Nachspielzeit
Hallenfußball-Absagen im Jugendbereich sind falsch: Kinder müssen kicken

Hallenfußball wird im Kreis Birkenfeld also so gut wie nicht gespielt. Nachdem auch die VG Herrstein/Rhaunen ihr Turnier abgesagt hat, besteht nur noch in Idar-Oberstein die Chance auf eine Meisterschaft. Das ist schon schade und ehrlich gesagt auch schwer zu verstehen angesichts der Tatsache, dass andere Hallensportarten wie Handball oder Volleyball laufen.

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Nachspielzeit von Sascha Nicolay

Dass Aktive nicht in der Halle kicken, ist ja noch zu verschmerzen und wegen der Energiekrise womöglich auch ein akzeptabler Beitrag des Fußballs. Dass aber auch die Meisterschaften im Jugendfußball abgesagt worden sind, ist falsch.

Fatale Auswirkungen

Seit bald drei Jahren hat auch der Fußball mit diversen Krisen zu kämpfen – mit Corona- und Energiekrisen. Am härtesten trifft das jugendliche Sportler, jugendliche Fußballer. Es ist gut möglich, dass ein junger Kicker, der zu Beginn des Corona-Schocks noch D-Jugendlicher war, auch als B-Junior noch kein Hallenfußballturnier erlebt hat. Die Auswirkungen sind fatal. Grundlegende Probleme werden mit dem Hallenfußball-Stopp befeuert – der Bewegungsmangel, von dem Kinder heutzutage betroffen sind, wird regelrecht gefördert.

Viereinhalb Monate Pause

Es darf eigentlich nicht sein, dass Mannschaftssportarten für ein Großteil des Jahres einfach ruhen. Der Kinder- und Jugendfußball läuft in dieser Saison seit den Sommerferien, wurde in den Herbstferien unterbrochen und rollte dann noch zwei Wochen. In vielen Klassen ist jetzt mit dem Wettbewerbsspielen Schluss. Normalerweise würden jetzt Hallenspiele anstehen. Kreismeisterschaften, mit dem Ziel ins Masters zu kommen. Doch erneut gibt es diese Titelkämpfe, die in allen Hallen des Kreises Woche für Woche von November bis März ausgetragen worden sind, nicht. Jetzt ist stattdessen viereinhalb Monate Fußballpause angesagt – und im schlimmsten Fall wird nicht einmal trainiert.

Doch selbst wenn Übungseinheiten regelmäßig stattfinden, fehlt doch den Kindern das Salz in der Suppe – der Wettbewerb. Die Freude daran, sich zu messen, Tore zu schießen, Erfolge zu haben, gemeinsam Siege und Niederlage, teilen. Erlebnisse, die so wichtig sind für Kinder und Jugendliche. Erlebnisse, von denen sie ihr ganzes Leben lang zehren. Und natürlich ist es auch aus sportlicher Sicht nicht gut, dass so lange nicht gekickt wird. Junge Fußballerinnen und Fußballer brauchen möglichst viel Kontakt mit der Kugel, um Erfahrung zu sammeln. Wie sollen sie sich verbessern, wenn neben dem Training der Wettkampf fehlt?

Sportart kann uninteressant werden

Viereinhalb Monate (und zuvor zwei Jahre) ohne Fußball bedeuten aber auch, dass die latente Gefahr besteht, dass diese gerade für Kinder so wunderbare Sportart uninteressant wird, dass andere Freizeitbeschäftigungen Vorrang genießen – im schlechtesten Fall der Computer oder die Playstation vom Zockersessel aus.

Deshalb ist die generelle Absage aller Hallenturniere unter der Regie des Südwestdeutschen Fußballverbands ein unnötiger Schnellschuss gewesen. Energie ließe sich sicher auf andere weise einsparen als ausgerechnet beim Sport, beim Fußball für Kinder und Jugendliche. Und das Coronarisiko wäre sicher mit den entsprechenden Maßnahmen kalkulierbar gewesen. Mit Maskenpflicht auf den Tribünen beispielsweise.

SC Idar leistet wichtigen Beitrag

Glücklicherweise gibt es Vereine, die sich trauen, Privatturniere zu veranstalten. Wie zum Beispiel der SC Idar-Oberstein, der seinen „Budenzauber“ austragen will – wenngleich in abgespeckter Form. Die Jugendabteilung des SC leistet damit einen wirklich wichtigen Beitrag für den Kindersport im Allgemeinen und den Jugendfußball im Besonderen. Und es ist wünschenswert, dass andere Vereine oder Spielgemeinschaften das gleiche tun. Vielleicht kann so diese ewig lange vom Verband verordnete fußballlose Zeit für Kinder und Jugendliche doch vernünftig überbrückt werden – mit Fußball eben.

E-Mail: sascha.nicolay@rhein-zeitung.net

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