Kommentare (Regionalsport Süd)
Kein Fußball am 1. Oktober? Dann hakt das Jahr 2020 ab und überlegt euch etwas Kreatives für das Frühjahr 2021

Wenn der Spielausschuss des Südwestdeutschen Fußballverbands am Montag wieder virtuell die Köpfe zusammensteckt, dann sollte es auch darum gehen, welche Möglichkeiten es so gibt, eine Saison jenseits des üblichen Rahmens von Hin- und Rückrunde zu spielen. Angesichts des Umstands, dass es nach wie vor Glaskugelleserei ist, wann Fußball wieder als Wettkampf gespielt werden kann, ist die Festlegung auf einen anderen Wettkampfmodus unabdingbar und nun eine der wichtigsten Aufgaben, die der SWFV lösen muss.

Nachspielzeit von Sascha Nicolay

Als erstes sollte freilich geklärt werden, wann der spätest denkbare Zeitpunkt ist, an dem eine „normale“ Saison begonnen werden kann, um sie auch regulär zu Ende führen zu können. Dabei muss realistisch gedacht werden. Eine Vielzahl englischer Wochen in Folge beispielsweise sind für Amateurvereine nicht realistisch stemmbar. Realistisch könnte aber sein, sich Gedanken darüber zu machen, ob eine drei Monate lange Winterpause noch notwendig ist, oder ob es wirklich sein muss, im Juni keine Spiele mehr anzusetzen, weil eine Europameisterschaft auf dem Terminplan steht. Viele Verantwortungsträger, wie zum Beispiel der Kreisvorsitzende Axel Rolland, halten einen späteren Saisonstart als am 1. Oktober kaum noch für umsetzbar – und liegen in meinen Augen richtig!

Selbst die üblichen 16 Mannschaften großen Klassen benötigen nun einmal 30 Spieltage. Ab dem 1. Oktober ginge das wohl gerade noch. Wenn man im Oktober fünf Spieltage über die Bühne bekommt, im November vier und vielleicht im Dezember noch zwei, dann wären 2021 noch 19 Spieltage zu absolvieren. Fünf im März, fünf im April, fünf im Mai und vier im Juni wären eine Möglichkeit. Oder ein früherer Beginn bereits im Februar eine andere. Ligen, die mit mehr als 16 Mannschaften spielen, müssten mindestens vier englische Wochen mehr einlegen. Also – viel später als am 1. Oktober darf es auf keinen Fall losgehen. Der SWFV sollte das den Klubs ganz klar sagen und sie auch dafür sensibilisieren, dass schon dieser Zeitpunkt erhebliche Anstrengungen mit sich bringt, um eine Saison komplett zu absolvieren – vor allem dann, wenn auch noch ein Pokalwettbewerb gespielt werden soll.

Auf der anderen Seite sollten die Vereine, Mannschaften und Spieler nicht murren, wenn tatsächlich in der einen oder anderen Woche zwei Spiele und Partien an Fastnacht und an den Ostertagen angesetzt werden. Als Ausnahmesituation wäre ein Saisonstart um den 1. Oktober herum zumutbar!

Doch was passiert, wenn am 1. Oktober kein Startschuss fällt? Was, wenn dann immer noch unklar ist, wann Wettbewerbsfußball gespielt werden kann? In meinen Augen sollte dann tatsächlich das Jahr 2020 amateurfußballtechnisch abgehakt werden. Bitte dann keine neue Spekuliererei, ob es vielleicht am 1. November oder an Weihnachten weiter gehen kann. Wenn am 1. Oktober nicht gekickt werden kann, dann sollte der SWFV seinen Vereinen eine relative Planungssicherheit geben und die Wiederaufnahme des Spielbetriebs für den 1. März 2021 festlegen. Natürlich muss der Verband dann einen Plan aus dem Ärmel schütteln, was in den folgenden vier Monaten passieren soll. Ich hoffe, dass sich der Spielausschuss genau darüber unterhält.

Drei Modelle (es gibt sicher einige mehr) will ich nennen, die vom 1. März 2021 an Wettbewerbsfußball möglich machen.

1. Die am nächsten liegende Lösung scheint zu sein, eine einfache Runde zu spielen. Einmal jeder gegen jeden – keine Rückspiele. 15 bis 17 Spieltage sind vom 1. März an zwar sportlich, aber zweifellos möglich. Ich finde diese Möglichkeit recht gerecht, aber irgendwie auch einfallslos und langweilig. Wenn schon eine außergewöhnliche Situation vorliegt, dann könnte man auch etwas Außergewöhnliches machen.

