Kein Tor im Bundesliga-Spitzenspiel – das lässt im ersten Moment auf eine fade Nullnummer im Gipfeltreffen zwischen Bayer und Bayern schließen. Doch dieses Remis von Leverkusen beinhaltete deutlich mehr als ein 0:0, bei dem die Münchner gar nicht erst versuchten, zum Torerfolg zu kommen. Die zentrale Frage lautet nach diesem einseitigen Duell zwischen Verfolger und Tabellenführer: Ist es eher ein Zeichen von Stärke oder ein Anzeichen für Schwäche, wenn eine Mannschaft, die deutscher Meister und vor allem Champions-League-Sieger werden will, in einem Top-Spiel mit schlichten Mitteln alles nur wegverteidigt?
Taktische Meisterleistung?
Die hoch gelobte bayerische Offensive um Tormaschine Harry Kane und den gerade mit einem Mega-Vertrag ausgestatteten Ballkünstler Jamal Musiala brachte in Leverkusen tatsächlich keinen richtigen Torschuss zustande. Das gab es so schon lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie. Nun kann man anführen, dass Trainer Vincent Kompany geschickt taktiert habe und eben nicht wie sein Vorgänger Thomas Tuchel vor einem Jahr beim 0:3 ins offene Messer gelaufen ist. Die nach Gegentoren beste Defensive der Liga (Bayern) hat gegen die zweitbeste Offensive (Bayer hinter Bayern) standgehalten – also alles richtig gemacht?! Kann man so sehen.
In Gedenken an Chelsea
Oder aber man legt die hohen Ansprüche zugrunde, die die Münchner an sich selbst haben. Demnach steht Dominanz über allem, der Gegner soll sich gefälligst nach den Bayern richten. In Leverkusen dominierte aber der Gegner, was wiederum für die Qualität der Werkself spricht. Vielleicht orientieren sich die Münchner vor dem „Finale dahoam“ in der Champions League am 31. Mai ja auch am Sieger des letzten Königsklassen-Endspiels in München. 2012 entriss der FC Chelsea den Bayern den Henkelpott – auch dank einer destruktiven, aber eben erfolgreichen Spielweise, wie sie die Münchner nun in Leverkusen zeigten.