Italien-Sieg der DFB-Elf 
Widerstandsfähig im Hier und Jetzt
Jochen Dick
Kevin Rühle. MRV

Das Spiel gedreht, den ersten Schritt zum Final-Four-Turnier der Nations League gemacht: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um Rückkehrer Leon Goretzka hat gegen Italien eine reife Leistung gezeigt.

Julian Nagelsmann orientiert sich am liebsten an der Gegenwart, am Hier und Jetzt. Das ist ein zentraler Vorsatz des 37-Jährigen bei seiner bedeutenden Aufgabe als Fußball-Bundestrainer. Insofern war es vielleicht überraschend, aber nur konsequent, dass der DFB-Coach im wichtigen Nations-League-Spiel in Italien die formstarken Nadiem Amiri und Jonathan Burkardt vom Champions-League-Aspiranten FSV Mainz 05 in der Startelf aufbot. Nagelsmann belohnt gute Leistungen in der Gegenwart, Verdienste – oder Versäumnisse – in der Vergangenheit zählen für ihn deutlich weniger.

Goretzka als prägende Figur

Und so spielte auch Leon Goretzka nach 16 Monaten Auszeit in der Nationalmannschaft in Mailand von Beginn an. Anders als die bemühten, aber letztlich wirkungslosen Amiri und Burkardt prägte der Bayern-Profi dieses Viertelfinal-Hinspiel durch seine Präsenz undKörperlichkeit – sowie durch seinen Siegtreffer per Kopfball. Der 30-Jährige war von Nagelsmann kurz vor der Heim-EM im vergangenen Sommer aussortiert worden, leistungsmäßig zurecht, doch die Ausbootung nagt immer noch an Goretzka, das wurde auch in den Interviews nach dem Mailand-Coup offensichtlich. Der Mittelfeldantreiber aber hat sich in Verein und Nationalteam in bemerkenswerter Weise zurückgekämpft, der Bundestrainer honoriert dies, der Spieler rechtfertigt das Vertrauen – ein perfektes Gegengeschäft.

Alles für den WM-Titel 2026

Bei seiner Vorliebe für die Gegenwart hat Nagelsmann natürlich die Zukunft fest im Blick. Alles geschieht – 15 Monate und 14 DFB-Vorbereitungsspiele vor dem ersten Anstoß in den USA, Kanada und Mexiko – im Sinne der großen Vision, dem WM-Titel 2026. Dieses Ziel hatte der Bundestrainer direkt nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM ausgerufen. Dafür will er eine widerstandsfähige Mannschaft formen, die Verletzungen, Formkrisen, Rückständen und Wendungen im Spielverlauf trotzt. Im Hier und Jetzt, nach dem gedrehten Hinspiel gegen Italien, ist die Nagelsmannsche Gegenwart zukunftsträchtig.

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