Es ist nicht oft angebracht, Vergleiche oder Bezüge herzustellen zwischen Ereignissen in unterschiedlichen Sportarten. Zu verschieden sind häufig Ausgangslagen und Verläufe. Bei der 1:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale der Nations League gegen Portugal und bei der Viersatzpleite des deutschen Tennisprofis Alexander Zverev im Viertelfinale der French Open gegen Novak Djokovic waren die Parallelitäten aber frappierend.
Stark begonnen, stark nachgelassen
Leicht zeitlich versetzt, legten DFB-Elf und Zverev einen guten Start hin. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann führte in München durch ein sehenswertes Tor von Florian Wirtz, und auch für Zverev ließ es sich in Paris gut an: Der gebürtige Hamburger gewann konzentriert und abgeklärt gegen den Grand-Slam-Rekordsieger den ersten Satz. Dann aber kippten beide Partien – aus deutscher Sicht in die falsche Richtung. Sowohl die Fußballer als auch das Tennis-Ass verließ der Mut. Coach Nagelsmann sowie TV-Experte Boris Becker monierten hinterher die zu passive Spielweise auf dem grünen Rasen respektive dem roten Sand.
Der Gegner hingegen, die portugiesischen Dribbelkönige und der serbische Grundliniendominator, überzeugten durch Hingabe und Kreativität. Die „Seleção das Quinas“ drehte auch dank der Einwechslungen der Hochgeschwindigkeitsfußballer Vitinha und Francisco Conceicao das Spiel, während Djokovic, sichtlich mit körperlichen Problemen kämpfend, variabel spielte und unter anderem laut offizieller Statistik 35 Stopps einstreute. Zverev fiel dazu nicht viel ein. Und so nahmen die sportlichen Schicksale ihren parallelen Lauf. Routiniers beendeten deutsche Titelträume: Auf der einen Seite der 40-jährige Siegtorschütze Cristiano Ronaldo, auf der anderen Seite der 38 Jahre alte Djokovic.
Immer neue Ausreden und Erklärungen
Ein entscheidender Unterschied bestand dann aber doch zwischen DFB-Elf und Zverev: Während die Fußballer und ihr Trainer zwar die namhaften Ausfälle anführten, sie aber nicht als Ausrede gelten ließen und zugaben, einfach schlecht gespielt zu haben, schob der 28-jährige Zverev die Niederlage vor allem auf die äußeren Bedingungen. Mal wieder. Mal sind die Bälle zu groß, mal ist der Magen verstimmt, mal – wie jetzt ist Paris – das Wetter zu kalt. So wird es nichts werden mit dem ersten Grand-Slam-Titel.