, sind ihre Worte auf die Frage, ob sie den Weg in die 1. Bundesliga mitgehen wird.

2. Volleyball-Bundesliga Süd Frauen

Spielpaarungen am 21. Spieltag

TV Waldgirmes - VC Olympia Dresden  1:3

VC Neuwied - TV Dingolfing  3:0

Rote Raben Vilsbiburg II - VC Wiesbaden II  0:3

proWin Volleys TV Holz - VSV Grimma  0:3

Allianz MTV Stuttgart II - TV Altdorf  abgesagt

SV Lohhof - TV Planegg-Krailling  3:0

TG Bad Soden - TV Waldgirmes  3:0

proWin Volleys TV Holz - VC Olympia Dresden  0:3

Tabellenstand nach dem 21. Spieltag

1. VC Neuwied  21 61: 9 59

2. VC Wiesbaden II  22 55:24 50

3. SV Lohhof  22 54:30 47

4. VC Olympia Dresden  22 51:28 45

5. VSV Grimma  21 45:37 38

6. TG Bad Soden  22 43:39 36

7. TV Dingolfing  21 37:46 27

8. MTV Stuttgart II  22 35:50 25

9. TV Altdorf  21 35:46 25

10. Volleys TV Holz  22 34:51 23

11. TV Planegg-Krailling  22 33:52 20

12. Rote Raben Vilsbiburg II  23 28:58 18

13. TV Waldgirmes  23 23:64 13

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