Mainz 05 in der Bundesliga
Keine Tore bei Schmidts Abschied
Daumen hoch für den FSV Mainz 05: Martin Schmidt. Foto: Harry Langer/dpa
Harry Langer. dpa

Er war Trainer der Amateure, Coach der Profis, Sportdirektor und zuletzt Berater: Jetzt hat der Schweizer Martin Schmidt endgültig seinen Abschied beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 gegeben.

Der Blumenstrauß für die Freundin, die netten Worte vor dem Anpfiff: So weit war alles okay an Martin Schmidts letztem Arbeitstag für den FSV Mainz 05. Was jedoch danach kam und sich über insgesamt 101 Minuten zog, bildete keinen angemessenen Rahmen als Abschiedsspiel für den langjährigen Nachwuchs- und Cheftrainer der Rheinhessen, der den Bruchweg im Mai 2017 zu ersten Mal verlassen hatte und Ende 2020 als Sportdirektor zurückgekehrt war.

Schmidt, seit vorigem Sommer nur noch als Berater tätig, und rund 31.000 weitere Zuschauer bekamen beim 0:0 gegen den FC Augsburg schwer verdauliche Kost serviert: viel Leerlauf, zahlreiche Pass- und Annahmefehler, wenige fußballerische Akzente, kaum Torchancen.

Echte Begeisterung kam erstmals in der 66. Minute auf: bei Jonathan Burkardts Einwechslung. Allerdings änderte auch die Mitwirkung des zuletzt viermal ausgefallenen Torjägers nichts am wilden Gekicke in der zweiten Halbzeit. Immerhin sorgte die starke Mainzer Defensive dafür, dass die Augsburger nur einmal gefährlich vor Keeper Robin Zentner auftauchten – und das auch nur dank eines Querschlägers von Maxim Leitsch, der am eigenen Pfosten landete. „Den Gegner ansonsten so vom Tor wegzuhalten, muss man erst mal hinbekommen“, benannte 05-Sportdirektor Niko Bungert den positivsten Aspekt aus Mainzer Sicht. Getreu der einst von Jürgen Klopp ausgegebenen Devise: „Wenn du das Spiel schon nicht gewinnen kannst, solltest du es wenigstens nicht verlieren.“

Auf der anderen Seite schlugen Paul Nebel aus zwei guten Schusspositionen in der Anfangsphase sowie Nelson Weiper ebenfalls vor der Pause einmal per Fuß und einmal per Kopf kein Kapital aus ihren Torchancen. „In der zweiten Halbzeit war unsere Qualität mit dem Ball nicht gut genug“, monierte der Gelb-gesperrte Trainer Bo Henriksen, „aber wir müssen lernen, auch solche Spiele zu gewinnen.“

Ex-Klub als unangenehmer Gegner

Freilich waren die Augsburger so unangenehm zu bespielen, wie die Mainzer es erwartet hatten. Bungert charakterisierte sie als „ekligen Gegner, der sich kaum herauslocken lässt und in Umschaltsituationen immer gefährlich ist“ – und wer wüsste das besser als Martin Schmidt? Nicht nur, dass der Schweizer als 05-Trainer manch harten Fight mit den Schwaben ausgefochten hätte (mit einer Bilanz von vier Siegen und einem Remis). Nein, Schmidt war nach seinem ersten Engagement in Mainz und einem halbjährigen Intermezzo in Wolfsburg auch saisonübergreifend elf Monate in Augsburg tätig und setzte seinem Herzensklub mit einem 2:1-Sieg zu.

Nach Mainz geholt hatte ihn Thomas Tuchel zur Saison 2010/11. Schmidt übernahm die U23, die er nach vier Spielzeiten von der Regionalliga in die Dritte Liga hievte. Knapp neun Monate später folgte sein zweiter Aufstieg: Manager Christian Heidel installierte ihn als Cheftrainer der Profis, die unter Kaspar Hjulmand zusehends in Abstiegsgefahr geraten waren. Schmidt führte sich mit einem 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt ein und die Mannschaft mit 18 Punkten aus 13 Begegnungen auf den elften Platz.

Schmidts Wirken bei den 05ern

2015/16 klopfte sie sogar an den Champions-League-Rängen an und qualifizierte sich als Tabellensechster für die Gruppenphase der Europa League, die allerdings unter anderem wegen einer 1:6-Niederlage in Anderlecht enttäuschend verlief. Den Verbleib in der Bundesliga sicherten sich die Rheinhessen erst am vorletzten Spieltag; Schmidts Job rettete das nicht mehr.

Sein überraschendes Comeback gemeinsam mit Heidel als neuem Sportvorstand vor etwas mehr als fünf Jahren bescherte Schmidt unter anderem zwei spektakuläre Nichtabstiegskämpfe mit den Trainern Bo Svensson und Bo Henriksen. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für einen Schnitt“, sagt er. Seine Nachfolger Niko Bungert und der Technische Direktor Meikel Schönweitz hätten sich optimal in die Materie eingearbeitet, die Mannschaft steht äußerst stabil da. In den nächsten Monaten wolle Schmidt zunächst „emotional Abstand zum bisherigen Job, aber nicht zum Verein, gewinnen“ – danach sei er für neue Aufgaben offen.

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