Das hatte ich ehrlich gesagt in der Form vor einigen Wochen nicht für möglich gehalten. Umso schöner, dass die Umsetzung der Corona-Maßnahmen auf vielen Sportplätzen reibungslos klappt. Kompliment an die Menschen, die sich da gerade unfassbar viel Mühe geben, all die Vorgaben zu erfüllen. Die Zuschauer danken es, strömen auf die Sportanlagen, vielerorts wurde die 350-Personen-Grenze erreicht.
Ich habe mir zwei Verbandsliga-Partien am Wochenende gegönnt und in Desloch sowie im Moebus-Stadion fünf Tore und gleich sechs Rote Karten gesehen. Ist die Rotflut ein Trend oder Zufall? Eher Letzteres. Die beiden Heimteams, die SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach und die SGE Bad Kreuznach, haben auf jeden Fall schon einmal gezeigt, was mit Leidenschaft und Einsatz in dieser außergewöhnlichen Saison möglich sein kann. Zwei Persönlichkeiten sind mir dabei ins Auge gestochen. Thomas Schwarz ist der zwölfte Spieler der SGE. Der Trainer lebt am Spielfeldrand mit, gibt Anweisungen im Sekundentakt, ist ganz nahe bei seinen Spielern. Dass sich sein Team dann derart gegen ein Gegentor wehrte, wie die SGE in der letzten halben Stunde, ist sicher kein Zufall.
Mein Mann des Wochenendes ist aber Felix Frantzmann, das Urgestein der SG Meisenheim. Mit seinen Jungs Verbandsliga zu spielen, war über viele Jahre sein großes Ziel gewesen. Im Herbst 2019 verletzte er sich aber nach fünf Minuten gegen den SC Idar-Oberstein und verpasste all die Spiele, auf die er sich so gefreut hatte. Auch in der Corona-Pause und im Sommer stand längst nicht fest, wann er wieder Fußball würde spielen können. Doch am Samstag, 16 Uhr, war es so weit, stand Frantzmann wieder auf dem Feld, wieder gegen den SC Idar – und dieses Mal 90 Minuten lang. 90 bärenstarke Minuten, um genau zu sein. Der Kapitän ging dabei keinem Zweikampf aus dem Weg, warf sich in jeden Ball und überzeugte mit Übersicht und Spielwitz. Dass er nach dem entscheidenden Tor zum 3:1 im Vollsprint auf seinen persönlichen Physiotherapeuten Martin Steeg senior, der ihn vor dem Spiel mehrfach behandelt hatte, zustürmte und diesen herzlich umarmte, zeigt Frantzmanns Empathie und seine Dankbarkeit für diesen für ihn besonderen Fußball-Moment.
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