Es ist ja nicht so, dass das neue Paris Saint-Germain gar kein Geld mehr ausgibt. Etwas mehr als 220 Millionen Euro hat der französische Hauptstadtklub in dieser Saison in neue Profis investiert. Früher hat PSG diese Summe für nur einen Spieler ausgegeben, 2017 für Weltrekordeinkauf Neymar. Der exzentrische Brasilianer spielte in Paris zwischenzeitlich mit dem nicht weniger exzentrischen Kylian Mbappé sowie einem gewissen Lionel Messi zusammen. Die PSG-Bosse aus Katar um Vereinspräsident Nasser Al-Khelaifi hatten sich eine Weltauswahl nach Play-Station-Manier eingekauft. Glanz und Gloria zählten dabei deutlich mehr als Teamgeist und Disziplin.
2,3 Milliarden Euro für neue Spieler
Mit Letzterer nehmen es auch die Pariser Investoren in finanzieller Hinsicht nie so genau. Seit 2011 gab PSG obszöne 2,3 Milliarden Euro für Spielertransfers aus und umging dabei nahezu alle Regeln, die im europäischen Vereinsfußball derartige Auswüchse verhindern sollen. Insofern können sich zahlreiche Beobachter nicht vollumfänglich freuen über den Champions-League-Triumph der Pariser, die diesen Erfolg kurioserweise mit einer Auswahl ohne die großen Superstars erreicht haben. Der Unterschied zu jener Zeit, in der unter anderem auch die Posterboys Zlatan Ibrahimovic und David Beckham unterm Eiffelturm aufliefen: Zur Abwechslung ist der Trainer der Chef. Der Spanier Luis Enrique hat seinen Plan und seine Philosophie durchgedrückt und seinem Team das perfekt organisierte Chaos verordnet, sodass jedem Beobachter aus rein fußballerischer Sicht das Herz aufgehen muss.
Zu schnell und zu gut für Inter und Co.
Im Finale von München kam der tapfere, aber eben auch deutlich ältere Gegner Inter Mailand kaum hinterher, bei PSG spielte jeder irgendwie alles. Rechtsverteidiger Achraf Hakimi erzielte in Mittelstürmerposition die frühe Führung, der immer noch schwer erziehbare Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé agierte auf sämtlichen Positionen zwischen Sechser, Achter, Zehner sowie Neuner und war sich auch fürs beherzte Verteidigen nicht zu schade. In die Lücken stießen in der Offensive die Flügelstürmer Chwischa Kwaratschelia (ein Tor) und Désiré Doué (zwei Treffer, eine Vorlage). Der 24-jährige Georgier und der erst 19 Jahre alte Franzose haben Paris 70 beziehungsweise 50 Millionen Euro Ablöse gekostet. PSG schnappte Doué unter anderem den Bayern vor der Nase weg. Ebenso wie den Königsklassentitel im „Finale dahoam“. Mit der Hilfe von reichlich sinnvoll investiertem Geld und mit herausragendem Luis-Enrique-Fußball.