Wenn Andy Baumgartner gegenüber vom Sportheim des TuS Bedesbach-Patersbach gestanden hätte, als die Mannschaften des TuS und der SG Weinsheim das Feld vor dem zweiten Aufstiegsspiel zur Landesliga betraten, dann hätte er womöglich auch bei sich gedacht, wie wahnsinnig klasse das Feuerwerk aussah, dass die Anhänger des Westpfalz-Vereins da abbrannten. Blau-weiße Nebel und Rauchschwaden sorgten für Stimmung, Atmosphäre und ein großartiges Bild – ein bisschen Bundesligaluft wehte über das Gelände. Doch Andy Baumgartner stand nicht gegenüber – und deshalb musste er später sogar von Sanitätern und im Krankenhaus behandelt werden.
„Ich hätte selbst nicht gedacht, dass das Zeug so gefährlich ist“, bekannte der Coach der SG Weinsheim und Ex-Trainer des SC Idar-Oberstein. Und so erstaunt wie Baumgartner dürften viele sein, wenn ihnen das widerfahren würde, was der Übungsleiter der Weinsheimer erlebte. Baumgartner musste nämlich, um aus der Kabine auf seinen Platz auf der Bank zu gelangen, quasi mitten hindurch durch die blau-weiße Feuersbrunst. Was das heißt, spürte er im wahrsten Sinne des Wortes hautnah. So schön das alles auch aussah – Feuer hat Hitze, brennt und kann verbrennen. Und Andy Baumgartner erlitt Verbrennung. Mehrere, als ihn Funken der Pyrofackeln hinterm Ohr, am Nacken, an der Wange trafen.
Bewusstsein für die Gefahr fehlt
Der Coach war danach meilenweit davon entfernt, den Anhängern der Gastgeber auch nur den kleinsten Vorwurf zu machen. „Die wollten ja das Beste, wollten einen schönen Rahmen für ein Fußballfest herstellen“, sagte er – und hatte hundertprozentig Recht. Ganz sicher hatte niemand vor dem Sportheim des TuS Bedesbach-Patersbach auch nur eine Sekunde lang im Sinn, jemanden „anzukokeln“. Und doch passierte es, weil nach wie vor kein Bewusstsein dafür herrscht, dass diese Feuerwerke verletzen können.
So schön die farbige Pyro-Show vielleicht aussehen mag, sie ist und bleibt gefährlicher Unfug, die nicht auf und an Fußballplätze gehört. Sie gehört nicht in Kurven bei Bundesligaspielen, sie gehört nicht vors Sportlerheim eines Aufstiegsspiels und auch nicht an den Spielfeldrand einer Pokalpartie. Sie gehört auch nicht auf eine Meister-Jubelfeier auf den Platz, und sie gehört schon gleich gar nicht dorthin, wo Kinder und Jugendliche spielen und Titel gewinnen.
Keine Pyrotechnik bei den Tagen des Jugendfußballs
In gut zwei Wochen finden in Göttschied wieder die Tage des Jugendfußballs statt. In den letzten Jahren ist es dabei zur Unsitte geworden, die Teams von der E- bis zur A-Jugend, trotz Verbots, mit farbenfrohem Feuerwerk (Achtung!) „anzufeuern“ und abzufeiern. Pyrotechnik gilt noch immer als harmlos, und wer auf die Einhaltung des Verbots bei Sportveranstaltungen pocht, wird leichtfertig zur Spaßbremse abgestempelt. Doch es ist nun einmal alles andere als ein Spaß, wenn Fackeln, Wunderkerzen, Heuler, Böller, Kracher und Raketen zu Verletzungen führen. Und wer das nicht glauben mag, der sollte Andy Baumgartner kontaktieren.