2. NZ-Mitarbeiter Marcel Werle, der auch die SG Idar-Oberstein coacht, sowie Ernst-Walter Ströher, früher stellvertretender Kreisvorsitzender, haben die Grundlagen für diese Idee geliefert. Eine Möglichkeit wäre es, die Ligen zu teilen. Beim Beispiel einer 16 Mannschaften großen Spielklasse kämen so zwei Achterstaffeln zustande, die in Hin- und Rückspielen (14 Spieltage) eine Abschlusstabelle ermitteln. Bis Ende Mai könnte diese Runde gespielt sein. Für die Teams von Platz fünf bis zwölf wäre danach Schluss. Doch die ersten Vier und die letzten Vier der beiden Staffeln ermitteln nun in Play-off-Partien den Meister und einen Absteiger. Dabei trifft der Erste von Staffel A auf den Vierten von Staffel B, der Zweite von A auf den Dritten von B, der Dritte von B auf den Zweiten von A und der Vierte von A auf den Ersten von B. Die Sieger stehen im Halbfinale, dessen Gewinner in einem Endspiel den Meister ermitteln. Viertelfinale und Halbfinale werden mit Hin- und Rückspielen ausgetragen, bei denen die Tordifferenz zählt. Im Falle eines Gleichstands nach zweimal 90 Minuten gibt es im Rückspiel Verlängerung und gegebenenfalls Elfmeterschießen. Das Finale findet auf neutralem Platz statt.

Analog wird der Absteiger ausgespielt. Fünfter von Staffel A trifft auf Achten von Staffel B usw. Der Unterschied besteht natürlich darin, dass in der Abstiegsrunde immer der Verlierer weiterspielen muss. Die Mannschaft, die dann das Abstiegsfinale verliert, steigt dann schließlich ab.

Diese Play-off-Variante hat sicher den Nachteil, dass die Spieler der Teams, die in den Ausscheidungsspielen stehen, in kurzer Zeit hintereinander fünf Partien (womöglich drei davon mit Verlängerung) spielen müssten. Die Belastung für einen Amateur wäre also enorm, könnte aber womöglich durch die Genehmigung von einer oder zwei zusätzlichen Auswechslungen abgemildert werden. Andererseits bürgten die Play-off-Spiele für mächtig Spannung oder wären sicher ähnlich zuschauerträchtig wie sonst die Aufstiegsspiele.

3. Die dritte Lösungsmöglichkeit sieht zunächst einmal vor, die „normale“ Saison 2020/21 überhaupt nicht auszutragen. Am 1. Juli 2021 würde demnach die nächste reguläre Runde gestartet werden, mit den Spielklassen, die gerade ermittelt worden sind. Die Zeit vom 1. März bis zum 1. Juli könnte man trotzdem mit einem Wettbewerb füllen, einer Art Übergangssaison, in der die Staffeln nach regionalen Gesichtspunkten eingeteilt werden. Auf Kreisebene würden so Bezirksliga-, A-, B- und C-Klassen-Teams in einer Regionalstaffel spielen, die Lokalduelle ohne Ende garantieren würde. Acht Regionalstaffeln (in einer könnten zum Beispiel Kirschweiler, Wildenburg, Hochwald, Veitsrodt, Niederwörresbach, Mörschied, Tiefenstein, Idarwald und Bundenbach spielen, in einer anderen z.B. Fischbach, Nahbollenbach, BSV, SG ASV/Hohl, Göttschied, Regulshausen, Kirn-Sulzbach und Bärenbach spielen) wären beispielsweise denkbar, deren Gewinner anschließend in Play-off-Duellen einen Kreismeister ermitteln.

Ähnlich könnte man mit Landesliga- und Verbandsligamannschaften verfahren, die dann ebenfalls in regionaler zugeschnittenen Übergangsligen einen Meister ermitteln. So wäre eine „Nahe-Liga“ mit dem SC Idar, dem VfR Baumholder, Eintracht Bad Kreuznach, dem TuS Hoppstädten, dem VfR Kirn, der SG Meisenheim, der SG Hüffelsheim, und der SG Schmittweiler denkbar. Die Gewinner der regionalen Ligen könnten anschließend ebenfalls in einer Play-off-Runde den Teilnehmer an der nächsten DFB-Pokal-Hauptrunde ausspielen.

Dieser Regionalspielbetrieb hat sicher den Nachteil, dass womöglich Mannschaften mit eklatanten Leistungsunterschieden aufeinandertreffen. Außerdem könnte es schwierig festzulegen sein, wo genau welche Mannschaft eingegliedert wird, um so viele Lokalduelle wie möglich zu haben. Andererseits wären Derbys in Hülle und Fülle garantiert, die, wie die anschließende Play-off-Runde, für Spannung sorgen würden.

E-Mail an den Autor: sascha. nicolay@rhein-zeitung.net

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